RWTH

RWTH-Wissenschaftlerin Miriam Pfeiffer publiziert in Scientific Reports. „Der westliche indische Ozean hat sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts von allen tropischen Ozeanen am schnellsten erwärmt. Das trägt immens zum globalen Anstieg der Meerwassertemperaturen bei“, so Dr. Miriam Pfeiffer vom Geologischen Institut der RWTH Aachen. Sie beschäftigt sich mit der vom Menschen verursachten Erwärmung im 20. Jahrhundert.

„Allerdings ist der zeitliche Verlauf dieser Erwärmung nicht gut erfasst. Er hängt stark von der jeweiligen historischen Temperatur-Rekonstruktion ab“, erläutert die Wissenschaftlerin. Alle bisherigen Daten stammten aus dem International Ocean-Atmosphere Dataset. Es ist das einzige Archiv mit instrumentellen Messungen der Meerwassertemperaturen, größtenteils basierend auf Schiffsdaten. Seit den 1850er Jahren wird auf unterschiedliche Weise die Temperatur der Ozeane entlang der kommerziellen Schiffsrouten gemessen. „Es ist nicht einfach festzustellen, welche der Daten den Temperaturverlauf am besten wiedergeben. Unterschiedliche Messmethoden, zum Beispiel mit speziellen Eimern oder im Kühlwassereinstrom des Maschinenraums installierten Thermometern, verursachen leicht abweichende Werte. Diese müssen aufwendig korrigiert werden. Daher brauchen wir unabhängige Daten, die unter anderem aus tropischen Korallen gewonnen werden können“, sagt Pfeiffer.

Die 45-Jährige forscht seit zehn Jahren mit verschiedenen tropischen Korallen zum Klimawandel. Sie führte bereits zahlreiche Messungen durch, wo sie die Kerne der Korallen in Tauchgängen auch eigenständig herausbohrte. Hierfür wurde eigens eine sehr schonende Methode entwickelt, die den Korallenkolonien nicht schadet. Die aktuellen Messungen führte Miriam Pfeiffer an Bohrkernen lebender Steinkorallen der Gattung Porites durch, die in den Seychellen und dem Chagos Archipel gewonnen wurden. Anhand der Kerne baute sie eine neue, unabhängige Temperatur-Rekonstruktion für den westlichen indischen Ozean auf. Die Forscherin benutzt hierzu die geochemische Zusammensetzung des Korallenskelettes, welche sehr deutlich Temperaturschwankungen über viele Jahrzehnte belegen.

Die Ergebnisse zeigen, dass systematische Messfehler während des Zweiten Weltkriegs die Unterschiede zwischen den Temperatur-Rekonstruktionen verursacht haben. „Dies wirkt sich auf den errechneten Erwärmungstrend des Indischen Ozeans und der globalen Mitteltemperaturen während des 20. Jahrhunderts aus“, so Pfeiffer. Das sei gleichzeitig ein starkes Signal, denn es beantworte die Frage eines wichtigen Klimaprozesses: Wie hat die Atmosphäre auf den Anstieg der Meerwassertemperatur reagiert? „Meine Messwerte tragen dazu bei, dass man das richtige Temperaturprodukt verwenden kann, welches für weitere Modell-Simulationen des zukünftigen Klimas sinnvoll ist. Die Ergebnisse zeigen auch, dass einige Teile der Tropen, wie die Seychellen und das Chagos Archipel, besonders gut geeignet sind, um eine globale Erwärmung zu erkunden.“

 

Paper in Scientific Reports:

https://www.nature.com/articles/s41598-017-14352-6