Alles rund um Aachen

Der aktuelle Stellplatz ist symbolträchtig. Direkt am Obelisken, der den Dreiländerpunkt Belgien/Niederlande/Deutschland markiert, steht die rote Säule mit dem knalligen Atom-Logo gut sichtbar. „Tihange ausschalten!" heißt die Aufforderung – und jeder, der den Hebel betätigt, stimmt genau dafür. Zehn dieser Säulen haben die Initiatoren, die Künstler Lars Harmens und Rolf Jägersberg, nun schon mit Sponsorenhilfe in der Region aufgestellt, die elfte wird in den kommenden Tagen folgen, diesmal in Mönchengladbach. „Die Resonanz ist nach wie vor ungebrochen überwältigend", sagen Harmens und Jägersberg, „und das Ergebnis kann man nur eindeutig werten: Die Bürgerinnen und Bürger fordern laut, das marode Kernkraftwerk im belgischen Tihange auszuschalten!"

„Ein besonders mulmiges Gefühl"

Heute, am 1. September, dem Tag, an dem die Vorverteilung der Jodtabletten in der Region startet, sprechen die beiden Initiatoren von einem „besonders mulmigen Gefühl". Die Aachener Säule, die Ende vergangenen Jahres von Oberbürgermeister Marcel Philipp vor dem Bürgerservice Katschhof ihrer  Bestimmung übergeben wurde, hat nun die sechste Station auf einer Reise durch Aachen erreicht: Sie stand auch vor der Mayerschen Buchhandlung, auf der Euregio Wirtschaftsschau, am Zugang des  neugestalteten Brander Marktplatzes, auf dem Historischen Jahrmarkt in Kornelimünster und den Sommer über nun am Dreiländerpunkt. Die Idee des Oberbürgermeisters, die Säule quer durch Aachen wandern zu lassen wird Ende September weitergeführt. Der Hebel der Aachener Säule wurde inzwischen 730.000-mal betätigt, jede Bewegung das Votum eines Bürgers, der in tiefer Sorge um die Sicherheit ist und das Ende von Tihange fordert.

Jeden Samstag bekommen die Verantwortlichen Post aus Aachen

„Der Standort Dreiländerpunkt ist ausgezeichnet", sagt Lars Harmens und spricht von Zuwächsen, die bei 10.000 Klicks pro Woche liegen. Auf alle zehn derzeit platzierten Säulen in der Region (auch in Eupen und in Hoensbroek/NL) hochgerechnet sprechen die Initiatoren von 1,73 Millionen Hebelbewegungen.

Nach wie vor schicken Harmens und Jägersberg jeden Samstag den aktuellen Stand ihrer Aktion an die Verantwortlichen in Belgien – per Brief. Nach Harmens' Auskunft haben sich der belgische Regierungschef Charles Michel und der Chef der belgischen Atomaufsichtsbehörde, Jan Bens, persönlich und ebenfalls per Brief gemeldet. „Der Ton ist freundlich", sagt Harmens, „unter dem Strich bleibt aber die Reaktion: Wir können verstehen, dass Sie sich Sorgen machen, aber Sie können sich darauf verlassen, dass wir das alles im Griff haben." Mit dieser Haltung können sich Harmens und Jägersberg natürlich nicht anfreunden.

„Wir sehen, dass durch die Hinhaltetaktik der Protest gegen Tihange nicht an Kraft verliert", sagt Jägersberg. „Der Protest bleibt stabil, und unsere Säulen sind ein gutes Medium, um aktiv zu signalisieren, dass nur das Ausschalten Sinn macht."