Alles rund um Aachen

Was macht Leben im Alter lebenswert? Was bewegt die älteren Menschen im Aachener Westparkviertel? Das sind Fragen, auf die es nun bald eine Antwort gibt. Denn die Stadt Aachen wird in den kommenden drei Jahren am Landesförderprojekt „Entwicklung altengerechter Quartiere in NRW“ teilnehmen, einem Projekt innerhalb des Landesförderplans „Alter und Pflege NRW“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes.

In Aachen startet ab September das Projekt „Altengerechtes Quartier im Westparkviertel“ gemeinsam mit dem Partner Altenheim St. Elisabeth an der Welkenrather Straße, das direkt an den Westpark grenzt. „Wir freuen uns, dass wir den Zuschlag bekommen haben. Wir haben hier in Aachen Erfolg mit dem Thema ‚Quartiersmanagement‘. Wir haben einen Sozialentwicklungsplan, der sich kleinteilig auf die einzelnen Quartiere konzentriert“, erläutert Professor Dr. Manfred Sicking, Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen, den Ansatz.

Die Voraussetzungen seien im Westparkviertel allerdings andere als in den eher strukturschwachen Vierteln Aachen-Ost oder Aachen-Nord, die bisher gefördert wurden. „Das Viertel und seine Bevölkerung sind sehr heterogen, es ist sehr stadtnah“, beschreibt Sicking. Außerdem sei „Alter“ kein homogener Begriff, so der Beigeordnete. Die Gruppe der 55 plus, auf die das Projekt abzielt, hätte ganz „individuelle Ansprüche und Bedürfnisse“. Im Westparkviertel will man aber Erkenntnisse schaffen, die sich sicher auch auf andere städtische Bereiche übertragen lassen.

Heterogenes Viertel: Studierende, Familien, älter Menschen, viele Singles
Hierzu kann der städtische Sozialplaner Dr. Marius Otto einige Zahlen, Daten und Fakten liefern: „In dem Gebiet, das wir betrachten werden, wohnen rund 18.000 Menschen. Hier gibt es viel studentisches Leben, aber auch eine hohe Zahl von Singlehaushalten 60 plus. Auch gibt es hier nicht die klassische Zuwanderung oder Migration. Die Menschen hier sind eher besser gestellt. Wir haben uns dieses Viertel bewusst ausgesucht.“ Aber viele Dinge wisse man eben noch nicht, sie tauchen in keiner Statistik auf. Deshalb wird es auch eine repräsentative Studie der Katholischen Hochschule NRW (KatHo) im Viertel geben, bei der alle Gruppen einbezogen werden sollen – vom Rentner zum Studierenden, von der jungen Familie bis hin zu den Menschen, die nicht im Viertel leben, aber dort arbeiten oder ihre Freizeit verbringen: „Das Viertel ist ja nicht nur durch die geprägt, die hier wohnen, sondern auch durch die, die sich hier aufhalten“, erläutert Otto. Betrachten wird man das Gebiet bis an den Rand des Kronenbergs, bis zur Turmstraße, Mauerstraße, Junkerstraße, die obere Jakobstraße, ein Stück der Vaalser Straße mit dem Kernpunkt Westpark.

Aber das Projekt wird natürlich weit über die Befragung und die neuen Daten hinausgehen: Ziel ist es, die Wohnqualität der Bewohner dieses Viertels, die zur Alterskategorie 55 plus gehören, konkret zu verbessern. Deshalb wird ab Anfang September auch eine Quartiersentwicklerin installiert, gezahlt durch das Land NRW, das auch noch jährlich Sach- und Maßnahmenmittel in Höhe von 10.000 Euro beisteuert. Marion Bergk freut sich schon auf ihre neue Aufgabe: „Es ist wichtig die Menschen zu beteiligen und nicht fertige Ideen mit zu bringen.“ Ihr Büro wird sich im Altenheim St. Elisabeth befinden und soll für die Menschen im Viertel als Anlaufstelle dienen, konkrete Hilfe und Beratung bieten. Sie selbst hat auch einen Bezug zum Umfeld: „Ich habe einige Jahre hier gewohnt und ziehe – tatsächlich ein großer Zufall – bald wieder hier her. Ich bin gespannt, wie sich das Viertel entwickeln wird.“

Welche Bedürfnisse haben die Menschen im Viertel?
„Wir setzen auf einen ganz pragmatischen Ansatz: Als Altenheim sind wir seit Jahren gut vernetzt mit Vereinen, Initiativen und so weiter. Wir sind ein integraler Bestandteil der Infrastruktur des Viertels“, beschreibt Peter Rode, Leiter des Altenpflegeheims, die Rolle seines Hauses. Dabei sei man längst nicht nur auf Pflege von alten Menschen im Alter von über 80 Jahren spezialisiert: „Wir sind ein offenes Haus, ein Ort, an dem Konferenzen stattfinden. Es gibt einen offenen Mittagstisch, Feste und, und, und…“, sagt Erika Bley, Sozialdienstleiterin in St. Elisabeth. Es gebe sicher schon Angebote im Viertel – Einkaufshilfe, Nachbarschaftshilfen, Begleitdienste – aber es sei wichtig, diese Dinge bedarfsgerecht zu entwickeln und zu vernetzen: „Es geht auch darum, nicht nur die Bedürftigen zu identifizieren, sondern auch Ehrenamtliche oder Freiwillige.“ Sozialplaner Otto ergänzt: „Es geht darum, den Impuls zu geben. Und wir reden bei 55 plus ja auch über die ‚zukünftig Alten‘.“ Im Mittelpunkt dieser Entwicklung sollen die Themen stehen, die auch als Handlungsfelder im Masterplan des Landes NRW vorkommen: „Wohnzufriedenheit, Selbstversorgung beim täglichen Bedarf, Gemeinschaft und Partizipation am kulturellen und sozialen Geschehen, also alles, was die Lebensqualität beeinflusst“, erklärt Erika Bley.

Mit dem St. Elisabeth Altenheim habe die Stadt Aachen einen Partner gefunden, der nicht nur seine fachliche Expertise einbringen kann, sondern auch Teil des Viertels ist: „Wir würden uns öfter so kompetente Partner wünschen“, freut sich der Beigeordnete Manfred Sicking auf die Kooperation.

Großes Fest zum Projektstart
Am Freitag, 1. September, ab 17 Uhr, findet ein großes Fest im Garten und Innenhof des Altenheims St. Elisabeth statt. Ab 18 Uhr bis ca. 22 Uhr spielt die Rock’n’Soul-Band „Friday Night“.