Alles rund um Aachen

Jahrelang befanden sich viele der alten Industrie- und Gewerbeflächen entlang der Jülicher Straße in einem Dornröschenschlaf. Doch längst macht sich in Aachen-Nord Aufbruchstimmung breit. Der Erfolg des StreetScooter strahlt bundesweit, erste Agenturen und Anwaltskanzleien haben das Quartier bereits für sich entdeckt. Doch das soll erst der Startschuss sein. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Aachen Digital“ hatte die Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen daher zu einem Ideen-Workshop eingeladen. In den Hallen des einstigen Elektrizitätswerks Garbe, Lahmeyer & Co. ging es nun um die Fragen „Mehr Stadt entlang der Jülicher Straße? Flexible Lösungen durch mehr Nutzmischungen?“

Freie Flächen in Aachen sind endlich
Rund 80 Experten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Verwaltung diskutierten einen Nachmittag lang, wie das Gebiet zwischen Jülicher Straße, Prager Ring und Grünem Weg sein Potenzial in Zukunft optimal ausschöpfen kann. Wobei es, das betonten alle Beteiligten, auf einen guten Mix aus modernen Gewerbeflächen, Freizeitmöglichkeiten, Gastroangeboten sowie einer gelungenen Integration und Anbindung der Wohngebiete ankommt. „Es ist uns allen klar, dass die Flächen in Aachen insbesondere für die Ansiedlung von Unternehmen aus der Technologie- und Digitalbranche endlich sind“, stellte Dieter Begaß, Leiter des städtischen Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Europa, in einer ersten Talkrunde fest. Umso wichtiger sei es, industrielle Altstandorte wiederzuentdecken. „Gerade hier in Aachen-Nord können wir sagen: Da geht was!“

Wie es gehen kann, zeigte in einem Impulsvortrag Dirk Stürmer. Der Leiter des Zentrums für Produktionstechnologie Dortmund präsentierte, wie die Ruhrgebietsmetropole ein altes Stahlwerk-Areal über viele Jahre zu einem hochmodernen Gewerbe-, Wohn- und Freizeitstandort entwickelt hat. Sein Fazit: „Für solche Projekte braucht man einen langen Atem!“

Drei Workshops
Und zu Beginn benötigt man kreative Ideen. Die sammelten die Teilnehmer in drei Workshops, um Zukunftsszenarien für Aachen-Nord aus Sicht der Flächenentwickler, der Digitalen und Kreativen und aus Sicht der Bürgerinitiativen und des Bürgerdialogs zu entwerfen. Unterstützt wurden sie dabei von dem professionellen Zeichner Daniel Freymüller aus Berlin, der per „Graphic Recording“ die Ergebnisse und Anregungen der einzelnen Workshops in kleinen „Comic-Kunstwerken“ festhielt. Das heißt: Freymüller zeichnete und schrieb in Echtzeit mit, während die Gruppen miteinander diskutierten. Die Plakate wurden in einer Abschlussrunde noch einmal der gesamten Runde vorgestellt.

Einige Ideen im Überblick:
•    Es braucht Leuchtturmprojekte, die Schwung auslösen können und eine Aufbruchstimmung verbreiten. Exemplarisch steht dafür sicherlich die Produktion des StreetScooters an der Jülicher Straße. Andreas Sujata (StreetScooter) ebenso wie Dirk Reuters (Talbot Services) verkörpern diesen Erfolg. „Mit Mut gestaltet, viel Glück gehabt und heute auf dem richtigen Weg“, fasste Reuters die aufregenden letzten Jahre zusammen. Aber auch Agenturen oder Kanzleien wie die von Dirk Daniel und seinen Partnern haben sich in Aachen-Nord angesiedelt. Einen Schritt, den der Anwalt nicht eine Sekunde bereut hat. „Wir sind seit zwei Jahren hier und erleben seitdem den großen Aufbruch. Es könnte für uns nicht besser laufen!“
•    Neben diesen und hoffentlich weiteren neuen Leuchttürmen sind Weitsicht und Planung gefragt. „Wir brauchen Leitplanken, die die künftige Entwicklungsgeschichte von Aachen-Nord vorzeichnen“, glaubt Niels-Christian Schaffert, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen. Das Ziel müsse lauten: viel Flexibilität für unterschiedliche Nutzungen und Gestaltungen der Flächen erhalten, aber zugleich die Ansiedlung von neuen modernen Gewerbeunternehmen nicht erschweren.
•    Digital und Analog in Einklang bringen: Unter diese Überschrift kann eine weitere wichtige Aufgabe für die Entwicklung von Aachen-Nord entlang der Jülicher Straße zusammengefasst werden. Wie schafft man neue Arbeitsplätze durch Digitalisierung? Wie können alte Arbeitsplätze umgewandelt werden? Wo gestaltet man attraktive Orte, an denen sich Menschen im Quartier begegnen? Das kann die Bar oder ein Park sein. Das kann aber auch via „Quartiers-App“ passieren. Oder bei Ferienangeboten wie Sportevents direkt in Aachen-Nord.

Über all dem schwebte an diesem Tag die Frage: Was macht ein attraktives urbanes Gebiet im 21. Jahrhundert eigentlich aus? Aachen-Nord hat das Potenzial, sich als genau solches dauerhaft zu etablieren. Erste Ideen wurden gesammelt. „Wir nehmen die vielen Anregungen mit“, versprach Dieter Begaß. In einem waren sich alle einig: Solch ein Areal mit dem rauen Industrie-Charme des vergangenen Jahrhunderts, mit kulturellen Anziehungspunkten wie dem Ludwig Forum in direkter Nachbarschaft und sich geradezu aufdrängenden Anknüpfungspunkten zu außergewöhnlichen Projekten wie dem geplanten DigitalHub in St. Elisabeth schreit geradezu danach, ein erfolgreiches Kapitel Aachener Stadtentwicklung zu werden.