Alles rund um Aachen

StädteRegion Aachen.  Rund 90 Experten aus den Bereichen Schule, Praxis, Verwaltung, Politik und dem Schulministerium diskutierten jetzt in der evangelischen Jugendkirche Aachen über das Thema „Schulbegleitung in inklusiven Regelschulen“. Gemeinsam suchten sie neue Lösungen, wie schulische Inklusionshilfe für Kinder mit und ohne Unterstützungsbedarf aussehen kann. „Für mich werden Bildung und Kinder immer im Vordergrund stehen. Es ist unsere Pflicht, sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen“, sagte Städteregionsrat Helmut Etschenberg zu Beginn der Veranstaltung.

Foto: StädteRegion Aachen (Aline Jansen)
In Lübeck profitieren nicht nur förderbedürftige Kinder vom Pool-Modell zur inklusiven Beschulung, wie Petra Albrecht (li.) berichtete

Er sei stolz, dass nun ein erster Schritt in die richtige Richtung geschafft sei. Dabei sprach er von der Koordinierungs- und Beratungsstelle für schulische Inklusionshilfe (KOBSI). Das Modellprojekt der StädteRegion Aachen wurde bei der Zukunftswerkstatt von der Leiterin des Schulamtes, Ruth Meyering, und der Projektkoordinatorin Gertrud Pilgrim vorgestellt.

Seit Oktober 2015 läuft KOBSI an fünf ausgewählten Grundschulen des gemeinsamen Lernens. Dort sind 1:1 Betreuungen durch schulische Inklusionshilfen ersetzt worden. Diese übernehmen keine lehrenden Tätigkeiten, sondern stehen den Kindern in kritischen Situationen als Bezugsperson zur Seite und stärken sie darüber hinaus in außerunterrichtlichen Angeboten wie der stillen oder begleiteten Pause, Entspannung, Bewegung, gestalteten „Auszeiten“ und in der Betreuung im offenen Ganztag. Diese systemische Lösung entlastet nicht nur das pädagogische Team, sondern verbessert die Lernsituation aller Kinder und sorgt zudem für eine Kostendämpfung.
Externe Schulbegleiter, die ausschließlich auf ein Kind abgestellt sind, sind nur noch in Einzelfällen notwendig.  

Aufgrund der positiven Resonanz aus den teilnehmenden Schulen, wird das Projekt ab dem Schuljahr 2017/18 auf drei weitere Grundschulen und fünf weiterführende Schulen des gemeinsamen Lernens ausgeweitet.
Details zum Inhalt der Veranstaltung

Dr. Gabriele Trost-Brinkhues, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, forderte zum Auftakt eine radikale Änderung der Sichtweise: „Wir müssen von ‚ich‘ zum ‚wir‘ umdenken. Es ist eine Kooperation von Kindern, Eltern und Schule auf Augenhöhe nötig, denn alle Menschen haben ein Recht auf Teilhabe und Bildung.“ Inklusion sei kein Sparmodell, mahnte sie. Es müsse nicht nur in Bildung für Kinder und Jugendliche, sondern auch in Eltern investiert werden, denn das Elternhaus spiele eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung, Gesundheit und Bildung der Kinder. Außerdem dürfe nicht an Lehrern und Sonderpädagogen gespart werden.

Petra Albrecht, Fachbereichsdienst Planung und Organisation der Hansestadt Lübeck, stellte das Lübecker Pool-Modell zur inklusiven Beschulung vor. Dort ist das Projekt bereits weiter fortgeschritten und die Schulassistenz auf mittlerweile 58 Schulen ausgebaut. Evaluationen zeigen, dass nicht nur als förderbedürftig eingestufte Kinder, sondern der ganze Klassenverband von den Schulbegleitern profitieren – besonders in sozialen Brennpunkten.

Nach den Fachvorträgen trafen sich die Experten in Kleingruppen, um sich über ihre Visionen der Schulbegleitung, konkrete Schritte zur Umsetzung und ihren Beitrag dazu auszutauschen. Unisono wurde der Wunsch geäußert, die vorgestellten Ansätze der Pool-Modelle und der systemischen Lösung zur Regel zu machen.  Dazu müssten, wie im KOBSI-Projekt, an allen Schulen multiprofessionelle Teams gebildet werden, in denen sich Lehrer und Inklusionsbegleiter auf Augenhöhe begegnen. Außerdem sei eine klare Regelung der Finanzierung notwendig sowie ein individuell auf die Schulen angepasstes Konzept.

Hier wurde vor allem die Politik in die Pflicht genommen. Weitere wichtige Schritte seien die Verzahnung von Schule, Verwaltung und Jugendhilfe und die Qualifizierung von Fachpersonal. Man müsse „Barrieren im Kopf“ abbauen und Eltern durch gute Erfahrungen sensibilisieren.
Zum Abschluss der erfolgreichen Veranstaltung ergriff noch einmal Markus Terodde, Dezernent für Bildung, Jugend und regionale Entwicklung, das Wort: „Inklusion fordert alle Beteiligten – und das im offenen Dialog und nicht hinter verschlossenen Türen. Die Hilfe muss in den Schulen ankommen und Kindern nützten. Maßgabe muss dabei immer die Praxis sein“, forderte er. Die StädteRegion Aachen sehe sich dabei als Vermittler und Koordinator zwischen den Beteiligten.

Moderiert wurde die Fachtagung zur Schulbegleitung an inklusiven Regelschulen von Tom Hegermann.

Fakten im Film
Der Kurzfilm „Inklusionshilfe in der StädteRegion Aachen“ informiert über das Modellprojekt KOBSI: https://www.youtube.com/watch?v=KSc7YyucMT0&feature=youtu.be

Seit dem Schuljahr 2015/2016 sind folgende Grundschulen beteiligt:
•    Grundschule Bildchen, Aachen
•    Grundschule Gut Kullen, Aachen
•    Hermann-Josef-Grundschule, Alsdorf-Hoengen
•    Grundschule St. Andreas, Baesweiler
•    Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Herzogenrath  

Zum Schuljahr 2017/2018 steigen folgende Grundschulen und weiterführende Schulen in das Projekt ein:
•    KGS Don Bosco, Eschweiler
•    Wurmtalschule, Würselen
•    GGS Grüntal, Stolberg
•    Geschwister-Scholl-Gymnasium, Aachen
•    Maria-Montessori-Gesamtschule, Aachen
•    Realschule Baesweiler
•    Adam-Ries-Gemeinschaftshauptschule, Eschweiler
•    Sekundarschule Nordeifel, Simmerath