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In den letzten 10 Jahren sorgten Entdeckungen der 2006 neu eingerichteten Stadtarchäologie in Aachen für so manche Überraschung, und einige vertraute Geschichtsbilder erfuhren Ergänzungen oder Korrekturen. In einer öffentlichen Tagung am 12. und 13. Mai 2017 im Centre Charlemagne lassen Stadtarchäologe Andreas Schaub und KollegInnen ihre Forschungserlebnisse und -ergebnisse in spannenden Vorträgen aufleben.  (Eintritt frei!)

Die wichtigsten Forschungsergebnisse: Ein Rückblick
Eine reiche Frühgeschichte einerseits und der teils unsichere Umgang mit wichtigen Bodendenkmälern andererseits haben 2006 zu der Entscheidung geführt, für die Stadt Aachen eine Stadtarchäologie einzurichten. Seit dieser Zeit wurden – wie auch schon zuvor – zahlreiche Bodeneingriffe archäologisch begleitet. Im Unterschied zu früher versuchte man jetzt zeitnah auch den
historischen Erkenntnisgewinn, der durch jede Ausgrabung erwartet werden darf, zu erkennen und lokal bis international zu vermitteln.
Durch die neuen Grabungen veränderte sich zum Beispiel die Einschätzung des bereits um Christi Geburt gegründeten römischen Aachen von einem reinen „Heilbad für Legionäre“ hin zu einem urbanen Mittelzentrum mit allem, was zu einer römischen Stadt dazugehört: Tempel, Bäder, Wohn- und Handwerkerbezirke und sogar einem Aquädukt. Vier Inschriftenfunde bereichern nicht nur die lokale, sondern auch die überregionale Geschichte. Eine Weiheinschrift nennt Tempelbauten für Isis und Kybele, die in dieser Kombination bis dato fast nur aus Italien bekannt waren. Auf einer weiteren Inschrift gibt sich der römische Kaiser Traian höchstpersönlich als Bauherr in Aachen zu erkennen, was Kaiser sonst nur in der Provinzhauptstadt Köln oder in Militäranlagen taten. Die neuesten beiden Inschriftenfunde belegen schließlich den zu einer Station von Stabsbediensteten des Statthalters gehörenden Weihebezirk und somit quasi eine Landesbehörde. Das lässt die Bedeutung des römischen Aquae Granni erneut anwachsen. Immerhin kennt man im gesamten römischen Imperium bislang erst drei vergleichbare Anlagen.

Erdbeben in der Karolingerzeit
Erst vor wenigen Jahren gelang der endgültige Beweis, dass die Römer den Markthügel mit einer rund fünf Meter breiten und mit Türmen bewehrten Mauer umfriedeten. Diese Festung wurde erst im 12. Jahrhundert endgültig abgebrochen und war mithin in karolingischer Zeit noch präsent. So präsent, dass Karl der Große seine Königshalle darin errichtete.
Besondere Bedeutung für das Verständnis der Karolingischen Pfalz Aachen sind die Belege einer seit der Römerzeit kontinuierlichen Besiedlung. Mittlerweile sind nämlich auch einige Funde der Merowingerzeit entdeckt worden, die eine solche Einschätzung stützen.
Spektakulär waren die zwischen 2007 und 2011 durchgeführten Grabungen im Weltkulturerbe Aachener Dom. Unter anderem konnte dabei die Datierung der Bauzeit auf die Jahre zwischen 793 und 803 präzisiert werden. Und es wurden eindeutige Spuren eines bauzeitlichen Erdbebens nachgewiesen, welches in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung des 9. Jahrhunderts erwähnt wurde. Schließlich wurde durch die Grabungen ausgeschlossen, dass Karls des Großen
letzte Ruhestätte in der Vorhalle der Marienkirche zu suchen ist.

Gläserne Archäologie im Elisengarten
Die Grabungen im Elisengarten zeigten nicht nur mehr als 5.000 Jahre Aachener Siedlungsgeschichte. Hier wurde das Modell „gläserne Ausgrabung“ umgesetzt. Für sechs Monate konnten alle Interessierten die Arbeiten jederzeit live mitverfolgen. In einem 1.000 Quadratmeter großen Zelt fanden unter den Augen zahlreicher Besucher aus aller Welt Grabungen, Fundpräsentationen und Führungen statt. Diese „Archäologie zum Anfassen“ hat das Verständnis der Bürgerschaft für die Frühgeschichte Aachens nachhaltig geprägt. Seit 2013 lädt die „Archäologische Vitrine“, die einen Ausschnitt der Grabungen im Elisengarten überdacht, dazu ein, tief in die Aachener Geschichte einzutauchen.
Dass unter den Tausenden von Fundobjekten aller Epochen auch immer wieder besondere Stücke sind, zeigt der Umstand, dass Aachener „Bodenschätze“ nicht nur regelmäßig in den Landesausstellungen vertreten sind. Zweimal schafften es Objekte aus der Kaiserstadt im LVR-Landesmuseum zum „Fund des Monats“ im Rheinland.