RWTH

Zuerst hieß die Herausforderung, als Team in 20 Minuten den höchsten freistehenden Turm aus 20 Spaghetti, einem Meter Klebeband und einem Meter Schnur mit einem Marshmallow als Turmspitze zu bauen. Doch eigentlich drehte sich beim 2. Techathon an der RWTH Aachen in Zusammenarbeit mit BMW alles um Digitalisierung in der Produktion. Im Rahmen der seit Anfang des Jahres implementierten strategischen Partnerschaft der RWTH mit der BMW Group entwickelten 20 Studierende der RWTH unter dem Motto „data4us“ drei Tage lang Strategien bei auftretenden Problemen in der technischen Produktion des Automobilwerkes des Münchner Unternehmens.

Die Aufgabenstellung klang relativ banal: Ein Lüfter ist ausgefallen. „Wenn aber ein Lüfter in einem Werk zu lange ausfällt, steht irgendwann die ganze Produktion still“, erläuterte Dr. Stephan Zügner, der die technische Planung der Produktion bei BMW betreut. Er machte deutlich, welche Sprengkraft in solch einem Problem stecken kann. In fünf Gruppen suchten die Bachelor- und Masterstudierenden aus den Fachbereichen Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik nach möglichst schnellen Lösungen.

Welche Daten müssen erhoben werden, um den Fehler zu erkennen? Wie können diese Daten visualisiert werden? Wie kann der Fehler erkannt werden, ohne den Lüfter auseinander zu schrauben? Wie wird der Techniker informiert und instruiert? Die Arbeitsgruppen arbeiteten miteinander und gegeneinander. Einerseits waren sie auf die Ergebnisse der anderen Gruppen angewiesen, zugleich standen sie im Wettbewerb und mussten vor Fachleuten der RWTH und der BMW Group ihre Ideen und deren technischen Umsetzungen präsentieren.

Auch Maschinenbaustudent Christopher Rösel war dabei: Der 20-jährige beschäftigt sich eigentlich noch mit den Grundlagen seines Studienfaches. Beim Techathon hatte er zusammen mit seinem Team die Aufgabe, eine Datenbrille so zu füttern, dass ein Techniker damit das Problem im Lüfter erkennen und beheben kann. „Dieser Wettbewerb ist so ganz anders als das, was ich bislang im Studium gemacht habe“, berichtet er engagiert: „Meine Generation muss sich einfach mit dem Thema Industrie 4.0 auseinandersetzen.“ Steffen Bertels, zukünftiger Wirtschaftsingenieur, wusste vor allem die Interdisziplinarität der Challenge zu schätzen. „Ich weiß jetzt, dass Informatik noch komplizierter ist als gedacht. Trotzdem konnten wir unsere verschiedenen fachlichen Perspektiven einbringen“, meinte der 25-Jährige.

Diese Kreativität, das sich gegenseitige Anspornen und Weiterbringen nannte auch Zügner als wesentliche Gründe, warum sich BMW mit dem Techathon engagiert: „Diesen Spirit brauchen wir.“ Natürlich sei der Event eine gute Möglichkeit, die Fachkräfte von morgen sehr persönlich kennenzulernen. „Aber wir nehmen auch Ideen für technische Umsetzungen mit.“

Der halbjährliche Techathon ist ein Baustein der strategischen Partnerschaft mit der RWTH. Zugleich wurde im eLab auf dem RWTH Campus Melaten von BMW ein „Open Workspace“ eingerichtet – mit Dartscheibe und gemütlichem Sofa, aber auch mit einem hochmodernen Touchscreen, in dem ein leistungsfähiger Computer integriert ist. So können bei Videokonferenzen verschiedene Daten generiert oder geteilt werden. „Durch die Partnerschaft mit BMW möchten wir Projekte in Forschung und Entwicklung voranbringen“, erläutert Katharina Skunca von der Abteilung Technologietransfer der Hochschulverwaltung. Sie fungiert als Key-Account-Managerin im Transfer- und Gründerzentrum der RWTH für die Kooperation mit BMW. Sie verweist auf die drei Säulen der Zusammenarbeit, dem Innovations- und Talentmanagement sowie auf die Marketingaktivitäten. „Und wir wollen hier Unternehmergeist fördern“, ergänzt BMW-Vertreter Zügner.