RWTH

Flüsse gehören zu den spannendsten und faszinierendsten Elementen unserer Erde. Sie unterscheiden sich hinsichtlich so vieler hydrologischer, morphologischer, ökologischer, hydrochemischer und sonstiger Parameter, dass es keine zwei identischen Flusssysteme weltweit gibt. Auch wenn wir Flüsse gerne als statische Systeme betrachten würden, so sind sie einem ständigen Wandel unterworfen. Dies macht es für die Wasserwirtschaft so schwierig, nachhaltige Maßnahmen am Gewässer zu planen und umzusetzen. Jede Maßnahme am Gewässer muss individuell geplant werden und Kopien von Maß-nahmen an anderen Gewässern sind nur bedingt möglich. Die Forderung der Wasserrahmenrichtlinie nach einem guten ökologischen Zustand muss vor dem Hintergrund dieser natürlichen und anthropo-genen, zeitlichen und räumlichen Variabilität als zusätzliche Herausforderung betrachtet werden. Gerade daher ist es für Wissenschaft und Praxis von hoher Bedeutung, den Wissenstand ständig zu erweitern, Maßnahmen unter Berücksichtigung aller Akteure am Gewässer umzusetzen und Projekte zu realisieren.

Forschungs- und Untersuchungsbedarf besteht in vielen Bereichen. Grundlage für alle Maßnahmen und Projekte sind jedoch immer Daten. Nur wenn wir über qualitativ hochwertige sowie räumlich und zeitlich hochaufgelöste Daten verfügen, können wir die Prozesse im Flussraum verstehen und Projekte nachhaltig planen. In diesem Zusammenhang findet derzeit ein Wechsel von punktuellen Messungen zu flächenhaften bzw. räumlichen Messungen statt. Dieser Aspekt soll im ersten Themenblock mit dem Obertitel „Messen“ diskutiert werden.

Die Gewässer führen neben Wasser eine Vielzahl unterschiedlicher Wasserinhaltsstoffe mit sich. Während vor einigen Jahren der Schwerpunkt der Betrachtungen auf das Wasser selber gelegt wurde, so wurden die betrachteten Wasserinhaltsstoffe mit der Zeit immer kleiner und seltener. Trotz geringer Konzentrationen müssen die Auswirkungen dieser Wasserinhaltsstoffe auf die im und am Wasser le-benden Organismen nicht ebenfalls geringer sein. Somit kommt der Kenntnis der Wasserinhaltsstoffe Sedimente, AFD, Mikroplastiken und Spurenstoffe eine immer höhere Bedeutung zu. Dies soll im zweiten Themenblock unter dem Obertitel „Stoffe“ behandelt werden.

Das Motto der Veranstaltung „Living Rivers“ ist eng mit Prozessen im und am Gewässer verknüpft. Prozesse werden ausgelöst durch Veränderungen im System Gewässer, die dann aufgrund von Interak-tionen zu weiteren Prozessen führen. So führt eine veränderte Abflussdynamik zu Veränderungen in der Morphodynamik, ggf. zum Transport bzw. zur Ablagerung von Schadstoffen, zu Veränderungen im Ökosystem und zu anderen Auswirkungen. Die Beschreibung dieser vielfältigen Interaktionen ist nach wie vor nur bedingt möglich. Daher beschäftigt sich der dritte Themenblock mit dem Thema „Prozesse“.

Maßnahmen am Gewässer sollen zur Umsetzung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bzw. der Hochwasserrichtlinie beitragen. In diesem Zusammenhang fallen häufig die Schlagworte Flächenver-fügbarkeit, Verbesserungsgebot, Verschlechterungsverbot, Durchgängigkeit oder Mindestwasserfüh-rung. Diese Herausforderungen können nur gemeinsam durch Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, In-dustrie, Gemeinden und Kommunen sowie alle anderen Stakeholder am Gewässer bewältigt werden, da die Interessen zum Teil gegensätzlich sind. Maßnahmen bilden den Schwerpunkt des vierten Themenblocks.

Im fünften Themenblock mit dem Titel „Projekte“ werden beispielhaft innovative Projekte zum The-ma „Living Rivers“ vorgestellt. Diese sollen zeigen, wie trotz der diversen Randbedingungen, Interes-sen und Konflikte mit dem Thema „“Living Rivers“ umgegangen werden kann.

Somit sollen wie auch in den Vorjahren auf dem IWASA eine Vielzahl neuer Entwicklungen vorge-stellt und diskutiert werden. Entsprechend wurden die einzelnen Vortragsblöcke wie folgt gewählt:

* „Messen“,

* „Stoffe“,

* „Prozesse“,

* „Maßnahmen“ und

* „Projekte“

Das vom IWW organisierte IWASA hat sich im Laufe der Jahrzehnte als von Fachkreisen immer wie-der gerne genutzter Treff- und Informationspunkt etabliert. Es richtet sich vor allem an Ingenieure und Naturwissenschaftler aus den Bereichen Wasserbau und Wasserwirtschaft, steht aber grundsätzlich allen Interessierten offen. Die Aktualität und Relevanz des gewählten Themas lässt wieder rund 500 Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwarten. Im Foyer wird Firmen die Möglichkeit zur Präsentati-on gegeben. So ist ein weiterer Einblick in den aktuellen Stand des Wasserbaus und der Wasserwirt-schaft möglich, der nicht nur auf das Thema des Symposiums beschränkt bleibt.

Ort der Veranstaltung ist das Technologiezentrum am Europaplatz Aachen (AGIT). Eine Voranmel-dung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenfrei. Dies wird unter anderem durch die freundli-che Unterstützung des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft Natur- und Verbrau-cherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, proRWTH und des Fördervereins des IWW ermöglicht.

12. und 13. Januar 2017

„Living Rivers -

Neues aus Praxis und Forschung“