Alles rund um Aachen

Boban Mucic, Hausmeister im Suermondt-Ludwig-Museum, hat im Zuge der Einrichtung der neuen „Bürgerlichen Kunstkammer“ eine ägyptische Falkenmumie entdeckt. Sie steckte in einem Fach („auf der hohen Kante“) in einer der Truhen, die in der Kunstkammer präsentiert werden sollen. Jetzt soll auch der Zufallsfund einen Platz in der Ausstellung erhalten – selbstverständlich nachdem sich Michael Rief, Kustos der städtischen Sammlungen, ihrer Echtheit versichert hat. Der Ägyptologe Georg Meurer, ein ehemaliger Aachener, der jetzt in einem Berliner Auktionshaus arbeitet, hat Amtshilfe geleistet. Seiner Einschätzung nach handelt es sich bei der Vogelmumie um ein typisches Produkt der ägyptischen Spätzeit (ca. 800 v. Chr. bis römische Zeit nach Christus), wo im Rahmen der Tierkulte inflationär Mumien gefertigt wurden, die von Gläubigen durch Bezahlung als Weihegabe der Gottheit gestiftet und rituell in den endlosen Katakomben / Nekropolen bestattet wurden. Beliebte Tiermumien waren Ibisse, Katzen, Hunde, bis zu fünf Meter lange Krokodile – und eben Falken, das Symbol des Gottes Horus. Oftmals waren die Mumien „Fakes“, enthielten Stopfmaterial, das nichts mit der offiziellen Inhaltsangabe zu tun hatte. Die Aachener Vogelmumie enthält aber sehr wahrscheinlich einen echten Falken, so Rief.

Wie die Mumie in die Truhe kam? Michael Rief ist dem „Täter“ auf der Spur: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs stand das damalige Suermondt-Museum unter schwerem Beschuss. Daher wurden Teile der Sammlung in eine Fabrikhalle nach Mechernich in der Eifel ausgelagert. Nach dem Krieg bat der Bürgermeister von Mechernich darum, die ausgelagerten (Kunst-) Gegenstände zurückzuholen, darunter zwei Mumien. Doch nur eine tauchte im Museum auf: eine menschliche Mumie in einem bunt bemalten hölzernen Sarkophag, die erst kürzlich geröntgt wurde, wobei man passend zum Kriegsbeschuss Granatsplitter entdeckte. Die andere galt als verschollen – bis jetzt. Denn höchstwahrscheinlich handelt es sich bei der kleinen Falkenmumie um das zweite protokollierte Exemplar, das man möglicherweise zum Rücktransport einfach in die Truhe gesteckt hatte, die ebenfalls zu den ausgelagerten Stücken gehört hatte – eine eisenbeschlagene westfälische Frontstollen-Truhe um 1520, die noch vor dem Ersten Weltkrieg in den Besitz des Museum gelangt war.

Im Suermondt-Ludwig-Museum wird mit der neuen „Bürgerlichen Kunstkammer“ zurzeit ein ganz ungewöhnlicher Ausstellungsraum hergerichtet: ein Hort für die vielen kostbaren, aber auch wunderlichen Dinge, die Aachens Bürgerschaft seit den Anfangszeiten des Museums im 19. Jahrhundert zusammengetragen und der Stadt geschenkt haben. Am 7. Dezember um 18.00 Uhr ist Eröffnung! Und dann werden auch die beiden, wiedervereinten Mumien zusammen zu sehen sein.