RWTH

Colin Allen informierte sich als Präsident des Weltverbandes der Gehörlosen in der RWTH Aachen über Forschungsprojekte zur Gebärdensprache. Colin Allen, der Präsident des Weltverbandes der Gehörlosen (WFD, World Federation of the Deaf) war kürzlich zu Gast im SignGes, dem Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik der RWTH. Der gebürtige Australier ist selber gehörlos und gilt als weltweiter Botschafter der Gebärdensprache. In Aachen informierte er sich über die Forschungsprojekte und das hochmoderne Studio, in dem professionelle Gebärdensprachenvideos produziert werden.

Vorträge gaben einen kompletten Abriss der Arbeit des Kompetenzzentrums, das 2013 offiziell gegründet wurde und dessen Direktorin heute Professorin Irene Mittel-berg ist. Doch schon vorher gab es rund 20 Jahre lang Forschungsvorhaben im Be-reich Gebärdensprache, die von engagierten Teams unter der Leitung von Professor Ludwig Jäger an der RWTH betreut wurden. Eine Entwicklung, die heute von mehr als 50 Einrichtungen in ganz Europa genutzt wird, ist eine psychologische Testbatterie zur Berufseignungsdiagnostik speziell für gehörlose Bewerber. Nächster Schritt war dann eine Internet-Software zur Berufsqualifizierung gehörloser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese wird heute noch fortentwickelt, so dass die gesamte Lernsoftware aktuell rund 12.000 Videos in unterschiedlichen Fachbereichen wie BWL oder Englisch umfasst. Ein tägliches Update informiert über aktuelle Neuigkeiten.

Weitere erfolgreiche Projekte waren „Gateway“ und „Deaf Train“, die als Zielgruppe vor allem Studierende mit Sinnesbehinderungen im Fokus haben. Gehörlose und auch blinde Menschen können auf dieselben Inhalte zurückgreifen wie Nichtbehinderte, die Themen sind aber maßgeschneidert aufbereitet. Es ist auch für Menschen mit Behinderung möglich, sich barrierefrei über Studienwege zu informieren oder E-Learning zu betreiben. Das  Projekt „Deaf Exist“ läuft noch bis 2018 unter der Leitung von Dr. Klaudia Grote und ist ein Training für Unternehmensgründer. Es hilft Gehörlosen und Schwerhörigen, einen Businessplan korrekt zu erstellen oder die Erfolgschancen ihres Produktes oder ihrer Geschäftsidee auszuloten.

Eine weitere Zielgruppe der Forschung an der RWTH sind Lehrerinnen und Lehrer. Bis 2020 sollen 65 Prozent der hörgeschädigten oder gehörlosen Kinder eine Regelschule besuchen. In diesem Jahr wurde im SignGes eine DeafGain-Arbeitsgruppe gegründet. Dort werden vor allem Konzepte diskutiert, die den Unterricht gehörloser Kinder verbessern. Colin Allen lobte das Engagement des Kompetenzzentrums und bezeichnete die Forschungsprojekte als wichtigen Beitrag zu einer besseren Verständigung zwischen Gehörlosen und Hörenden. Doch auch für die Weiterentwicklung der Gebärdensprache sei Forschung unverzichtbar.