RWTH

EU-Gelder bringen Gridhound-Lösungen schneller zur Marktreife. Das von Gridhound gemeinsam mit Projektpartnern angebotene System zur Überwachung und Steuerung von Verteilnetzen ist von der Europäischen Union in das Förderprogramm Fast Track to Innovation (FTI) aufgenommen worden. Gridhound ist ein Spin-off-Unternehmen des von Professor Antonello Monti geleiteten Instituts Automation of Complex Power Systems (ACS am E.ON Energy Research Center) der RWTH Aachen. Die Kick-off-Veranstaltung für das Projekt hat vor wenigen Tagen in Aachen stattgefunden. FTI ist ein Fördermechanismus für innovative Produkte. Damit unterstützt die EU ausgewählte kleine und mittlere Unternehmen bei der Weiterentwicklung aussichtsreicher Produkte zur Marktreife. Die Fördersumme liegt bei rund zwei Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Programm Horizont 2020 und soll sicherstellen, dass sich innovative Unternehmen im harten Wettbewerb auf den globalen Märkten behaupten können.

Gridhound bietet gemeinsam mit Industriepartnern aus Irland und den Niederlanden unter dem Projektnamen ADMS (SmartGrid Active Distribution Management System to accommodate Renewable Energy Sources and Low Carbon Emissions) einfache und vor allem kostengünstige Lösungen für die Überwachung und Steuerung von Verteilnetzen (Mittel- und Niederspannung). Durch die Nutzung des Gridhound-Systems können Netze mit vergleichsweise geringem Aufwand intelligenter gemacht werden. Da von zahlreichen Antragstellern nur sehr wenige für die Förderung durch das FTI-Programm der EU ausgewählt werden, ist schon die Aufnahme in diesem Fördermechanismus als großer Erfolg – und damit auch als deutlicher Hinweis auf gute Marktchancen – zu sehen.

Anders als in Hochspannungsnetzen ist der Automatisierungsgrad in der Mittel- und Niederspannung heutzutage äußerst gering. Eine umfassende Überwachung und Regelung ist hier angesichts zahlreicher Knotenpunkte und Leitungsverbindungen, wenn überhaupt, schon bisher nur mit großem Aufwand bei gleichzeitig hohen Kosten möglich. Die Zunahme der dezentralen Stromerzeugung in kleinen und kleinsten Anlagen verschärft die Problematik. Denn längst fließt der Strom nicht mehr nur in eine Richtung. Bestehende Überwachungs- und Regelungssysteme stoßen damit an ihre Grenzen. Die Herausforderung ist, vorhandene Netze zu vertretbaren Kosten an die neuen Anforderungen anzupassen.

Gridhound nutzt für sein innovatives Angebot künstliche Intelligenz. Benötigt werden dafür Sensoren an wenigen Messpunkten. Zusätzliche Informationen werden von diesem lernfähigen System mit wachsender Genauigkeit abgeschätzt. Die so ermittelten Werte für Strom und Spannung werden über vorhandene Schnittstellen an eine eigens zu diesem Zweck eingerichtete lokale und gegen Zugriffe von außen geschützte Cloud übertragen und dort verarbeitet. Sinnvolle Ergebnisse werden schon nach wenigen Messungen und Berechnungen erzielt. Dabei werden auch externe Faktoren, die Einfluss auf Erzeugung und Verbrauch haben, beispielsweise das (aktuelle und vorhergesagte) Wetter oder Großveranstaltungen, berücksichtigt. Die Ergebnisse werden den einzelnen Netzbetreibern in visualisierter Form im Minutentakt zur Verfügung gestellt.

Letztlich erspart der Gridhound-Service dem Netzbetreiber die Einrichtung einer teuren eigenen Rechner-Infrastruktur. Kosten fallen lediglich für die Sensoren (soweit diese nicht schon vorhanden sind) und für die Dienstleistung an. Das System ist skalierbar auf unterschiedliche Anforderungsprofile und Bedürfnisse. Eingriffe in vorhandene Netze sind nicht erforderlich. Besser noch: Dank intelligenter Überwachung und Steuerung können vorhandene Netze sehr viel zielgerichteter und damit kostengünstiger an wachsende Herausforderungen angepasst werden als bisher befürchtet.

Im Rahmen des FTI-Förderprogramms fördert die EU mit RE-SERVE (Renewables in a Stable Electric Grid) ein weiteres Projekt, an dem Gridhound beteiligt ist. Hier geht es darum, stabile Verteilsysteme für eine zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung zu entwickeln.

Insgesamt unterstützt die EU die Forschungs- und Entwicklungsarbeit von Gridhound an beiden Projekten mit knapp 500.000 Euro.