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Die Begeisterung von Eilendorfs Bezirksbürgermeisterin Elke Eschweiler sprach beim Ortstermin zum Abschluss der Renaturierung des Haarbachs am Nirmer Platz auch den übrigen Anwesenden aus dem Herzen. „Über 50 Jahre war der Haarbach im eng gezwängten Bett, jetzt ist er eine Augenweide. Hier wurde ein wunderschöner Fleck geschaffen, eine Aufwertung für den Platz, ein Ort der Begegnung.“  Die Bezirksbürgermeisterin sprach gleichwohl auch noch einmal die Problem zu Beginn der Renaturierungsmaßnahme an: „Das war eine anfangs viel umstrittene Idee. Und wir sind mit Respekt vor den Kritikern an das Projekt herangetreten.“ Während der Bauzeit gab es hier eine „Renaturierung zum Anfassen“ für die Menschen.

Foto (c) Stadt Aachen/Andreas Herrmann

Der Haarbach präsentiert sich schon jetzt im herbstlichen Kleid am Nirmer Platz wunderschön. Wie viel mehr noch wird er im Sommer mit seinen Blumen und Pflanzen begeistern

Es sei quasi ein ökologischer Trittstein zur „Durchnaturierung“ geschaffen worden. Denn ein Renaturierung von der Quelle bis zur Mündung des Baches ist nicht in einem möglich. So überquert der Bach in etwa auf Höhe der Brücke eine Mischwasserleitung, die überwunden werden musste und heute nicht zu erkennen ist. Nun soll der Platz noch weiter bepflanzt werden. Bezirksbürgermeisterin Elke Eschweiler, Paul Larue, Verbandsratsvorsitzender des WVER und Bürgermeister der Stadt Düren, und Professor Dr.-Ing. Wolfgang Firk, Vorstand WVER, machten mit der Pflanzung einer Eiche einen Anfang in der weiteren Gestaltung des Platzes.

Der Haarbach floss im Bereich des Nirmer Platz in einem unansehnlichen Betonprofil. Nach ca. 35 Metern gingen die Ufermauern in ein enges Trapezprofil mit einer Sohlbreite von ca. 2,50 Metern über. Die Gesamtlänge dieses Bachabschnittes beträgt etwa 150 Meter. Zur naturnahen Gestaltung wurde auch die Grünfläche des Nirmer Platzes mit einbezogen. Hier wurde eine Auenfläche geschaffen. Das Gewässer selbst ist jetzt durch die Renaturierungsmaßnahme nicht nur ökologisch aufgewertet, der ganze Platz präsentiert sich jetzt mit dem Haarbach in seiner Mitte im naturnahen Gewand mit einem Rast- und Ruheplatz, der die Menschen zum Verweilen einlädt. Und Bezirksbürgermeisterin Elke Eschweiler hatte vor Ort berichtet: „Wir wollen den Platz noch weiter gestalten, die Bezirksvertretung Aachen-Eilendorf wird noch in diesem Jahr Haushaltsmittel hierfür zur Verfügung stellen.“

Foto (c) Stadt Aachen/Andreas Herrmann

Bezirksbürgermeisterin Elke Eschweiler (Mitte, links) sowie Professor Dr. Ing. Wolfgang Firk (Mitte, rechts) und Paul Larue (rechts, außen), Vorstand bzw. Verbandsratsvorsitzender des WVER waren gemeinsam mit den übrigen Anwesenden von der Umgestaltung überzeugt.   

Mehr zum Haarbach
… aus der Pressemeldung des Wasserverbandes Eifel-Rur WVER

Der unverrohrte Lauf des ca. 8 Kilometer langen Haarbaches beginnt in der Ortslage Driescher Hof, nahe der Autobahn A 44, im östlichen Aachener Stadtgebiet. Offen in nördlicher Richtung fließend, ist der Bach in der engen Ortslage von Eilendorf und Nirm abschnittsweise begradigt und auch verrohrt und dadurch in seiner strukturellen Vielfalt stark eingeschränkt.

Die Kläranlage Eilendorf sowie Anlagen mit Mischwasserüberlauf bzw. zur Beseitigung von Regenwasser leiten in den Haarbach ein und belasten die Wasserqualität. Der Haarbach mündet bei Haaren in die Wurm, vom Nirmer Platz aus ist dies eine Fließstrecke von noch ca. 2,2 Kilometern.
Bereits in der ersten Jahreshälfte 2015 wurde dem Haarbach auf der Höhe der Kläranlage Eilendorf ein natürliches Aussehen zurückgegeben. Dabei wurde auch ein Rückhalteraum im Falle einer erhöhten Wasserführung geschaffen.

Der Umbau des Gewässers dient maßgeblich hydromorphologischen Zwecken. Dies bedeutet, dass die Gewässerstruktur  sowie das Abflussverhalten des Wassers wieder größerer Naturnähe zugeführt wurden. Damit verbunden erfolgte eine Wiederherstellung der Durchgängigkeit für Gewässerlebewesen durch Fortnahme oder Umgestaltung der Betoneinbauten. Gleichzeit wurde eine Gewässeraue wiederhergestellt und damit die Entwicklung der Aue als Lebensraum für Tiere und Pflanzen erneut möglich. Die Aue dient auch als zusätzlicher Retentionsraum und als natürliches Überschwemmungsgebiet.
Durch die Wiederherstellung des ursprünglich gewundenen Verlaufs des Haarbaches sollen eigendynamische Entwicklungen forciert und damit ökologische Verbesserungen in Gang gesetzt werden. Das neue Gerinne des Haarbaches wurde nur grob vormodelliert; alle weiteren Ausformungen und Geschiebeverlagerungen werden eigendynamisch erfolgen.
Als Sicherungsmaßnahme gegen unerwünschte Ausspülungen im Bereich der Böschungen wurden in Teilbereichen Steinmatratzen eingebaut. Insgesamt wurde auch das städtebauliche Bild des Nirmer Platzes durch den Einbau von Ruhe- und Verweilzonen weiter gesteigert.

Das Projekt ist Bestandteil der Maßnahmen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die die Erreichung eines „guten Zustands“ der Gewässer vorsieht. Da angesichts unabweisbarer menschlicher Nutzungen und umgebender Bebauungen eine durchgängige Gesamtrenaturierung der Gewässer nicht möglich ist, hat sich das Land NRW im Programm Lebendige Gewässer die Tatsache zunutze gemacht, dass größere natürliche bzw. naturnahe umgestaltete Gewässerabschnitte eine positiv strahlende Auswirkung in den Ober- und vor allen Dingen in den Unterlauf haben („Strahlursprünge“). Kleinere Abschnitte werden in diesem Zusammenhang „Trittsteine“ genannt. Der Haarbach am Nirmer Platz bildet nach der Umgestaltung einen solchen Trittstein.

Die reine Bauzeit betrug ca. drei Monate, die reinen Baukosten beliefen sich auf ca. 350.000 Euro brutto. Die Steigerung zu den ursprünglich veranschlagten Kosten von 290.000 Euro erklärt sich durch erforderliche Zusatzleistungen: Bei einem Teil der Bodenmassen zeigte sich eine unerwartete Bleibelastung, sodass diese auf eine Sonderdeponie verbracht werden mussten. In einer Bodenlinse um ein altes Sonderbauwerk - eine nicht weiter bekannte alte ehemalige Einleitstelle - hatte sich die Belastung gebildet. Außerdem wurde an der angrenzenden Straße zum Haarbach zur Verkehrssicherung ein neues Geländer angebracht. Ebenso musste an einer Stelle des Baches ein besonderes Schottermaterial eingebracht und mit Spezialkleber verklebt werden. An dieser Stelle quert der Hauptsammler zur Kläranlage Eilendorf den Bachlauf; so wurde seine Decke besonders geschützt. Ebenso hatten sich die Trogwände der ehemaligen Gewässerbettführung als dicker erwiesen als ursprünglich vermutet. Dadurch wurden zusätzliche Betonschnittarbeiten erforderlich.

Im Herbst / Winter erfolgen nun noch Bepflanzungsarbeiten. Die Gesamtkosten der Maßnahme mit allen zusätzlich erforderlichen Leistungen lagen bei 450.000 Euro. Die Maßnahme wird vom Land NRW zu 80 % bezuschusst.