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Eine wissenschaftliche Tagung in Aachen – offen für alle! Das Grashaus ist das erste Aachener Rathaus – und als Station Europa in die Route Charlemagne integriert. Das Lehr- und Forschungsgebiet Denkmalpflege und Historische Bauforschung der RWTH Aachen und die Route Charlemagne Aachen wollen dieses für Aachen so bedeutende Gebäude einer wissenschaftli-chen Betrachtung unterziehen – in einem Kolloquium am 08. Oktober 2016, wo historische, architektonische und didaktische Aspekte diskutiert werden sollen.

Das Grashaus hat für die Identität der Stadt Aachen einen hohen Stellenwert. Der Name bezeichnet das erste Aachener Rathaus, das um 1267 auf älteren Grundmauern erbaut wurde – zu einer Zeit, als ein schon Jahrzehnte währender Prozess hin zur städtischen Selbstverwaltung zu einem ersten Abschluss kam. Das Gebäude, das heute am Fischmarkt steht, entstammt jedoch dem späten neunzehnten Jahrhundert  und beruht nur auf den baulichen Überresten des mittelalterlichen Vorgängers.

Seit dem Einzug des Aachener Stadtarchivs im Jahr 1889 hat das Bauwerk eine weiterhin wechselhafte Geschichte hinter sich. Zuletzt wurde es 2015 als Station Europa der „Route Charlemagne“ umgenutzt. In diesem Zusammenhang bot sich die Gelegenheit der wissenschaftlichen Betrachtung dieses bedeutenden Bauwerks aus der Sicht der Geschichte, Architektur und Denkmalpflege. Die Erkenntnisse der neuen Forschungen werden in diesem gemeinsam von der Route Charlemagne und dem Lehr- und Forschungsgebiet Denkmalpflege und Historische Bauforschung organisierten Kolloquium in neun
Fachvorträgen vorgestellt.

Die Tagung ist öffentlich. Nur Museumseintritt – Kaffee frei!
Das Programm:

Samstag, 08. Oktober 2016, ab 10.00 Uhr
Das Grashaus – Geschichte und Architektur
An den Wurzeln der städtischen Selbstverwaltung Aachens
im Auditorium des Centre Charlemagne,
Katschhof 1, 52062 Aachen,
www.centre-charlemagne.eu

10.00 – 12.00 Uhr
Sektion I: Geschichte

Frank Pohle
Der Anfang der städtischen Selbstverwaltung in Aachen – Ereignis oder Prozess?
Ein eindeutiges Datum für den offiziellen Beginn der kommunalen Selbstverwaltung lässt sich für Aachen nicht angeben, denn eine formale Stadtrechtsverleihung hat es nicht gegeben. Die Aachener Bürgerschaft hat über Jahrzehnte hinweg Rechte und Privilegien erlangt, die schließlich in die Ausbildung von Vertretungsorganen (Bürgermeister, Rat) und den Bau des ersten Rathauses mündeten. Der Vortrag zeichnet diesen Prozess des 12./13. Jahrhunderts nach.

Andreas Schaub
Aachen im 12. Jahrhundert – Archäologische Zeugnisse eines Umbruchsprozesses
Auswertungsansätze von in Aachen durchgeführten Ausgrabungen befassten sich bisher fast ausschließlich mit der Römerzeit und dem anschließenden Frühmittelalter. Dennoch gibt es bemerkenswerte Beobachtungen auch zu den folgenden Phasen. So müssen wir aus archäologischer Sicht etwa einen Siedlungsrückgang im 10. und 11. Jahrhundert postulieren, der sich in der Zeit um 1100 fast schlagartig zu einem regelrechten Aufschwung umzukehren schien. Grabungen der letzten Jahre zwischen Elisengarten und Markt geben uns Einblick in die spannende Zeit, in der sich Aachen erst endgültig von den baulichen Hinterlassenschaften der Antike zu trennen scheint.

Adam C. Oellers
Zum Problem der sog. „Kurfürstenfiguren“ am Grashaus zu Aachen
Die heute nur noch in Kopien des 19. Jahrhunderts erhaltenen Figuren werfen vor allem aufgrund des Fehlens mittelalterlicher Nachweise und der Ungereimtheiten in stilkritischer Hinsicht zahlreiche, bisher nicht beantwortete Fragen zu ihrer Deutung, ihrer Herkunft und ihrer Anbringung in den Wandarkaden der Grashausfassade auf.

12.00 – 13.30 Uhr: MITTAGSPAUSE

13.30 – 15.30 Uhr
Sektion II: Architektur

Judith Ley
Vom Rathaus zum Rathaus-Palast – Die architektonische Steigerung städtisch und königlicher Repräsentation im mittelalterlichen Aachen
Das in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Grashaus ist eines der ältesten Rathäuser im deutschsprachigen Raum. Als die karolingerzeitliche Königshalle der Pfalz Aachen ab ca. 1330 zum neuen städtischen Rathaus ausgebaut wurde, löste das größere und palastähnliche Gebäude das Grashaus in seiner Hauptfunktion ab. Im Vortrag wird ein Vergleich der beiden Gebäude vorgenommen und gezeigt, welche Auswirkungen dieser markante Wechsel hatte.

Kristin Saele
Das Grashaus und die Bauforschung – Die Quellen zum Gebäude und das Gebäude als Quelle
Die Forschungsgeschichte zum Grashaus birgt einige Tücken, die erst bei tiefgehender Beschäftigung mit den Quellen zu Tage treten. Das gilt nicht nur für Texte jeglicher Art, sondern auch für bildliche Darstellungen und das Gebäude an sich. Für die Bauforschung am Grashaus haben sich diese Eigenheiten als wertvoll und wesentlich herausgestellt.

Daniel Lohmann
„Das Fehlende im Geiste des noch vorhandenen ergänzt“ – Joseph Laurents Stadtarchiv als Rezeption des mittelalterlichen Grashauses
Nach dem besorgniserregenden Verfall des Grashauses im neunzehnten Jahrhundert entwickelte die Stadt Aachen die Initiative, das geschichtsträchtige Haus mit einer angemessenen neuen Nutzung zu versehen und es im Geiste der Zeit zu ‚restaurieren‘. Diese Aufgabe des Umbaus zum Stadtarchiv hatte der geschickte Architekt und frisch berufene Stadtbaumeister Joseph Laurent von 1886–1889 inne. Seine zeittypische denkmalpflegerische Umgangsweise mit dem historischen Baubefund lässt sich mit zeitgenössischen Denkmaltheorien in Verbindung bringen.

15.30 – 16.00 Uhr: KAFFEEPAUSE

16.00 – 18.00 Uhr
Sektion III: Umnutzung

Monika Krücken
Befund und Originalsubstanz – Die Umnutzung des Grashauses aus denkmalpflegerischer Sicht
Im Vortrag wird die Sichtweise der institutionellen Denkmalpflege auf die Umnutzung des Grashauses beleuchtet. Vorgestellt werden neue Erkenntnisse zu Befund und Substanz sowie die Auswirkung auf den praktischen Umgang damit.

Albert Frey
Schichten – Fügen – Überlagern. Zur Architektur der Umnutzung des Grashauses
Albert Frey wird in einem kompakten Vortrag anhand von ausgewählten Details das architektonische Konzept der Umnutzung erläutern. Dabei wird es nicht nur um den entwerferischen Ansatz vor dem Hintergrund des historischen Bestands, sondern insbesondere auch um die bauliche Umsetzung gehen.

Andreas Düspohl
Außerschulischer Lernort „Europa“ – Zweck, Inhalte, Didaktik
Nach umfangreichem Umbau wurde das Grashaus 2015 als Station Europa der Route Charlemagne eröffnet. Konzipiert wurde es als außerschulischer Lernort. Die Workshops mit Schwerpunkten in den Themenberiechen „Migration und Grenze“ sowie „Demokratie und Verantwortung“ richten sich an Schüler ab Sekundarstufe 2. Außerdem finden im Grashaus Veranstaltungen im Rahmen der Erwachsenenbildung statt. Dieser Vortrag bietet einen Einblick in das vielfältige Programm und zeigt die Zukunftsperspektiven auf.
Eine Veranstaltung der Route Charlemagne Aachen und des Lehr- und Forschungsgebiets Denkmalpflege und Historische Bauforschung der RWTH Aachen