Alles rund um Aachen

Normalerweise kennen ortskundige Aachenerinnen und Aachener Rolf Schnier als Pförtner des Rathauses. Doch am vergangenen Wochenende hieß es für ihn „Viva Las Vegas!“:  In der Stadt der Spieler wurde der 56-jährige Aachener Skat-Weltmeister. Dort fand vom 12. bis 21. August die Skat-Weltmeisterschaft statt, die der Eilendorfer im Einzel gewann. Da er seit 1983 Mitglied im belgischen Skatclub „Ohne 11“ aus Kelmis ist, holte Schnier den Titel allerdings für Belgien und nicht für Deutschland. Doch das tut seiner Freude über den Sieg keinen Abbruch: „Für mich ist dieser Titel so, als hätte ich eine Goldmedaille bei Olympia geholt“, erklärt der Rathauspförtner. Immerhin hat er sich gegen 200 Konkurrentinnen und Konkurrenten aus 13 Nationen durchsetzen können. Dazu gehört einiges, wie das Skat-Ass betont: „Einen guten Skatspieler zeichnet zum einen seine Ruhe aus. Zum anderen seine analytischen Fähigkeiten. Er muss wissen, wie der Gegner spielt, wo seine Stärken und Schwächen sind. Aber zu guter Letzt zählt auch Kartenglück. Immerhin gibt es 1,6 Trillionen Möglichkeiten, wie die Karten verteilt sein können!“

Foto © Stadt Aachen/Nadine Jungblut / Nicht nur der neue Weltmeister Rolf Schnier freut sich über seinen Sieg, auch seine  Kolleginnen und Kollegen sowie Oberbürgermeister Marcel Philipp feierten seinen Titelgewinn gemeinsam im Rathaus

Oberbürgermeister Philipp beglückwünscht den Weltmeister persönlich
Nicht nur der frischgebackene WM-Held freut sich über den Titel, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus sowie Oberbürgermeister Marcel Philipp. Einen Tag nach seiner Rückreise aus Amerika kehrte er zu seinem Alltag als Pförtner zurück und wurde mit einem Sektempfang überrascht. Dazu begrüßte Marcel Philipp den Weltmeister: „Uns freut es sehr, dass Sie sich einen Lebenstraum erfüllen konnten. Das stundenlange Kartenspielen verlangt viel Kraft und Energie. Für diese Leistung stehen Sie heute im Mittelpunkt.“

Skat begleitet ihn sein ganzes Leben
Schnier spielt fast sein ganzes Leben lang Skat: „Ich habe schon als Sechsjähriger Skat gespielt. Mit zehn Jahren fing ich an, gegen die Erwachsenen zu spielen und ab 14 Jahren nahm ich an Turnieren teil.“ Der Weltmeistertitel ist für ihn allerdings nicht seine erste Auszeichnung: Er wurde bereits zwei Mal belgischer Einzelmeister, gewann mit seinem Skat-Club die Mannschafts-WM und wurde 2013 Zehnter bei der Skat-Europameisterschaft. Doch nun holte er sich den ersehnten WM-Sieg nach 40 Stunden reiner Spielzeit und belegte auch den dritten Platz der Sechser-Mannschaft, sowie zwei Mal den Seriensieg. Insgesamt räumte er – neben vier Pokalen – auch ein Preisgeld von 4.000 US-Dollar ab, mit dem er seine Reisekosten komplett decken konnte.

Mission: Titelverteidigung in Berlin
Seit 1978 veranstaltet die International Skat Players Association (ISPA) alle zwei Jahre eine Skat-Weltmeisterschaft und im Wechsel eine Skat-Europameisterschaft. Dabei werden sowohl die WM, als auch die EM an wechselnden Orten ausgetragen. Dieses Jahr wurde im Flamingo Hotel, direkt am Las Vegas Strip, gespielt. Am Finaltag wurde von 7.45 bis 18 Uhr um den Titel gekämpft. Doch Schnier bemerkte eine Viertelstunde vor Ende der Weltmeisterschaft, dass er nicht mehr verlieren konnte: „Ich konnte schon immer gut mit Zahlen umgehen und ab diesem Punkt wusste ich, dass ich es geschafft habe! Und dann habe ich mir einen Drink bestellt.“ Er gewann mit einer Punktzahl von 5.572. Seinen Sieg will er 2018 bei der Weltmeisterschaft in Berlin verteidigen, doch zuvor tritt er nächstes Jahr noch in Polen bei der Skat-EM an. Und wer weiß, vielleicht schafft es der Aachener auch zwei Mal hintereinander den WM-Titel zu holen – was bisher erst einmal gelang.

Foto © Stadt Aachen/Nadine Jungblut  Rolf Schnier räumte gleich vier Mal in Las Vegas ab: Der WM-Titel, der dritte Platz in der Sechser-Mannschaft und zwei Seriensiege gehen auf sein Konto. Zurück an seinem Arbeitsplatz bekam er auch noch eine liebevoll gestaltete Glückwunschkarte