Alles rund um Aachen

Jeder kennt sie, die Plastiktüte, und die meisten Menschen nutzen sie täglich. Unser Verbrauch liegt bei 76 Plastiktüten pro Kopf pro Jahr in Deutschland. Dabei haben aber die Wenigsten im Blick, woraus sie produziert wird und was nach der Nutzung mit ihr passiert. „Jede Generation hat so ihre Themen, manche wiederholen sich jedoch und bleiben uns erhalten. Plastik ist so ein Thema“, sagt Elmar Wiezorek, Leiter des Fachbereichs Umwelt der Stadt Aachen. „In meiner Studienzeit hieß es ‚Jute statt Plastik‘, heute wird wieder versucht, von Plastiktüten wegzukommen“. So sieht es auch der Leiter der Stadtbibliothek, Manfred Sawallich: „Der Umgang mit Plastik ist eines der brisantesten und wichtigsten Themen“. Wer sich über die Hintergründe zu Plastiktüten informieren möchte, kann dies derzeit bei der Posterausstellung „Plastiktüte – nein danke!“. Dort präsentiert der Fachbereich Umwelt der Stadt Aachen einen Auszug aus einer Plakatserie, die ursprünglich vom Umweltamt Wiesbaden erstellt wurde. Die Poster sind noch zu sehen bis Samstag, 3. September, in der Stadtbibliothek an der Couvenstraße, zu den Öffnungszeiten dienstags, mittwochs und freitags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags von 13 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.

Die Auswirkungen von Plastiktüten
Bei der Ausstellung werden Fragen aufgeworfen und Vergleiche gezogen: Wie weit könnte man zum Beispiel mit dem Öl fahren, das für die Herstellung des deutschen Jahresbedarfs an Plastiktüten benötigt wird? Und wie kommt es, dass unsere Meere mit Plastik verschmutzt sind? Wie lange dauert es überhaupt, bis eine Plastiktüte vollständig zerfallen ist? Die Info-Poster zeigen neben Hintergründen auch Handlungsmöglichkeiten auf. Elmar Wiezorek ist es wichtig zu betonen, dass es vor allem darauf ankommt, die Bürgerinnen und Bürger für das Thema zu sensibilisieren: „Alternativen stellen keinen Verzicht dar, sondern es ist wichtig, dass unsere Rohstoffe für vernünftige Sachen verwendet werden. Das erreichen wir vor allem durch Nachhaltigkeit und die Verwendung von dauerhafteren Materialien als Plastik“. Die Plakate der Ausstellung werden durch anschauliche Plastikexponate ergänzt und thematische Karikaturen, zur Verfügung gestellt von Misereor, lassen die Besucher trotz der Brisanz des Themas schmunzeln. Natürlich gibt es auch Tipps und Anregungen für den eigenen Alltag, sogar zum Mitnehmen als – wie soll es in der Bibliothek anders sein – Lesezeichen.

Irland als gutes Beispiel
Es hat sich schon etwas getan in der Zeit, in der die Ausstellung geplant wurde. „Inzwischen sind Plastiktüten im Einzelhandel vielfach kostenpflichtig. Wir sind gespannt, wie sich die Situation in Zukunft verändern wird“, sagt Ilona Chrobak vom Fachbereich Umwelt der Stadt Aachen. „Die Idee, Plastiktüten kostenpflichtig zu machen, hat in Irland gut funktioniert. 2010 haben die Iren noch pro Kopf  pro Jahr 328 Plastiktüten verwendet. Dann sind sie mit 44 Cent pro Tüte kostenpflichtig geworden und jetzt ist der Verbrauch in 2014 auf 18 Tüten pro Person runtergegangen. Das ist der niedrigste Verbrauch in der EU!“, bemerkt Gabriele Schütz-Lembach vom Fachbereich Umwelt. Manfred Sawallich fügt hinzu: „Es gibt die Hoffnung, dass daraus eine Bewegung wird, die nach und nach die ganze Verkaufsbranche einnimmt.“

Abschlussveranstaltung
Die Ausstellung läuft noch bis Sonntag, 4. September in der Stadtbibliothek. Als Abschlussveranstaltung organisieren der Aachener Stadtbetrieb und der Fachbereich Umwelt am Samstag, 3. September und Sonntag, 4. September eine Plastiktütentauschaktion am Elisenbrunnen: Gegen fünf mitgebrachte Plastiktüten bekommt man eine Stofftasche mit der Aufschrift „Juten Tach“.

Informationen rund um die Plastiktüte
Fakten zu Plastiktüten
•    Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 76 Plastiktüten im Jahr (ca. 6,1 Milliarden/Jahr in Deutschland)
•    Eine Tüte wird im Schnitt für 25 Minuten gebraucht
•    Aneinander gelegt, würden die jährlich in Deutschland verbrauchten Plastiktüten die Erde am Äquator 46 Mal umrunden
•    Jährlich werden in Deutschland ca. 184.000 t Kunststoff für Plastiktüten hergestellt – das verbraucht 410 Mio. Liter Rohöl

Müll im Meer: ein Teil der Ursache ist der Eintrag vom Land
•    Im Meer hat Plastik eine Haltbarkeit von bis zu 450 Jahren und wird nur sehr langsam von Salzwasser, Sonne und Reibung zersetzt
o    Giftige Inhaltsstoffe (z.B. Bisphenol A, Phtalate) werden dadurch freigesetzt
o    Die in immer kleinere Teile zerfallenden Kunststoffe lagern Umweltgifte auf Ihrer Oberfläche an (z.B. Insektizid DDT oder Polychlorierte Biphenyle (PCB))
•    Fische und Vögel nehmen Plastik mit der Nahrung auf; die Giftstoffe reichern sich so in der Nahrungskette an – oder die Tiere verenden
•    Bis zu 18.000 Plastikteile schwimmen inzwischen auf jedem Quadratkilometer Wasserfläche (Schätzung UNEP, UN-Umweltprogramm)
•    Im Nordostpazifik (zwischen Hawaii und Nordamerika) schwimmt ein Müllteppich von der Größe Zentraleuropas… (Quelle: Greenpeace)

Rohstoffaspekt: Erdöl ist eine endliche Ressource
•    Förderung pro Jahr mehr als 4 Mrd t
•    sog. Peak Oil ist überschritten – Gewinnung von Erdöl aus sog. Teer- bzw. Ölsanden (Kanada) ist aufwendiger als aus Tiefenlagern: das Öl wird in Zukunft teurer
•    Bei allen Fördermethoden: Umweltschäden (Verbrennung der Gase, Leitungsbrüche, Tankerhavarien)
•    Mehr als zwei Drittel werden schlicht verbrannt: Heizmittel und Treibstoffe.
•    Das restliche Drittel ist Basis der Petrochemie: Kunststoffe (PVC, Polyurethan, Polystyrol), Wasch- und Reinigungsmittel, Pharmazeutika, Kosmetika, etc.
•    Um es als Plastiktüte wegzuschmeißen, ist es einfach zu schade!