Alles rund um Aachen

Ein Meer aus fröhlich leuchtenden gelben Schirmen mit ernst gemeintem Aufdruck: Abschirmen unmöglich – da hilft nur Abschalten! Diese Botschaft gegen Atomenergie schickten etwa 4.000 Menschen am Sonntag, 26.6.16, vom Aachener Europaplatz aus über die Grenze des Dreiländerecks. Die Demo, initiiert von den GRÜNEN der Städteregion Aachen, richtete sich nicht nur gegen die maroden Atommeiler Tihange und Doel in Belgien, sondern verstand sich als ein Weckruf für ganz Europa. Gefordert wurde der gesamteuropäische Ausstieg aus der Atompolitik sowie der Ausbau Erneuerbarer Energien als wirtschaftliche und ökologisch sinnvolle Alternative zur Stromerzeugung.

Foto (c) Andreas Hermann

Aus Angst wird Empörung Eingestimmt durch den lässigen Brass der Eschweiler Renew-Brass-Band eröffnete Gisela Nacken,  Vorsitzende Bündnis 90/DIE GRÜNEN Kreisverband Aachen, die Veranstaltung: „Die gemeinsame Kampagne der GRÜNEN und einem breiten Aktionsbündnis gegen Atomenergie läuft in Aachen bereits seit über einem Jahr auf vollen Touren. Gehen Sie durch die Stadt und Sie sehen allerorts die gelben „Tihange abschalten“-Plakate und Aufkleber. Ob in Geschäften, Bürogebäuden oder Privathäusern, überall zeigt sich der Protest. Man spürt: Aus Angst wird Empörung, die Leute wollen diese gefährliche Energie nicht mehr. Auf politischer Ebene bewegt sich seitdem ebenfalls sehr viel, etwa die Klage der Städteregion Aachen, initiiert durch Städteregionsrat Helmut Etschenberg. Dieser Klage haben sich bereits zahlreiche Kommunen sowie die Länder NRW und Rheinland-Pfalz angeschlossen!“

Was der Eröffnung folgte, war ein kurzer und pointierter Reigen von Redebeiträgen. RednerInnen der GRÜNEN von Bund, Land NRW, dem europäischen Parlament, Stadt und Städteregion sowie ein Sprecher des Aachener Aktionsbündnisses gegen Atomenergie brachten ihre Forderungen auf den Punkt: Sven Giegold, MdEP Mitglied der GRÜNEN Fraktion im Europaparlament: „Die Sicherheit der Menschen muss immer über den Gewinninteressen von Energiekonzernen liegen. 80 Bürgermeister aus Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland waren erst kürzlich in Brüssel und haben Beschwerde im Namen der Bürgerinnen und Bürger eingelegt. Folgt ihnen, kommt nach Brüssel und verleiht eurer Forderung nach Sicherheit Nachdruck: Abschalten jetzt!“ Patrick Dupriez, Co-Parteivorsitzender Ecolo Belgien: „Wir brauchen mehr Visionen, mehr Mut, mehr Druck! Die Folgen eines atomaren Unglücks kennt keine Grenzen, deshalb ist es gut und wichtig, dass wir - Menschen aus der gesamten Euregio Maas Rhein und darüber hinaus – hier grenzüberschreitend zusammenkommen und sagen: Ensemble nous pouvons fermer Tihange2!“

Andy Rossel, Groen Links, Mitglied des Parlaments der Provinz Limburg: „Seit 2012 haben wir maximalen Druck auf Provinzebene in Limburg gemacht. Jetzt endlich schließt sich das Nationalparlament in Den Haag unseren Forderungen nach dem Abschalten von Doel und Tihange an. Nur gemeinsam können wir etwas bewirken!“ Mona Neubaur, Landesvorsitzende Bündnis90/DIE GRÜNEN NRW: „Das Ziel europäischer Energiepolitik muss nach wie vor der Ausstieg aus der Kernenergie sein. Europa muss endlich auf Erneuerbare Energien setzen, eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Alternative.“

Wolfgang Schumacher, Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie: „Der Druck von der Straße muss weitergehen und noch viel stärker werden! Die politische Ebene ist die eine, doch wir können noch viel mehr bewegen! Leistet Widerstand, seid „ungehorsam“, macht Druck von unten und zeigt: Mit uns nicht – jetzt abschalten!“

Oliver Krischer, MdB Bündnis 90/DIE GRÜNEN: „Wir fordern die Bundesregierung auf, sich der Klage der Städteregion gegen Tihange anzuschließen! Natürlich kann Deutschland Belgien keine Vorschriften machen, aber der Druck auf die belgische Regierung muss aufrechterhalten und verstärkt werden!“

Ob Sonne oder Regen: Der Öcher trägt Schirm, und zwar „Anti-Atom-Schirm“ Nach einer knappen Stunde zogen die gut beschirmten Menschen, die aus Aachen und der gesamten Euregio Maas-Rhein sowie aus vielen angrenzenden Kommunen und Landkreisen gekommen waren, unter Sonnenschein zum Brunnen des Europaplatzes. Sie bildeten mit aufgespannten Schirmen einen weithin sichtbaren Kreis und intonierten: Abschalten! Mit diesem klaren Statement endete die lebendige Aktion nach 1,5 Stunden. „Wir danken all den vielen engagierten Menschen, die heute gekommen sind“, sagt Gisela
Nacken und beschließt: „Wir GRÜNE in der Region werden so weitermachen, so lange, bis die Atomkraftwerke Doel und Tihange endlich vom Netz sind.“

Die Schirme erfüllten übrigens gleich mehrere Zwecke: als Ausdruck des Protestes für den Ausstieg aus der Atomenergie, als Sonnenschirm während der Veranstaltung und – direkt nach Ende – endlich auch ihrer Bestimmung gemäß als Regenschirm. Ein über die Grenze angereister Wolkenbruch ging freundlicherweise erst nach Ende der Aktion nieder. Der Artikel und viele weitere Infos finden sich auf der Webseite: http://www.gruene-aachen.de/home/news/aachener-gruene-setzen-ein-deutliches-zeichen-fuer-den-europaeischen-ausstieg-aus-der-atomenergie.html
Erste Filmsequenz der Veranstaltung auf youtube: https://www.youtube.com/watch?v=VsvAmkgmFh0

Tihange Abschalten – Aktionsseite der Grünen aus der Euregio Maas-Rhein: http://tihange-abschalten.eu/