Alles rund um Aachen

In einer Stellungnahme zu einer geplanten Erdgasfernleitung kritisiert die Stadt Aachen die geplante Trassenführung der Open Grid Europe GmbH. Die Stadt befürchtet „gravierende Eingriffe in Natur und Landschaft, in Teilen auch in die baulichen Entwicklungschancen der Stadt Aachen“, heißt es in einer ausführlichen Stellungnahme, die im Planungsausschuss am 16. Juni beraten wird. Im Rahmen eines Raumordnungsverfahren, das die Bezirksregierung Köln auf Betreiben von Open Grid Europe derzeit durchführt, wird  zunächst ein grober, 600 Meter breiter  Korridor festgelegt, innerhalb dessen die mit einem 10 Meter breiten Schutzstreifen versehene, unterirdisch verlaufende Gasleitung gebaut werden könnte.

Vorzugs- und Alternativkorridor
Ein Vorzugskorridor verläuft vom Autobahnkreuz Aachen zunächst Richtung Süden, vorbei an Eilendorf, wird aber zwischen Freund und Krauthausen das Naturschutzgebiet Indetal durchkreuzen, bevor es nordwestlich von Oberforstbach auf den Übergabepunkt im belgischen Teil von Lichtenbusch stößt. Ein Alternativkorridor verläuft in westliche Richtung, nördlich an Haaren vorbei, dann östlich von Vetschau in südliche Richtung zwischen Kronenberg und Vaalserquartier sowie Preuswald und Ronheide bis Lichtenbusch. Nach Ansicht der Stadt Aachen sei es jedoch nicht nachvollziehbar, „warum der bereits vor einigen Jahren in einem ähnlichen Verfahren von der Stadt Aachen vorgeschlagene Alternativkorridor entlang der Autobahn A44 zwischen Brand und Forst nicht berücksichtigt wird“, heißt es in der Stellungnahme. Damals, im Jahre 2008, wurde die Mitteleuropäische Transversale (MET) durch RWE geplant.

Naturschutzgebiete betroffen
In dem jetzt von Open Grid Europe geplanten Vorzugskorridor sind neben dem Indetal auch das geplante Naturschutzgebiet Rollefbachtal mit zwei zufließenden Bächen betroffen, das Wasserschutzgebiet Reichswald, das Wasserschutzgebiet Eicher Stollen und am Rande auch das nach  EU-Recht geschützte FFH-Gebiet Brander Wald mit Bedeutung für den landesweiten Biotopverbund. Darüber hinaus werden durch den Korridor im Bereich Oberforstbach sowie bei Deltourserb und an der Eilendorfer Straße geplante Wohnbauflächen sowie künftige gewerbliche Flächen überlagert. Diverse denkmalgeschützte Bauten wären durch die Trasse der Gasleitung gefährdet, insbesondere Hofgüter mit den dazugehörigen Anlagen, eine römische Villa bei Haaren und einen Abschnitt des Westwalls bei Gut England.

Auch Denkmäler könnten gefährdet werden
Der Alternativ-Korridor tangiert in Haaren das wichtige Naherholungsgebiet und Ökologieprojekt Haarberg, außerdem sind künftige, im Flächennutzungsplan vorgesehene Wohnbauflächen teilweise betroffen. Dazu zählt insbesondere Richtericher Dell, Aachens größte Wohnbaureservefläche, aber auch Flächen am „Bahnbogen“ in Brand, Flächen im Bereich Steppenberg, Vaalserquartier und Kullen sowie in Vetschau an der Karl-Friedrich-Straße. In diesem Korridor wären  – mehr noch als in der Vorzugsvariante – zahlreiche Denkmäler betroffen, beispielsweise der flächig geschützte Bereich am Grenzübergangs Köpfchen mit dem nahegelegenen Gut Grenzhof, der Abschnitt der Höckerlinie des Westwalls und im Vaalserquartier das Gut Wegscheid und vor allem Gut Paffenbroich. Bei Lichtenbusch wären in einem Waldgebiet möglicherweise Hügelgräber der älteren bis mittleren Bronzezeit – je nach tatsächlichem Verlauf der Gasleitung – betroffen.

Verlust städtischer Waldfläche
Überhaupt wären auf einer Länge von 25 Kilometern „nicht hinnehmbare Verluste städtischer Waldfläche, verbunden mit umfangreicher und dauerhafter Beseitigung von Baumbestand“ zu beklagen, falls sich der Variantenkorridor im anschließenden Planfeststellungsverfahren durchsetzen würde. Auch für den Trinkwasserschutz würde durch eine weitere Alternativtrasse nördlich von Lichtenbusch und im Eicher Stollen massiv beeinträchtigt werden – „ein umweltplanerisches Tabu“, heißt es in der Stellungnahme. Die Stadt Aachen fordert die Bezirksregierung auf, intensiv darauf hinzuwirken, dass die Trassenführung der damaligen Mitteleuropäischen Transversale auch für Zeelink genutzt werden kann.

Offenlage bis 1. Juli
Darüber hinaus hat  jeder Bürger und jede Bürgerin die Möglichkeit, selbst eine Stellungnahme bei der Bezirksregierung Köln einzureichen. Bis 1. Juli läuft die Offenlage der Pläne, die in Aachen an zwei Stellen ausliegen: Im Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen der Stadt Aachen, Lagerhausstraße 20, Raum 400, geöffnet montags bis donnerstags 8-12.30 und 13.30-16 Uhr, freitags 8-13 Uhr, sowie bei der StädteRegion Aachen, Zollernstraße 10, A 85 Regionalentwicklung und Europa, 1. Etage, Raum C 136, montags bis donnerstags 8-16 Uhr, freitags 8-12 Uhr.  Weitere Informationen (inklusive der ausführlichen Stellungnahme) sind im Internet unter www.aachen.de/planenundbauen erhältlich.