Der Theaterabend im Theater K beginnt wortgewaltig und sinnlich. "Die Straße der Ölsardinen" von John Steinbeck als Bühnenadaption oder man könnte auch sagen Szenische Lesung. "Cannary Row ist mehr als nur eine Straße. Es ist die Gegend der Ölsardinen und Konservenbüchsen, ist ein Gestank und ein Gedicht, ein Knirschen und Knarren, Leuchten und Tönen, ist eine schlechte Angewohnheit – ein Traum."

Die Straße der Ölsardinen

Ein großes Versprechen an das Publikum, das tatsächlich eingelöst wird: Den zehn Schauspielern gelingt es, die Dichte und den Schwung des dreieinhalb stündigen Abend (reine Spielzeit) aufrechtzuerhalten. Und das, obwohl in den Geschichten der armen Menschen in dem kalifornischen Kaff eigentlich nichts passiert. Früher gab es hier Ölsardinen-Fabriken, jetzt nur noch das Freudenhaus "Flotte Flagge", ein biologisches Institut und einen Kramladen, in dem alles erhältlich ist, was das Herz begehrt. Dieser Laden wird von den Chinesen Lee Chong (Anton Schieffler) geführt.

Foto (c) Wikipedia / John Steinbeck geb.1902 gest.1968

Die Protagonisten des Abends verkörpern die Antihelden Steinbecks auf grandioser Weise. Jede Figur bekommt seine Individualität was die Dialoge zu Highlights macht. Halb gelesen und halb gespielt. Mal humorig, mal traurig ein anderes Mal voller Wehmut hauchen die Darsteller den einzelnen Charakteren Leben ein. Besonders lustig hierbei sind die Verwandlungsszenen, wobei sich „die Jungs“, eine ideenreiche Viererbande, die in einen ehemaligen Fischfutterlager haust, zu den Damen der Flotten-Flagge wandeln. Sie sind wirklich überzeugend allen voran Anush Manukian als ihr Anführer „Mac“. Sie wollen dem Meeresbiologen „Doc“, der immer hilfsbereit ist und für jeden ein Ohr hat, ein Fest geben. Dafür brauchen sie Geld. Sie kommen auf die Idee für „Doc“ (Jochen Deuticke), Frösche für das Labor zu sammeln, um sie ihm dann zu verkaufen. Von dem Erlös soll dann die Party steigen. Der Plan geht auf doch das Fest geht buchstäblich in die Hose.

John Steinbecks "Straße der Ölsardinen" steckt voller Poesie, Humor und Lebensfreude. Wer die Aufführung in der Inszenierung von Annette Schmidt sieht, erlebt die teilweise schockierende Armut der Romanfiguren als Beweis für die Anpassungsfähigkeit des Menschen. Von der ersten Minute an fühlt man sich hineinversetzt in dieses Dorf, man erlebt mit, wie Zusammenhalt unter widrigen Umständen es selbst kleinen Leuten ermöglicht, auf ihre Weise den großen amerikanischen Traum zu verwirklichen.

Foto (c) Theater K

Die Aufführung verging wie im Flug, sie faszinierte und fesselte das Publikum. Als besonderes Highlight gab es in den zwei Pausen der Handlung perfekt angepasst, Hühnersuppe mit Brot und Ölsardinen zur Stärkung. Ein gelungener und runder Theaterabend der die komplette Story des warmherzigen Roman das Publikum hautnah miterleben lässt.

Artikel (c) Hardy Kleidt