Die Tradition des Absolventen-Stücks ist lang an der Theaterschule Aachen wie gleichbleibend spannend – und die hohe Qualität vergangener Aufführungen versetzt auch das Publikum bei der diesjährigen Aufführung wieder in Theaterlaune. Mit „Was ihr wollt“ von William Shakespeare versprechen Norman Nowotko, Ilay Okur, Lucy Errico und Marléne Jeffré eine Komödie mit einem Verwirrspiel um Liebe und Intrigen. Jeder liebt in diesem Opus. Es ist nur nicht immer klar, wer in wen vernarrt ist. Denn längst nicht alle sind das, wofür sie sich ausgeben.

Vor der Küste Illyriens strandet ein Schiff. Viola rettet sich an Land, ihr Zwillingsbruder, glaubt sie, sei ertrunken. Deshalb zieht sie Männerkleidung über und tritt als Page in den Dienst des Herzogs Orsino. Der schickt den vermeintlichen Knaben als Boten seiner Liebe zu Olivia. Diese wiederum entflammt - natürlich - für den hübschen Pagen. Noch turbulenter wird es, als der totgeglaubte Zwillingsbruder Violas quicklebendig auftaucht.

Auf der fast leeren Bühne zeigen die vier Protagonisten das schwungvolle, perfekt Wechsel- und Verwechslungsspiel um Verführung, Lust und Liebe. Bravourös meistern die vier jungen Schauspieler die Herausforderung, alle zwölf der von Shakespeare vorgeschriebenen Rollen umzusetzen. Sie verwandeln sich in rasender Schnelle und das mit überzeugender Bühnenpräsenz.

Die Bühnenmusik von Fabio Piana unterstützt so mache Szene und gibt den Gags noch ein wenig mehr Feuer. Doch es ist nicht nur die Leichtigkeit der Komödie, die Gastregisseur Hanfried Schüttler reizt. In der Lustigkeit gibt es immer Wehmut. Die Figuren investieren jede Menge Gefühl - oft blindwütig. Und dabei fallen sie entsprechend oft auf die Nase. Sie verrennen sich. Die vielen Spielarten der Liebe, die auch Betrug, Selbstverliebtheit und Eifersucht einschließen, wirken mitunter geradezu brutal.

In ihren wirklich überzeugenden Spiel vereinen die Protagonisten Leben, Liebe, Macht und Intrigen. So entsteht eine runde und überzeugende Wiedergabe der Komödie, die 1602 zum ersten mal in England auf der Bühne zu sehen war. Ein wunderbarer Theateraben und viel Applaus für die vier frisch gebacken Schauspieler/innen. Die Leiterin der Theaterschule für Schauspiel und Regie, Ingeborg Meyer, ist stolz auf ihre Schüler, die sie nun mit schwerem Herzen in die große Welt des Theaterlebens entlassen muss.

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Artikel und Fotos © Hardy Kleidt