Die Überschrift lässt es erahnen, der Titel der Ausstellung war in der Tat etwas irreleitend, was aber der Genialität der Bilder keinen Schaden brachte, und auch von Christiane Dénes gewollt war. Die Location erinnert ein wenig an einen Kühlkeller mit anschließender Metzgerei doch hier findet man alles andere als die erwarteten eingefrorenen Schuhe, Beine oder Köpfe. Es hat alles in der Tat mit Eis und Co. zu tun, jedoch auf andere Art und Weise.

Da liegt eine Frau in ansprechender Pose im Bild auf einem rosa-roten Hintergrund, der unschwer als Frühstücksspeck zu erkennen ist. Das nächste Bild zeigt einen Gefrierbeutel voller Köpfe, die aufeinander gestapelt sind. Am Boden der Gefriertüte sind Kapern und eine weiße Sauce zu erkennen und das Gehirn des Betrachters liefert sofort – ohne auf die Liste zu sehen – den Namen des Werkes „Königsberger Kloppse“.

Weiter ist auf einem Bild ein Frauentorso in roter Unterwäsche mit hochhackigen, schwarzen Schuhen abgebildet. Eingeschlagen ist sie in die allseits bekannte PE-Folie, die auch das Fleisch beim Kaufmann abdeckt, und ist mit „Argentinische Steakhüfte“ bezeichnet. Weiter sind überdimensionierte Eiswürfelschalen an der Wand aufgehängt, in den Öffnungen sind Herzen und Köpfe gemalt, welche mit Glitzerfarbe akzentuiert wurden und ebenfalls das Thema „Eis“ gut vermitteln. In der Kühltheke sieht man kleine Eiswürfelchen aus Acryl, in die Dias eingearbeitet sind.

Leicht über das Thema Eis und Kälte sinnierend erklärte die Performance dann, was die Künstlerin mit sagen will. Sie setzte sich in ein aus Styropor gefertigtes, mit Klarsichtfolie umspanntes viereckiges Gebilde – das Bild des Eiswürfels drängte sich geradezu auf – trug ein Gedicht vor und brach dann aus dem Eiswürfel aus. Wort und Tat verdeutlichten auf das Leichteste ihre Botschaft: Heute fehlt es fast allen Menschen an Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, wir sind gefühlsmäßig eingefroren und haben den Zugang zu unserem „Ich“ - dem Gefühl, der Liebe für das Gegenüber, das Wahrnehmen der kleinen Zwischentöne verloren.

Frau Dénes ist es gelungen, mit naiver Malerei und Performance ein Thema zu verdeutlichen, welches – auch nach meiner Ansicht nach – ein Hauptproblem der heutigen Menschheit ist. Wir sind zu fest, zu kalt, zu starr geworden, haben das kleine, das Schöne, das Wunder in jedem neuen Tag aus den Augen verloren, hechten nur noch dem „schöner, besser, teurer“ hinterher, sind konsumvergiftet und sitzen alle – jedenfalls die meisten von uns – in unserem eigenen Kühlschrank und haben uns einfrieren lassen.

In diesem Sinne möchte ich mich Frau Dénes anschließen indem ich sage: „Zerschlagt die Eispanzer, macht die Augen auf und seht mit dem Herzen“!

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Text: Lydia Siemons

Fotos: Bettina Berg & Hardy Kleidt