Hallo liebe kunstinteressierte Aachener,

momentan findet man im Suermont-Ludwig-Museum eine wunderschöne – zwar kleine – Ausstellung, die aber jeden Besuch wert ist.

„Klein“ ist hier das Stichwort, es sind kleine Zeichnungen, in einer zwar geringen Anzahl, die aber um so meisterlicher ausgeführt wurden. Thopas hat es fertig gebracht große Kunstfertigkeit und wenig Platz unter einen Hut zu bekommen.

Wer war der Mann?

Er wurde 1626 in Arnheim geboren, und hatte mit diversen körperlichen Gebrechen zu kämpfen, so war er taub und stumm und stand deswegen Zeit seines Lebens unter Vormundschaft. Es muss zu seinen Lebzeiten als Taubstummer sehr schwer gewesen sein, da an ein selbstbestimmtes Leben in diesem Fall nicht zu denken war; Thopas lebte zum Beispiel immer bei einem anderen Familienmitglied, und hat keinen eigenen Hausstand gegründet. Jedoch hat er sich mit seiner Kunst verwirklicht und wurde hoch akzeptiert und seine Stücke waren sehr geschätzt..

Leider sind nur ca 70 Zeichnungen und ein Ölgemälde von ihm erhalten, welches ich persönlich sehr schade finde, gefällt mir sein Mal- und Zeichenstil doch immens. Zur Zeit sind 38 seiner Zeichnungen im Suermont-Ludwig-Museum zu sehen.

Es ist faszinierend zu betrachten wie der Künstler es zuwege gebracht hat, auf einem Blättchen Papier in Notitzzetteldimension eine Zeichnung auszuführen, die solch lebensechte Qualität aufweist, wie es sonst nur eine Fotografie kann. Man sieht jede Runzel im Gesicht des potraitierten Menschen, Licht und Schatten schaffen eine Illusion von verschiedenen Texturen, man sieht die Umhänge der Menschen an und weiß „das ist aus Samt genäht“ oder „Das Kleid dieser Dame ist aus Seide“ und fühlt fast die leichte Kratzigkeit des Spitzenbesatzes der weißen Kragen. Wie dies nur mit Graphit und Tusche möglich war, verdeutlicht hier, das Kunst wirklich von Können abstammt.

Weiter gibt Thopas durch das Beiwerk der Figur Hinweise auf Beruf, Wohnort und Stand der gezeichneten Menschen. So bietet eine Zeichnung einen Ausblick durch ein Fensterchen auf die „Nieuwe Kerk“ und teilt dem Betrachter mit, aus welchem Haus er auf die Kirche schaut, nämlich dem Gerichtsgebäude von Amsterdam. Die nächste Zeichnung bietet den Ausblick auf eine Mühle und teilt dem Betrachter mit, dass die abgebildete Dame aus reichem Hause stammt.

Am faszinierendsten fand ich persönlich jedoch das „Portrait eines verstorbenen Mädchens“ aus der van Valkenburg Familie. Dieses Bild ist etwas besonderes.

Es war damals üblich, Totengemälde anzufertigen, doch nicht nur dieser Umstand stellt das Portrait aus der Anzahl der Stücke Thopas heraus, es ist zudem auch noch das einzige, welches in Öl gemalt wurde. Es ist möglich, dass von Thopas noch weitere Ölgemälde erhalten sind, wenn dem so ist, schlafen sie wahrscheinlich noch in einer Privatsammlung oder hängen unter falscher Etikettierung in den Museen der Welt, und keiner weiß davon.

Die Ausstrahlung des Totengemäldes ist etwas ganz besonderes, die Farbigkeit tut dem Anlass der Anfertigung des Bildes keinen Abbruch. Es ist kein schreiendes Rot, welches der Künstler für Vorhänge und Bettüberwurf benutzt hat , der Goldschimmer, welcher über der ganzen Szene zu liegen scheint gibt dem Betrachter ein Gefühl von Wärme.

Alles in allem kann ich nur sagen, es ist zwar eine kleine Ausstellung, aber sie lohnt jeden Besuch.

Mir hat es sehr gefallen und ich kann es nur wärmstens empfehlen, liebe Leser, sich ins Museum zu begeben und sie anzusehen.

Deaf, dumb & brilliant - Johan Thopas Meisterzeichner ist noch bis zum 22. Juni 2014 im Suermondt-Ludwig-Museum zu sehen.

Liebe Grüße! Anna-Morag