Alles rund um Aachen

Es ist so eine Sache mit der Energie. Einerseits erfreuen wir uns in einer mehr und mehr automatisierten und digitalisierten Welt daran, wie sehr uns moderne Technik den Alltag erleichtern kann. Andererseits verbraucht fast jedes dieser modernen Geräte Energie – sei es nun beispielsweise in Form von Strom, Gas oder Wasser. Die Stadt Aachen hat sich daher schon vor Jahren zum Ziel gesetzt, möglichst energiesparend unterwegs zu sein. Und die Ergebnisse, die durch intelligente Lösungen erzielt werden, sind wirklich beeindruckend. Und sie sparen der Stadt – und somit allen Steuerzahlern – jede Menge Geld.

Aktiver Klimaschutz
Die Mitarbeiter des Teams Energiemanagement arbeiten jeden Tag daran, unsere Stadt noch etwas effizienter zu machen. Allein seit 2002, rechnet Ulrike Leidinger vom Gebäudemanagement vor, habe die Stadt durch die unzähligen Maßnahmen eine Einsparung bei den Energie- und Wasserkosten in Höhe von stolzen 25 Millionen Euro erzielt.. „Der größte Erfolg besteht sicherlich in der Reduzierung des Gesamtwärmeverbrauchs“, erzählt Teamleiterin Leidinger. „Über die letzten 14 Jahre betrachtet liegt die Einsparung allein in diesem Bereich bei 33 Prozent.“ Klaus Schavan, Technischer Geschäftsführer des Gebäudemanagements, stellt zufrieden fest: „Damit betreiben wir aktiv Klimaschutz, schonen die Ressourcen und leisten auch noch einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung des städtischen Haushalts.“

Die Erfolge, die von den Experten des städtischen Gebäudemanagements erzielt werden, erregen Aufmerksamkeit. So schnitt die Stadt Aachen gemeinsam mit Frankfurt am Main jüngst bei einer Analyse des Klima-Bündnisses in Kooperation mit der Fachhochschule Ludwigshafen deutschlandweit in Sachen Energiemanagement und –monitoring am besten ab. International reiht sich Aachen laut Klima-Bündnis damit in eine Reihe von vorbildlichen Städten wie Graz und New York ein. „Wir sind bei diesem Thema bundesweit in aller Munde“, freut sich denn auch Schavan und schiebt sogleich ein dickes Lob an seine Kollegen hinterher.

Von der Kita bis zum Stadttheater
Das Thema Energiemanagement zeigt sich an vielen Stellen in der Stadt. Genauer gesagt: An jedem Gebäude, das der Stadt gehört und das von ihr betrieben wird,
mit Ausnahme der historischen Gebäude.  Insgesamt betreut das Gebäudemanagement rund 600 Objekte – von der Kita, über Schul- und Verwaltungsgebäude bis zu Schwimmhallen, Museen und dem Stadttheater. Rund ein Drittel der Gebäude wird vom Team Energiemanagement mit modernster Technik überwacht und gesteuert. Einer aus diesem Expertenteam ist Markus Lehmenkühler. Er kümmert sich um das sogenannte Energiecontrolling. An Bildschirmen haben er und seine Kollegen den Verbrauch der Gebäude stets im Blick – und greifen gegebenenfalls ein. Steigt der Wasserverbrauch unerwartet über Nacht in einer Schule an, deutet das auf einen Störfall hin. Womöglich leckt eine Heizung oder es ist gar ein Wasserrohr zu Bruch gegangen. „Wir informieren dann umgehend den Hausmeister vor Ort“, erklärt Lehmenkühler. Der schaut sogleich nach, ob das Problem schnell zu beheben ist. Zum Beispiel, wenn eine Toilettenspülung klemmt und über Stunden durchläuft. Ist keine schnelle Lösung möglich, werden entsprechend Fachfirmen losgeschickt, die sich der Sache annehmen.

„Ein ganz wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Kommunikation und die Sensibilisierung für das Thema“, ergänzt Andre Helten, der vor allem für die Gebäudeautomation zuständig ist. Er steuert unter anderem die Heizungsanlagen, damit sie nur dann laufen, wenn eine Kita, eine Schule oder ein Verwaltungsgebäude auch benutzt wird. „Findet zum Beispiel in einer Kindertagesstätte abends ein Elternabend statt, teilt uns die Einrichtung dies mit und dann sorgen wir selbstverständlich dafür, dass das Gebäude auch abends angenehm warm ist“, betont Helten. Das intelligente Management zahlt sich in jedem Fall aus. Die Energiekosten der städtischen Liegenschaften liegen seit Jahren bei recht konstanten 10 Millionen Euro pro Jahr – sie steigen nicht. „Das ist schon ein großer Erfolg!“, findet Leidinger.

Der „Aachener Standard“
Dabei agiert die Stadt schon seit einiger Zeit als regelrechter Pionier auf dem Gebiet. Seit dem Jahr 2010 werden neue Gebäude stets nach dem so genannten „Aachener Standard“ errichtet. Der besagt: Alle Neubauten der Stadt Aachen werden nach dem oben genannten Standard, ein dem Passivhaus ähnlichen Standard, geplant. „Wir rechnen die Kosten über den ganzen Lebenszyklus des Gebäudes“, erklärt Schavan. Und der liegt in der Regel bei 40 Jahren. Die Rechnung ist dabei so simpel wie genial: Wenn ich am Anfang beim Bau womöglich ein bisschen mehr Geld in gute Materialien und eine moderne und energieeffiziente Gebäudetechnik stecke, zahlt sich das auf Dauer aus. Denn die Betriebskosten zum Beispiel für eine Kita oder eine Schule werden langfristig deutlich billiger, also niedrigere Heizkosten bei sehr gutem Komfort... Konkret bedeutet das für Aachen: Die Baukosten liegen in der Regel 6 bis 8 Prozent über dem Mindeststandard. Doch dem stehen deutliche Einsparungen im Laufe des Lebenszyklus des Gebäudes gegenüber. Ulrike Leidingers Fazit lautet daher: „Wirtschaftlich bauen ist eben besser als nur billig bauen!“

Weitere Informationen zum Energiemanagement und speziell zum Energieanzeiger der Stadt Aachen finden Sie unter https://stadt-aachen.e2watch.de/. Dort kann jedermann und jederfrau den täglichen Energieverbrauch von knapp 200 städtischen Gebäuden (fast) in Echtzeit einsehen. Denn die Daten werden alle 15 Minuten aktualisiert.

Kurzinterview:
Ulrike Leidinger, Leiterin des Teams Energiemanagement im städtischen Gebäudemanagement.

Warum ist das Energiemanagement für die Stadt Aachen so wichtig?
Ulrike Leidinger: Das intensive Energiemanagement, wie wir es von der Stadt Aachen betreiben, kostet Manpower, aber es lohnt sich wirklich! Zum einen sparen wir langfristig eine Menge Geld ein, indem wir neue Gebäude in der Stadt nach unserem „Aachener Standard“ errichten. Denn die Betriebskosten sinken dadurch erheblich. Und indem wir den Energieverbrauch unserer städtischen Liegenschaften stetig im Blick haben und steuern, können wir auch hier dauerhaft Einsparungen erzielen. Ganz abgesehen von der Sensibilisierung für die Themen bewusster Energieverbrauch und Klimaschutz. Schließlich tragen wir durch ein intelligentes Energiemanagement in Aachen mit dazu, dass die Schadstoffemissionen sinken.

Worin besteht der größte Erfolg, der durch das Energiemanagement der Stadt Aachen in den vergangenen Jahren erzielt wurde?
Ulrike Leidinger: Unser größter Erfolg liegt sicherlich in der Reduzierung des Gesamtwärmeverbrauchs aller 600 städtischen Objekte um 33 Prozent über die letzten 14 Jahre. Zudem hat sich der „Aachener Standard“ bei Neubauten bewährt. Wirtschaftlich bauen ist eben besser als billig bauen. Unser Weg ist anerkannt und auch entsprechend ausgezeichnet worden. Das bekräftigt uns, weiter in innovative Gebäudetechnik zu investieren. Denn langfristig gesehen spart das Geld und schont die Umwelt.