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Maurice Vonhoegen klopft mit einem Sondierstab leicht gegen den Baumstamm der Erle. Im oberen Bereich hat sich ein Teil der Rinde gelöst, Käfer haben bereits ihre Spuren im Totholz hinterlassen. „Das ist ein Schaden, den wir aufnehmen, und beobachten", erklärt er. Vonhoegen ist in der Arbeitsvorbereitung der Baumunterhaltung Leiter der Baumkontrolle beim Aachener Stadtbetrieb.

Diese Ergebnisse der Kontrolle des Straßenbaums am Freunder Weg erfasst er im Baumkataster. Fünf Jahre lang wurde die Plattform  in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Umwelt erarbeitet und auf die Bedürfnisse des Stadtbetriebs zugeschnitten. Nun wird sie eingesetzt und von sechs Baumkontrolleuren Schritt für Schritt mit Informationen gefüllt.

Alle Informationen auf einen Blick

Erstellt wird, was Maurice Vonhoegen eine „Patientenakte" nennt: Der genaue Standort, die Baumart, die Pflanzart, Alter, Größe, Beschaffenheit von Baumkrone, Stamm, Rinde, Wurzelwerk und Baumumfeld werden notiert. Dazu kommen dann mögliche Krankheiten, Wunden, Pilzbefall, Standfestigkeit und weitere Hinweise über den Gesundheitszustand des Baums. „All diese Informationen können schnell und übersichtlich auch am mobilen Endgerät ins Programm eingegeben werden und sind sofort für alle abrufbar. Dadurch können wir auch direkt im Baumkataster Arbeitsaufträge an die Baumpflege weitergeben und Langzeitmaßnahmen bestimmen – also, ein Monitoring jedes Baums ermöglichen", sagt Vonhoegen.

1000 Bäume pro Woche aufgenommen

Ein bereits im Kataster erfasster Baum erscheint direkt nach Eingabe auf einer internen Karte des Programms. In der Innenstadt leuchten schon ziemlich viele grüne Punkte – die Baumkontrolleure des Stadtbetriebs haben hier schon ganze Arbeit geleistet. „Eine geschulte Fachkraft braucht nur wenige Minuten, um eine erste Baumkontrolle vorzunehmen. Durch die schnelle und intuitive Eingabe ins Kataster haben wir hier noch einmal eine ziemliche Arbeitserleichterung. Im Schnitt rechnen wir damit, dass wir etwa 1000 Bäume pro Woche erfassen können", sagt Andreas Schulz, Teamleiter der Baumunterhaltung im Aachener Stadtbetrieb. Bis zum Ende des Jahres 2022 sollen alle Bäume im Stadtgebiet ihren Platz im Kataster gefunden haben.

Neun-monatiges Kontrollintervall

Die Kontrolleure haben sich zu Beginn mit den Bäumen an Kindertagesstätten, Schulen sowie Spiel- und Sportplätzen beschäftigt. Danach folgten und folgen nach und nach die Hauptverkehrsstraßen in der Innenstadt, die Ringe sowie die großen Ausfallstraßen. Mit der Aufnahme ist aber nur der erste Schritt getan. Denn das Baumkataster soll vor allem die gesamte Arbeit der Baumkontrolle und -pflege erleichtern. Alle neun Monate wird jeder einzelne Baum, jeder „Patient" untersucht. Dadurch wird auch sichergestellt, dass der Baum nach vier Kontrollterminen in jeder Jahreszeit einmal begutachtet wurde.

Stellt sich bei der Untersuchung heraus, dass eine Maßnahme notwendig wird, folgt sofort ein Vermerk. Eingeordnet in vier Dringlichkeitsstufen wird festgelegt, ob eine Sofortmaßnahme greifen muss oder eine erneute Begutachtung in zwei Monaten oder auch einem Jahr ausreichend ist. „Bei fraglichen Sachen wird eine Zweitmeinung gebraucht", ergänzt Andreas Schulz. Dann wird bei einer weiteren Baumuntersuchung – dem Besuch des Facharztes – der Baum dann einer näheren Begutachtung unterzogen. Mit Hilfe eines Hubsteigers etwa kann die Baumkrone aus der Nähe betrachtet werden.

Einen solchen Vermerk hat Maurice Vonhoegen auch bei der Erle am Freunder Weg hinterlegt. In neun Monaten wird einer der Baumkontrolleure erneut den Baum und den Fortgang des Schadens begutachten.