Alles rund um Aachen

Wer an diesen goldenen, warmen Herbsttagen auf die Idee kommt, vielleicht doch noch ein paar Bahnen im Freibad Hangeweiher schwimmen zu wollen, wird sicher bitter enttäuscht sein: Statt Badehosen sind Bagger zu sehen und statt Schwimmbecken Baugruben. Die zweite Phase der aufwändigen Sanierung von Aachens Freibad läuft seit dem 11. September, dem Tag nach dem diesjährigen Ende der Freiwassersaison, auf vollen Touren.

Trotz Bauschutt, Löchern im Boden und tiefen Baggerfurchen sieht Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung, Kultur, Schule, Jugend und Sport, das Endergebnis schon vor dem geistigen Auge: „Das wird wirklich richtig schön", ist sie überzeugt. „Es ist unser einziges Freibad. Und es ist ein traumhaftes Gelände. Leichte Hügel, alter Baumbestand, eine große Liegewiese. Wunderschön, schützens- und erhaltenswert", schwärmt Schwier. Sie sei froh und dankbar, dass es 2014, als die veraltete Schwimmbadtechnik nach einem großen Sturm Probleme bereitete, einen „schnellen, großen Konsens aller Fraktionen gegeben hat für die Sanierung".

Edelstahl statt Fliesen

Die erste Sanierungsstufe wurde dann auch bereits in der Freibadpause 2014/15 gestartet: Für rund 2,1 Millionen Euro wurden Filteranlagen und die gesamte Technik erneuert. „Aber davon konnte man ja noch nicht viel sehen als Badegast", so Martin Lambertz, Projektleiter und Abteilungsleiter „Technisches Gebäudemanagement: Projekte und Energie" vom Gebäudemanagement der Stadt Aachen: „Jetzt, beim zweiten Abschnitt, den Becken, wird es deutlich sichtbar." Edelstahl statt türkisen 1970er-Jahre Fliesen – das wird die wohl sichtbarste Veränderung werden: „Wenn Edelstahl und Wasser bei Sonne gemeinsam reflektieren, das sieht einfach Klasse aus, ein toller Effekt", gerät er ins Schwärmen. Damit dieser Eindruck noch stärker zu sehen ist, werden die Wasserflächen zukünftig mit dem Beckenrand abschließen, die rund 30 Zentimeter zwischen Überlaufrinne und Beckenoberkante verschwinden. Und Edelstahl ist deutlich haltbarer, pflegeleichter und hygienischer als Fliesen und Fugen.

Ein komplett neues Plantschbecken mit Bachlauf

Verschwinden werden auch die Büsche zwischen Wiese und Beckenumlauf: An der Stirnseite des Schwimmerbeckens wird eine kleine Treppe im Halbrund einen freien Blick zum Becken ermöglichen. „So genannte Durchschreitebecken mit Duschen wird es so auch nicht mehr geben. Auch Duschbereiche um das Becken werden ebenerdig. Den Turm für die Schwimmmeister versetzen wir zwischen das Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken. Dann ist die Sicht auf beide Becken und das Plantschbecken besser", erläutert Lambertz. Wo bisher im Schatten von großen Bäumen das Plantschbecken die Kleinsten lockte, klafft nur noch ein Erdloch. Denn im Gegensatz zur den beiden anderen Becken, die in Größe und Form erhalten bleiben, wird dies komplett neu gestaltet – inklusive Bachbereich. „Das legen wir auch bewusst wieder dort im Schatten an, was im Hochsommer am besten für die Kinder ist."

Am besten für die Umwelt werden die neuen Abdeckungen der Schwimmbecken sein, die nachts über die Wasserflächen fahren. Sie halten die Wärme im Wasser und die Verschmutzung draußen. „Zwischen 22 und 23 Grad ist das Wasser morgens. Gerade richtig für unsere Sportschwimmer", lobt Petra Prömpler, Fachbereichsleiterin des Fachbereichs Sport der Stadt Aachen, diese extrem treue Besuchergruppe. Sie verspricht sich nach den Sanierungsmaßnahmen aber auch neue, zusätzliche Besucher. Denn noch sei an den vielen Tagen Luft nach oben: „Nur an ganz wenigen Tagen staut es sich mal vorne am Kassenbereich. Da haben wir aber leider noch keine gute Lösung gefunden."

Bessere Durchströmung der Becken

Nicht stauen wird sich das Wasser in den neuen Rohrleitungen: Die laufen nicht mehr rund um die Becken zur Hauptleitung, dann in die unterirdischen Schwallwasserbecken und schließlich durch die Filteranlagen, sondern unter den Becken, so dass ein Absacken der Rohre – in der Vergangenheit leider ab und an ein Problem – verhindert wird. So werden im großen Becken dann die 2.400 Kubikmeter Wasser alle fünf Stunden einmal komplett ausgetauscht, da die neue Struktur und Technik eine bessere Durchströmung der Becken gewährleistet. Rund 500 Kubikmeter pro Stunde werden gefiltert und wieder ins Becken abgegeben.

Hoffnung auf einen milden Winter

Einen großen Wunsch hat Beigeordnete Schwier: „Ich hoffe auf einen möglichst milden und frostfreien Winter, damit wir mit den Bauarbeiten nicht in Verzug kommen." Bisher, so Projektleiter Lambertz sei man zuversichtlich, die Tore pünktlich und traditionell am 1. Mai wieder für Badegäste öffnen zu können. Derzeit liegt man mehr als gut im Zeitplan, aber: „Beim Verschweißen der Edelstahlteile etwa sind wir auf Plustemperaturen angewiesen. Das geht bei Frost einfach nicht."