Alles rund um Aachen

Wussten Sie, dass sich früher mitten in Aachen zwei Bäche – Pau und Paunell – im wahren Wortsinn gekreuzt haben!? Nein? Dann sollten sie das neue Büchlein „Verrückte Maßstäbe – la folie des échelles" zur Hand nehmen, das die Stadt Aachen nun herausgibt und das ab dem 15. September erhältlich sein wird. Denn darin wird nicht nur verraten, dass die Bachkreuzung im Bereich der Wirichsbongardstraße lag, sondern vieles mehr Informative, Spannende und Unterhaltsame rund um das Aachener Suermondtviertel. Denn dieses Viertel steht im Mittelpunkt der ausführlichen, 64 Seiten dicken Broschüre.

Ein Viertel voller Bewegung

Warum Verrückte Maßstäbe? „Weil das Suermondtviertel ein ganz besonderes Stadtquartier innerhalb Aachens ist, das Maßstäbe in vielerlei Hinsicht setzt", erklärte Markus Ullrich vom Büro archigraphus im Rahmen einer Pressekonferenz, bei der das neue Büchlein und der darin beschriebene Stadtspaziergang vorgestellt wurde. Das Buch ist neu, die Idee der „Verrückten Maßstäbe" nicht ganz. Denn schon 2011 haben Ullrich und sein archigraphus-Partner Joachim Schmidt zahlreiche Interessierte auf eine „verrückte" Entdeckungstour durch das Viertel mitgenommen. Die Aktionen und Stadtspaziergänge stießen damals auf große Resonanz. Nun erleben die Stadtspaziergänge eine Neuauflage. „Es hat sich schließlich wieder einiges getan im Suermondtviertel", findet Ullrich, der das aufwendig und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Heft am Dienstag, 12. September, zusammen mit Niels-Christian Schaffert (Leiter des städtischen Fachbereichs Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen), Stefanie Weitenberg (Abteilungsleiterin Stadterneuerung und Stadtgestaltung) und Stefanie Kirchbach (Verkehrsmanagement der Stadt Aachen) der Öffentlichkeit präsentierte.

Von der Aachener Badegesellschaft zum Aquis Plaza

„Stadtgeschichtlich steckt in diesem Viertel unglaublich viel drin, und zwar mit Bedeutung für die gesamte Stadt Aachen. Das Suermondtviertel erzählt die Geschichte Aachens als Badestadt, vom Einfluss Napoleons und der Preußen auf Aachen bis hin zur Nachkriegszeit und den massiven städtebaulichen Änderungen im Zuge einer Politik der autogerechten Stadt", erläuterte Stefanie Weitenberg. All das spiegle sich heute im Suermondtviertel wider und es mache auch den Spannungsbogen aus für aktuelle stadtplanerische Entwicklungen. „Mit dem Bau des Aquis Plaza und den Umgestaltungen am Kaiserplatz ist eine große Veränderungen für das Viertel einhergegangen", wusste Niels-Christian Schaffert zu berichten.

Das Büchlein „Verrückte Maßstäbe" greift all diese Themen auf und lädt die Menschen ein, selbst auf Entdeckungstour zu gehen. Entlang von 19 Stationen führt der Stadtspaziergang, den das handliche Heft beschreibt. Und es dürfte selbst echte Öcher immer wieder mit interessanten Aspekten und Informationen überraschen, die bislang nicht jedem geläufig waren. Prachtvolle Bauten wie das Theater auf der einen, des Aacheners liebste „Pissnelke" – der Kugelbrunnen – auf der anderen Seite. Elisenbrunnen und Synagogenplatz, Adalbertstift und Lothringer Straße – überall dort zeigt sich der Facettenreichtum des Suermondtviertels. Markus Ullrich: „Das Suermondtviertel besticht heute durch seine zentrale Funktion für Aachen: Hier gehen die Menschen einkaufen, hier wohnen sie, hier ist mit dem Bushof der größte Verkehrsknotenpunkt des ÖPNV. All das macht das Viertel sehr interessant."

Viele Infos und Aktionen beim „Park(ing) Day am 15. September

Bereits 2011 fanden besagte Streifzüge durch das Suermondtviertel statt. Knallige Symbole der damaligen Spaziergänge: die bunten Leitern, mit denen archigraphus die Teilnehmer ausstattete, um gemeinsam die verrückten Maßstäbe des Stadtquartiers zu erleben und aus ungewohnten Perspektiven zu entdecken. Vieles hat sich seitdem dynamisch verändert. Damals aufgedeckte Spuren sind überschrieben, einige geblieben, neue hinzugekommen. Daher gibt es nun das Büchlein, daher gab und gibt es nun ebenfalls weitere Streifzüge. Ein erster Stadtspaziergang mit dem archigraphus-Team hat bereits stattgefunden, ein zweiter startet am 15. September. Es sind noch einige Restplätze vorhanden. Ein weiterer Termin soll voraussichtlich 2018 folgen. „Und mit der Broschüre ‚Verrückte Maßstäbe' hat nun ja jede Bürgerin und jeder Bürger die Möglichkeit, selbst einen Streifzug durch das Suermondtviertel zu unternehmen", freut sich Schaffert über das gelungene Werk.

Dafür, dass das Viertel in Bewegung ist, steht auch das Projekt „ExWoSt". Die Abkürzung steht für Experimenteller Städte- und Wohnungsbau. Es handelt sich um ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Die Stadt Aachen erhält für sein Projekt „Suermondt-Viertel: nah, urban und vielfältig – ein Quartier in Bewegung" insgesamt 250.000 Euro aus dem Fördertopf. „Eine zentrale Frage für uns lautet hierbei: Wie können wir die Nahmobilität und damit einhergehend die Aufenthaltsqualität in diesem sehr dynamischen innerstädtischen Viertel fördern?", umreißt Stefanie Kirchbach das Aufgabenfeld. Mit der Fördersumme werden nun mehrere kleinere Maßnahmen umgesetzt. Aspekte, die dabei eine Rolle spielen, sind unter anderem die Radvorrangroute, die von Eilendorf über das Frankenberger Viertel, durch das Suermondtviertel Richtung Innenstadt und weiter zur Hochschule führen soll, ebenso eine von zehn Premiumfußgängerrouten, die durch das Quartier gehen soll oder Themen wie Carsharing, Velocity-Stationen, Fahrradparken im Viertel und Begegnungsbereiche für die Menschen. Zu guter Letzt ist mit den ExWoSt-Geldern ein sogenannter Quartierfonds aufgelegt worden, mit dem verschiedene Initiativen und Maßnahmen im Viertel unterstützt werden.

So findet zum Beispiel ebenfalls am 15. September von 13 bis 22 Uhr erstmals in Aachen der internationale „Park(ing) Day" im Suermondtviertel statt. VCD Aachen, Greenpeace Aachen, Gemeinschaftsgärten Aachen, Cambio, Velocity Aachen, ADFC Aachen und die Stadt Aachen gehen dabei auf Lothringer Straße und Harscampstraße unter dem Motto „Nah, Urban, Vielfältig – Ein Quartier in Bewegung" der Frage nach, wie das Suermondtviertel mit mehr Platz für die Menschen im öffentlichen Raum aussehen könnte. In diesem Rahmen werden für einen Tag Parkplatzflächen auf besagten Straßen „umgenutzt". Es gibt Infostände, Straßenmusik, Lesungen, Poetry Slam, Fahrten mit E-Bikes und vieles mehr. „Durch die temporäre Reduktion von Parkplätzen kann man sich einmal intensiv mit der Frage beschäftigen: Was kann man mit diesen öffentlichen Flächen noch alles machen? Wie könnte mein Viertel mit mehr Platz für Menschen aussehen?", erklärt Müller die Idee hinter dem „Park(ing) Day".

Klar ist: Das Suermondtviertel steckt –  vor dem Hintergrund einer wechselvollen Geschichte – voller Potenziale für die Zukunft. Das findet sich auch im Innenstadtkonzept 2022 der Stadt Aachen wieder, in dem das „verrückte" Viertel ebenfalls mit mehreren Maßnahmen vertreten ist.

Weitere Infos

Das Büchlein „Verrückte Maßstäbe – la folie des échelles" ist ab Freitag, 15. September, für eine Schutzgebühr von 5 Euro im gut sortierten Buchhandel, im Deutsch-Französischen Kulturinstitut (Theaterstraße 67) und beim aachen tourist service (ats) am Elisenbrunnen erhältlich. Ebenfalls am 15. September findet von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr ein Stadtspaziergang statt (Startpunkt: Deutsch-Französisches Kulturinstitut, Theaterstraße 67). Wenige Restplätze sind noch frei. Anmeldung per E-Mail an stefanie.kirchbach@mail.aachen.de. Weitere Infos zum Suermondtviertel: www.aachen.de/suermondt-mobil.