Alles rund um Aachen

So feiern Freunde. Und so funktioniert das gemeinsame Europa. Indem es von  den Bürgerinnen und Bürger an der Basis gelebt wird. Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp stellte dies am Samstag (8. April) in seiner Rede im Reimser Rathaus heraus – und er bekam viel Zustimmung und Applaus. 50 Jahre Städtepartnerschaft Aachen-Reims: Im Januar wurde dieses besondere Jubiläum zum Karlsfest in Aachen feierlich begangen, an diesem Wochenende nun stand der Gegenbesuch in Reims an. Drei Tage lang wurde in der französischen Partnerstadt das 50-jährige Bestehen der Jumelage gefeiert, am heutigen Sonntag (9. April) gehen die offiziellen Feierlichkeiten mit einem festlichen Hochamt in der Reimser Kathedrale Notre Dame zu Ende.

Foto: Stadt Aachen/Andreas Herrmann / Der Reimser Oberbürgermeister Arnaud Robinet (rechts) und sein Aachener Amtskollege Marcel Philipp unterzeichnen die Erneuerung des Partnerschaftsvertrags

Festakt im Reimser Rathaus
Zentrales Ereignis war der Festakt im Reimser Rathaus am Samstag. Dort wurde nicht nur die Erneuerung des Partnerschaftseids Aachen-Reims gefeiert, hier wurde vor allem in den Reden der beiden Oberbürgermeister, Arnaud Robinet und Marcel Philipp, klar, wie lebendig in dieser Partnerschaft Europa lebt.
Philipp sprach von einem „Tag der Freude, der Dankbarkeit und der Zuversicht“ und erläuterte diesen Dreiklang:
Freude, weil die Partnerschaft auch nach 50 Jahren immer noch jung und voller Schwung, fröhlich und optimistisch, stabil und krisenfest sei. „Und weil diese Städtepartnerschaft eine Angelegenheit der Bürgerinnen und Bürger ist. Es sind die Schülerinnen und Schüler, die Vereine, die Kulturgruppen und Chöre, die Jugend- und Seniorengruppen, die diese Partnerschaft elementar seit 50 Jahren tragen.“
Dankbarkeit, „weil das, was in 50 Jahren zustande kam, keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist“. Vor dem Hintergrund vieler Auseinandersetzungen und Konflikte, zuletzt der beiden Weltkriege, sei, so Philipp, „aus der Friedensgesinnung Friedensarbeit geworden, aus Erbfeindschaft durch Versöhnung, Dialog und Zusammenarbeit eine feste ,Erbfreundschaft’“. Der Oberbürgermeister: „Wir können den Initiatoren unserer Partnerschaft, allen voran den damaligen ersten Bürgern beider Städte, die an Vorbereitung und Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages beteiligt waren, nicht dankbar genug sein. Ihre Namen haben sich fest in unseren Stadtgeschichten verankert, deshalb dürfen Sie am heutigen Tage genannt werden: René Bride, Pierre Schneiter und Jean Taittinger auf Reimser Seite und für Aachen Hermann Heusch.“
Dankbarkeit zollte Philipp den jeweiligen Nachfolgern im Amt, sein Dank ging aber auch an die Engagierten und Aktiven der Partnerschaftsvereine, „die über fünf Jahrzehnte hinweg dafür sorgten, dass der Austausch nie abriss. Sie sind die festen Pfeiler, die die Brücke unserer Städteverbindung tragen“, so der Aachener Oberbürgermeister. Catherine Delot und Georg Schmidt, den aktuellen Vorsitzenden, und all den Wegbereitern bescheinigte Philipp „viel Herzblut, das in den letzten 50 Jahren unsere Städtepartnerschaft lebendig gehalten hat“.
Zuversicht führte der Aachener Oberbürgermeister bewusst an, weil „sich 50 Jahre nicht nur für einen Rückblick eignen. Um sich vorwärts zu bewegen, genügen keine Rückspiegel.“ Der Blick sei angesichts des Brexits und angesichts populistischer und nationalistischer Bewegungen in vielen EU-Ländern – auch in Deutschland und Frankreich von großer Bedeutung. Philipp: „Deshalb sind die Bürgerschaften, die diese Partnerschaften tragen, aufgerufen, zu kämpfen. Das Ziel dieses Kampfes muss es sein, alles zu tun, dass die Völker weiter zueinanderfinden statt sich voneinander abzugrenzen.“
50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Reims und Aachen seien eine gute Basis dafür, dass der Einsatz in diesem Kampf gewonnen werden kann. Philipp und Robinet stimmten darin überein, gemeinsam in eine europäische Zukunft zu gehen, „die uns nicht wieder voneinander entfernt. Lassen Sie uns den Weg der Freundschaft weiter beschreiten. Und lassen Sie uns unsere Demokratie verteidigen gegen ihre Feinde und Verächter!“  
Arnaud Robinet zeichnete im Rahmen des Festaktes den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Aachen, Dr. Jürgen Linden, und den ehemaligen Vorsitzenden des Städtepartnerschaftskomitees in Aachen, Dr. Wolf Steinsieck, für ihre Verdienste um die Städtepartnerschaft mit der Ehrenmedaille der Stadt Reims aus.
Weiterer Höhepunkt im Programm der Städtepartnerschaftsfeierlichkeiten war  ein gemeinsames Konzert des Mädchenchors am Aachener Dom mit dem Chor der Cathédrale Notre-Dame Reims und des Vokalensembles der Musikschule Reims am Samstagnachmittag in der Reimser Musikschule. Die Aachener Kinder waren ebensolch gute Botschafter der Kaiserstadt wie der Aachener Fotograf Andreas Herrmann, der die sehenswerte Foto- Ausstellung „Impressionen des Aachener Doms im Palais du Tau eröffnen konnte.  
Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung
Zeitgleich wurde in Reims an diesem Wochenende die deutsch-französische Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung unter dem Titel „Lieux de Mémoire: Erinnerungsorte und die Zukunft der deutsch-französischen Freundschaft“ abgehalten. Die Jumelage Aachen-Reims war willkommener Anlass für diese Konferenz, die die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Städte Reims und Aachen und die Europäische Stiftung Aachener Dom für Politiker, Wissenschaftler, Schriftsteller, Journalisten und Studierende ausrichteten.
Im Rahmen der verschiedenen Veranstaltungen dieses Programms sprachen die beiden Oberbürgermeister Robinet und Philipp, der Vorsitzendes des Karlspreisdirektoriums, Dr. Jürgen Linden, und der Vorsitzende des Beirats der Europäischen Stiftung Aachener Dom, Michael Wirtz, sprechen. Die Festrede im Programm der Konrad-Adenauer-Stiftung hielt Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, der die Städtepartnerschaft Aachen-Reims als lebendiges und ermutigendes Zeichen für ein vereintes Europa bezeichnete.