Alles rund um Aachen

Bundesweit beachtetes Modellprojekt wurde auf die gesamte Region ausgeweitet


Hoffnung für viele Studienabbrecher: Das vorzeitige Ende des Universitätsstudiums muss nicht das Ende der beruflichen Karrieremöglichkeiten bedeuten. Seit Ende 2009 hilft das bundesweit beachtete Modellprojekt ,,Switch" Studienabbrechern dabei, einen neuen, anderen Einstieg ins Berufsleben zu finden. Das vom Fachbereich Wirtschaftsförderung und Europäische Angelegenheiten der Stadt Aachen mit vielen Partnern initiierte Projekt wurde kürzlich auf die gesamte Region ausgeweitet: Jetzt sind auch Ausbildungsbetriebe aus den Kreisen Düren, Heinsberg, Euskirchen und der StädteRegion Aachen daran beteiligt.

,,Drei Motive haben uns getrieben, Switch ins Leben zu rufen: Der wachsende Fachkräftemangel bei Unternehmen, die hohen Abbrecherquoten an den Hochschulen und der Wunsch, junge Menschen in der Region zu halten. Es ist schön zu sehen, dass wir auch in der Praxis zu allen drei Punkten beitragen können, und das nicht nur in der Stadt, sondern in der ganzen Region Aachen", so Thomas Hissel, stellvertretender Leiter der Aachener Wirtschaftsförderung. Das ,,lebende Beispiel" ist der frischgebackene Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und Absolvent des ersten SWITCH-Jahrgangs, Oliver Rick, der bei der Winweb GmbH in Aldenhoven im Kreis Düren seine Ausbildung abgeschlossen hat.

Das Unternehmen entwickelt und vertreibt hochspezialisierte und optimierte Softwarelösungen für die Fleisch verarbeitende Industrie. Ständige Anpassungen an wechselnde Branchenbedürfnisse und Anforderungen im aktuellen Tagesgeschäft erfordern spezialisierte Mitarbeiter. ,,Gerade in diesem Bereich ist es schwierig, qualifizierte und vor allem hoch motivierte Nachwuchsfachkräfte zu finden", so Winweb-Geschäftsführer Willi von Berg. ,,Die Bewerber, die wir über SWITCH bekommen, haben klare Vorstellungen von dem, was sie tun wollen. Zudem haben sie bereits Vorwissen aus dem Studium und zeigen im Auswahlverfahren, welche Qualitäten sie mitbringen und wo ihre Talente liegen. Wir bilden Personal in kurzer Zeit speziell für unsere Anforderungen aus, daher müssen wir uns auf unsere Auszubildenden verlassen können."

Oliver Rick hat Informatik und Geschichte auf Lehramt studiert, der Abschluss war fast in Sichtweite. Trotzdem brach er sein Studium im Alter von 26 Jahren ab. ,,Die Entscheidung für SWITCH bereue ich keinen Tag. Klar, es gehört einiges an Mut dazu, seinen Berufsweg in diesem Alter komplett umzukrempeln. Aber spätestens beim Vorstellungsgespräch wusste ich, dass es der richtige Weg für mich ist", sagt Rick.

Den Unterricht der Auszubildenden in Extraklassen sieht Oliver Rick - neben der Ausbildungsverkürzung auf 18 Monate - als besonderen Pluspunkt des Switch-Projektes: ,,Die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen war optimal. Motivierte Lehrer und Klassenkameraden auf gleichem Wissensstand haben dazu geführt, dass mir Lernen wieder Spaß gemacht hat."

Einen Tag und einen Abend pro Woche verbringen die Auszubilden von SWITCH in der Berufsschule. Die Zeit im Betrieb ist mit vier Tagen in der Woche länger und damit praxisorientierter als bei der regulären Ausbildungsdauer. Dies sind dennoch keine Gründe für schlechtere Noten: Die erste Ausbildungsklasse, die im Januar dieses Jahres ihren Abschluss erlangt hat, liegt mit 1,6 über dem Durchschnitt, bestätigt die Industrie- und Handelskammer Aachen, die SWITCH als Partner der ersten Stunde mitentwickelt hat. Waltraud Gräfen, zuständig für die Aus- und Weiterbildung bei der IHK, erinnert sich: ,,Die absolute Untergrenze für eine eigene Ausbildungsklasse liegt nach Vorgaben der Bezirksregierung bei 16 Schülern. Dass wir mit SWITCH schon im ersten Jahr 2011 eine eigene Klasse füllen konnten, ist fast unvorstellbar."

,,In den Jahren 2011 und 2012 sind durch SWITCH 45 Ausbildungsverträge geschlossen worden", berichtet Hissel. ,,Für das Schuljahr 2013/14 stehen insgesamt 90 Plätze in vier Berufskollegs zur Verfügung. Durch die Landesförderung im Rahmen der NRW-Fachkräfteinitiative können wir aber nicht nur die Anzahl steigern, sonder auch den Projektradius. Mit unseren Partnern, den vier Kreisen der Region Aachen, können wir SWITCH nun für eine viel größere Anzahl an Unternehmen anbieten", so Hissel.

Einer dieser Kreise ist der Kreis Düren, in dem die Firma WinWeb beheimatet ist und in dem Anette Reinholz als Stabsstellenleiterin Verantwortung für die Wirtschaftsförderung trägt: ,,Wir sind sehr froh, die Vorteile, die das Projekt für Unternehmen und Studienabbrecher mitbringt, nun auch im Kreis Düren anbieten zu können. Dementsprechend groß ist unsere Motivation, dass SWITCH auch in Düren ein Erfolg wird." Es sind für das kommende Ausbildungsjahr noch Plätze frei, bei der man sich jetzt bewerben kann.

 

Die Ausbildung ist in den Berufen Fachinformatiker/-in für Anwendungsentwicklung, Fachinformatiker/-in für Systemintegration, Industriekaufmann/-frau und Mechatroniker/-in möglich. Bewerber sollten die allgemeine Hochschulreife, mindestens zwei Semester Studium und 20 Credit-Points aus den Bereichen Informatik, Mathematik, Naturwissenschaften, Technik, Maschinenbau oder Wirtschaftswissenschaften mitbringen.

 

Mehr Informationen unter www.aachen.de/switch oder bei den folgenden Kontaktadressen:

Kontakt für Bewerber aus dem Kreis Düren:

Wilhelm Siemons, Telefon 02471-610904, E-Mail: switch@agentur-fuer-loesungen.de

 

Kontakt für Unternehmen:

Stadt Aachen: Peter Gronostaj, Telefon: 0241 - 432 7655, E-Mail: switch@mail.aachen.de





Originaltext:  Stadt Aachen/ Fachbereich Presse und Marketing



von links nach rechts:
 Thomas Hissel (Stadt Aachen), Waltraud Gräfen (IHK Aachen), Anette Reinholz (Kreis Düren),
 Stefan Köhnen (Agentur für Arbeit Aachen-Düren), Oliver Rick, Willi von Berg (beide Winweb GmbH)