RWTH

Der Informatiker hat auf dem Themengebiet der automatisierten Planung Standards gesetzt. Seine Forschung im Themenfeld der Künstlichen Intelligenz ist weltweit Standard geworden, er gilt als Vordenker der automatisierten Planung und widmet sich in diesem Kontext seit einigen Jahren auch dem Maschinellen Lernen. Nun erhält der in Argentinien geborene Informatiker Hector Geffner eine Alexander von Humboldt-Professur und steht damit voraussichtlich zum 1. Januar 2023 vor einem Wechsel aus Spanien an die Fachgruppe Informatik der RWTH Aachen.

Aktuell forscht Professor Geffner an der Catalan Institution for Research and Advanced Studies, ist Gründer und Leiter des KI-Labs an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona und hat seit 2019 eine Wallenberg-Gastprofessor an der Universität Linköping in Schweden. Zuvor war er am IBM Thomas J. Watson Research Center und an der Universität Simon Bolivar in Venezuela.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert seit 2009 die Alexander von Humboldt-Professuren, die mit bis zu fünf Millionen Euro die höchstdotierten internationalen Forschungspreise Deutschlands sind. 2020 wurden zusätzlich Alexander von Humboldt-Professuren für Künstliche Intelligenz ins Leben gerufen. Hier können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fachgebieten nominiert werden, die sich mit der Erforschung und Nutzung von KI sowie deren gesellschaftlichen Auswirkungen befassen. Der Kandidat beziehungsweise die Kandidatin muss im Ausland arbeiten und weltweit wissenschaftlich anerkannt sein. Ein interdisziplinärer Ausschuss der Alexander von Humboldt-Stiftung entscheidet über die Vergabe. Ziel ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandortes Deutschlands nachhaltig zu stärken. Geffner wurde von der RWTH für die Alexander von Humboldt-Professur für Künstliche Intelligenz nominiert und ist nun einer von nur zwei neuen Humboldt-Professoren für Künstliche Intelligenz der aktuellen Auswahlrunde.

Der Informatiker schrieb an der University of California in Los Angeles 1989 seine Dissertation über die Zusammenhänge zwischen logischer, probabilistischer und kausaler Inferenz. In den 1990er Jahren verlagerte sich seine Forschung auf den Bereich der Planung, der einer der zentralen Bereiche der KI ist. Komplexe Aufgaben erfordern eine logische Handlungsplanung, das heißt in bestimmter Weise nacheinander ablaufende Aktionen, damit ein definiertes Ziel erreicht werden kann. Auf diesem Gebiet ist Hector Geffner einer der einflussreichsten Wissenschaftler weltweit. Was Kinder intuitiv oder durch Ausprobieren lernen, muss für Computer aufwendig programmiert werden, damit sie irgendwann dazu in der Lage sind, Handlungen autonom zu planen und an wechselnde Gegebenheiten anzupassen. Geffners Arbeit umfasst sowohl Theorien, die auf Logik, Wahrscheinlichkeit, Heuristik und Algorithmen basieren, als auch praktische, computergestützte Rechenexperimente. Mit seinem Team etablierte er die sogenannte heuristische Suche als besondere Form der Planung, die zum allgemeinen Standard wurde. Immer wieder wird die Generalisierbarkeit seiner Methoden hervorgehoben, die nicht auf spezifische Anwendungsbereiche zugeschnitten seien. 2020 erhielt er einen ERC Advanced Grant für das Projekt „From data-based to model-based AI: representation learning for acting and planning,” das sich dem Problem widmet, wie Aktionsbeschreibungen automatisch aus Daten gelernt werden können.

Mit seiner Forschung wird Hector Geffner ein weiterer zentraler Baustein in den KI-Aktivitäten der RWTH Aachen. Die wurden bereits in einem Center gebündelt, in dem mit Wil van der Aalst und Holger Hoos bereits zwei Alexander von Humboldt-Professoren etabliert sind. „Die Einrichtung des KI-Zentrums ist Ausdruck der strategischen Rolle, die KI an der RWTH spielt, und fördert sowohl die Entwicklung zentraler KI-Methoden als auch deren Übertragung in Anwendungen“, erklärt Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen. „Mit seinem Forschungsschwerpunkt auf

Repräsentationslernen für Handeln und Planen wird Professor Geffner eine entscheidende Lücke schließen können“, ergänzt der Sprecher der Fachgruppe, Professor Gerhard Lakemeyer.

Nach Matthias Wessling (2010, Chemische Verfahrenstechnik), David DiVincenzo (2011, Quantenphysik, gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich), Raul Fidel Tempone (2018, Angewandte Mathematik), Wil van der Aalst (2018, Informatik) und Holger Hoos (2022, Maschinelles Lernen) kann Hector Geffner die nächste Alexander von Humboldt-Professur an der RWTH Aachen nun einnehmen.