RWTH

50 Jahre Informatik an der Aachener Hochschule. 1972 begann ein eigenständiger Diplomstudiengang. Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Data Science, Datensicherheit – Schlagwörter aus der Informatik, die allgegenwärtig erscheinen. An der RWTH Aachen stehen diese und andere Themen im Fokus der Forschung und Lehre der Fachgruppe Informatik. Als die Informatik an der RWTH startete, gab es keine Smartphones mit sozialen Netzwerken, kein Internet, nicht einmal PCs. 1972 war dies, mit drei Professoren wurde die neue Disziplin als eigenständiger Diplomstudiengang in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät aufgebaut, nachdem bereits ein Semester erste Erfahrungen mit dem Nebenfach Informatik im Diplomstudiengang Mathematik gesammelt wurden.

Nun feiert/e die Informatik an der RWTH 50. Geburtstag – mit einer Festwoche unter dem Jubiläumsmotto „Der digitale Herzschlag der RWTH", bei der Studierende und Alumni als auch Angehörige der RWTH und befreundeter Hochschulen sowie der Wirtschaft bei einem Programmierwettbewerb, einem Kolloquium, einer Firmenkontaktmesse, der feierlichen Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen mit einer Festrede von Professorin Christel Beier (TU Dresden) und einer abschließenden Party, bei der die Informatik-Professoren Joost-Pieter Katoen, Klaus Wehrle, Carsten Honerkamp und Martin Grohe zudem als DJs agierten, gleichermaßen eingebunden waren.

Den Festvortrag hielt im Rahmen eines feierlichen Abends die Präsidentin der Gesellschaft für Informatik, Christine Regitz. „Die Digitalisierung ist prägend für unsere gesellschaftliche Transformation. Der Informatik als Leitwissenschaft der Digitalisierung kommt damit eine besondere Bedeutung zu. Und ohne einen starken informatorischen Kern sowie effiziente, skalierbare, sichere, zuverlässige und anpassbare Informatiksysteme kann die Digitalisierung nicht gelingen", sagt sie und lobte, dass die Informatik an der RWTH genau diese Anforderungen und Ansprüche abbilde.

Erstmals verliehen wurde in diesem Rahmen unterstützt durch die DAS Daten- und Systemtechnik GmbH der Manfred-Nagl-Preis an Dr. Matthias Volk. Der Namensgeber des Preises hat Jahrzehnte die Entwicklung der Informatik an der RWTH geprägt. Überhaupt stand der Festabend ganz im Zeichen der Entwicklung der Disziplin, natürlich samt einem Rückblick auf die Anfänge 1972.

Als Gründungsvater des Studiengangs kann man Professor Walter Oberschelp bezeichnen, der auf einen Lehrstuhl „Angewandte Mathematik, insbesondere Informatik" berufen wurde. Der erfuhr schnell Interesse aus weiten Teilen der Hochschule an den Neuen, auch wenn mancher noch über die „Fußkranken der Mathematik" scherzte. „Andere Fachbereiche, besonders der Maschinenbau und die Medizin, überrannten uns mit Angeboten, Informatik-Diplomarbeiten durch eigene Aufgabenstellungen zu betreuen. Wiewohl zu erkennen war, dass keine altruistischen Motive dahinterstanden, schien es mir interessant, Informatik-Techniken an Anwendungsproblemen zu erproben."

Ende der 1970er hatten sich bereits 500 Studierende in der Informatik eingeschrieben, 1985 waren es schon etwa 1000. Ein Jahr später wurde dann auch die Fachgruppe Informatik innerhalb der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften gegründet. Der wachsenden Bedeutung der Informatik wurde im Jahre 1999 auch äußerlich Rechnung getragen mit der Umbenennung in „Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften". „Die Informatik hat sich in fünf Jahrzehnten radikal gewandelt und parallel dazu auch ihre Wahrnehmung von außen, sei es innerhalb der RWTH, im industriellen Umfeld oder in der Gesellschaft – alle sind heute wesentlich durch informatische Systeme geprägt", erklärt der Sprecher der Fachgruppe Informatik an der RWTH, Professor Gerhard Lakemeyer.

Mehr als 4500 Informatikstudierende zählte die RWTH im vergangenen Wintersemester, die Gesamtzahl der Fachanfängerinnen und -anfänger über die vergangenen 50 Jahre lautet 20.800, insgesamt wurden 726 Promotionen abgeschlossen. An der RWTH ist sie in vielen Bereichen prägend, elementarer Bestandteil etwa des Exzellenzclusters „Internet of Production", in den Profilbereichen, Zentren für Artificial Intelligence und für Simulation and Data Science, mit Sonderforschungsbereichen und persönlichen Forschungsförderungen wie den ERC Grants. Mit Wil van der Aalst (2018) und Holger Hoos (2022) konnten zuletzt zwei internationale Spitzenforscher mit Humboldt-Professuren für Aachen gewonnen werden – ein Beleg für die Bedeutung der Informatik an der RWTH auch im internationalen Vergleich.

„In den 70er Jahren konnte man nur vage erahnen, welchen Stellenwert dieses Fachgebiet sowohl für die Lehre und die Forschung, als auch für die Industrie und unsere Gesellschaft einmal haben wird. Das damals noch unbekannte Fach ist inzwischen zu einem massiven Stützpfeiler der RWTH geworden", betonte RWTH-Rektor, Professor Ulrich Rüdiger, im Rahmen des Festabends. Und Festrednerin Christine Regitz erklärte: „Offenheit und Interdisziplinarität sind das A und das O für unsere Disziplin und werden hier in Aachen vorbildlich gelebt."