FH Aachen

Kloster, kurfürstlicher Witwensitz, Strafanstalt, Konzentrationslager, Standort der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, Lehrlingsheim, KZ-Gedenkstätte, Gedenkort – das Renaissanceschloss Lichtenburg in Prettin im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt ist Zeitzeuge vieler bedeutender Ereignisse und Nutzungen.

Dennoch steht das Schloss heute leer. In Teilbereichen befinden sich heute ein Museum sowie eine Gedenkstätte mit Dauerausstellung über die Zeit als Konzentrationslager. Um neue Nutzungen zu finden, arbeitet die dort ansässige Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin jetzt mit dem Fachbereich Architektur der FH Aachen im Projekt „Visionen für Lichtenburg“ zusammen. Das Projekt wird durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und das Land Sachsen-Anhalt gefördert. Die Masterstudierenden des Fachbereichs bekamen die Aufgabe, Konzepte für eine zukunftsweisende Nutzung des Anwesens zu entwickeln und stellten gruppenweise ihre verschiedenen Ergebnisse für die Zukunft des Schlosses in einer öffentlichen Abschlussveranstaltung in Aachen vor. Um das Schloss, das in einer strukturschwachen Gegend liegt, wieder zu einem Ort des sozialen Miteinanders zu machen, planten die Studierenden Kreativ- und Tagungsräume sowie Flächen für Veranstaltungen und Konzerte. Neben der Erweiterung der Museumsnutzung entwickelten sie Konzepte für mobiles Arbeiten und Ideen für Aufenthalte von Künstlerinnen und Künstler im Bereich Denkmalpflege, Kunstgeschichte, Kunst, Musik, Literatur oder anderen Disziplinen, die sich zurückziehen möchten, um kreativ zu sein. Hierzu zählten kombinierte Schlaf- und Arbeitsplätze sowie Ateliers und Werkstätten, etwa im Bereich der Denkmalpflege und Restaurierung. Außerdem sind im Anwesen des Schlosses Restaurants und Cafés geplant. Auch die Umgebung, wie die Freiflächen, Höfe und Gärten, wurden bei der Planung miteinbezogen: Da die landwirtschaftliche Nutzung über Jahrhunderte die Umgebung des Schlosses prägte, sollte diese nach Ansicht mehrerer Gruppen in Form nachhaltiger Landwirtschaft sowie eines Hofladens wiederbelebt werden. Ebenfalls im Gespräch stand die stärkere Unterstützung des Radtourismus mit der Errichtung von E-Bike-Stationen. Bei allen Nutzungskonzepten war es den Studierenden wichtig, die verschiedenen Zeitschichten des Schlosses zu bewahren und herauszuarbeiten. Prof. Dr. Anke Fissabre, Prodekanin am Fachbereich Architektur, Professorin für das Lehrgebiet Geschichte und Theorie der Architektur und eine der Betreuerinnen des Projektes, erklärt: „Das denkmalgeschützte Schloss mit seinen verschiedenen Zeitschichten stellte für die Studierenden eine große Herausforderung dar und forderte die Kreativität der Studierenden in besonderem Maße.“ Im April gab es bereits einen Workshop, bei dem die Studierenden das Schloss in Sachsen-Anhalt, die dazugehörige Domäne und die Umgebung kennenlernten: Die begehbaren Bereiche des Schlosses wurden untersucht und Zeitschichten von der Renaissance bis heute dokumentiert. Daran anschließend wurden erste Ideen für Nutzungsszenarien entwickelt und am Workshop-Ende einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert“, erklärt Prof. Heike Matcha, Prodekanin und Professorin für Baukonstruktion und Systembau im Fachbereich Architektur, auch sie ist Betreuerin des Projektes. „Der Workshop war sehr intensiv, erkenntnisreich und Voraussetzung für die weitere Projektarbeit. Ohne die Zeit vor Ort wären Ergebnisse in der nun vorliegenden Qualität nicht möglich.“ Die beiden Betreuerinnen sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen: „Die Studierenden haben die Aufgabe hervorragend gemeistert. Das Projekt aus dem Themenbereich des nachhaltigen Bauens im Bestand ist mit seinem hohen Schwierigkeitsgrad, der Komplexität und großen gesellschaftlichen Bedeutung im Masterstudium verankert“, so Prof. Matcha. Doch wie geht es mit den Konzepten der Studierenden weiter? Prof. Fissabre erklärt: „Am 21. September wird eine große Veranstaltung auf Schloss Lichtenburg mit einer Ausstellung der studentischen Arbeiten, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion stattfinden. Die hier präsentierten studentischen Ideen werden so eine maßgebliche Diskussionsgrundlage für den weiteren Planungsprozess darstellen.“