Würselen

Er ist gelb, mit Blumen beklebt und hat jüngst den Preis „Projekt Nachhaltigkeit“ des Rates für nachhaltige Entwicklung (RNE) erhalten: Die Rede ist von einem Bienenfutter-Automaten, der nun auf dem Morlaixplatz unmittelbar vor dem großen Sitzungsaal des Rathauses aufgestellt wurde. Mit einem 50-Cent-Einwurf können nun Erwachsene wie Kinder etwas gegen das Bienen- und Insektensterben leisten.

Foto: Pressestelle Stadt Würselen
Bürgermeister Roger Nießen, hier im Bild mit Biologin Bettina Püll (2. v.l.) und Fachdienstleiterin Nina Schierp, zieht eine Blühkapsel aus dem ehemaligen Kaugummi-Automaten und hofft, dass sich das Saatgut im Beet auf dem Morlaixplatz gut entwickelt.

Die Idee dazu hatte Handwerksmeister Sebastian Everding, der seit 2019 in Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail ausrangierte Kaugummiautomaten in seiner kleinen „Bienenretter-Manufaktur“ in Dortmund aufarbeitet und umfunktioniert – mit wachsendem Erfolg: vor kurzem wurde bereits der 150. Bienenfutterautomat in Deutschland aufgestellt.
Nachfragen kommen dabei von Gemeinden, Grundschulen, Kitas, Vereinen, aber auch Unternehmen und Privatpersonen. Die Würselener Politik wurde ebenfalls auf diese Unikate aufmerksam. Der Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Mobilität beschloss daraufhin zunächst die Anschaffung eines Automaten.
„Wir wollen etwas Erfahrung sammeln mit dem Handling des Automaten und wie er von den Würselenern angenommen wird“, erklärt Bürgermeister Roger Nießen und stellt für jeden Stadtteil einen Bienenfutter-Automaten in Aussicht, sollte sich das Projekt bewähren.
Dass das Ausbringen von Saatgutmischungen für Blühflächen oder ab Oktober auch Wildkrokus-Zwiebeln nicht nur Kindern Spaß macht, sondern auch ganz wichtig ist für den Erhalt der Artenvielfalt in der Stadt, davon ist Nina Schierp, Fachdienstleiterin für Stadtplanung, Umwelt und Wohnen, überzeugt: „Jede noch so kleine Fläche bietet den blütenbestäubenden Insekten Nahrung und ist ein aktiver Beitrag für den Artenschutz.“
Die Blühflächen-Mischungen und Wildkrokus-Zwiebeln kommen vom Projektpartner „Bienenretter“ aus Frankfurt am Main, das aufwendige Verkapseln übernehmen Beschäftigte einer integrativen Werkstatt im Ruhrgebiet. Für die wiederverwertbaren Kapseln wurde ein umfunktionierter Briefkasten als Sammelbox unmittelbar unter dem Automaten befestigt. Hier können die leeren Kapseln im Sinne der Nachhaltigkeit für eine Neubefüllung mit Saatgut eingeworfen werden. Mittlerweile gibt es bereits vier verschiedene regionale Mischungen, je nach den Gegebenheiten in Flora und Fauna vor Ort. Das Ensemble von Bienenfutterautomat und Sammelbox wird noch ergänzt durch ein Anleitungsschild, das die Aktion und die Funktionsweise des Automaten in vier Schritten für Interessierte erklärt, inklusive QR-Code, der direkt zu weiteren Informationen im Internet führt.
Der Inhalt einer Blühkapsel reicht für ein bis zwei Quadratmeter Fläche, ist aber vor allem auf den innerstädtischen Bereich, für das Ausstreuen in Gärten, Baumscheiben, Schul- und Kitagelände oder dem nicht versiegelten Außengelände von Firmen etc. gedacht. „Für die freie Landschaft gibt es 22 verschiedene Zusammensetzungen von sogenanntem autochthonen Saatgut, je nachdem, wo in Deutschland die Blühfläche entstehen soll“, ergänzt die Biologin, die solche Nährflächen für blütenbestäubende Insekten beispielsweise auf städtischen Ausgleichsflächen hat anlegen lassen. Und auch der Fachdienst Kommunale Dienste (KDW) hat bereits im innerstädtischen Bereich viele Blühflächen und -inseln geschaffen – Tendenz steigend! „Und jetzt werden wir dabei hoffentlich von vielen kleinen und großen Bienenrettern unterstützt“, hofft Roger Nießen und geht mit gutem Beispiel voran.