Alles rund um Aachen

StädteRegion Aachen. „Alle Bereiche des Amtes für Kinder, Jugend und Familie haben sich mit den coronabedingten Einschränkungen professionell arrangiert. Wir arbeiten auch im zweiten Jahr der Pandemie so flexibel wie möglich, um die Familien gerade in dieser schwierigen Zeit nicht allein zu lassen." Dieses Fazit hat Amtsleiter Sebastian Heyn während der gestrigen Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses der StädteRegion gezogen. Die Kinder, so Heyn, seien insbesondere in den Zeiten des zweiten Lockdowns ab Oktober 2020 stark belastet gewesen.

„Die Situation hat auch bei uns in der StädteRegion Aachen die Probleme in den Familien deutlich verstärkt. Es kam vermehrt zu familiären Konflikten, Langeweile, verstärktem Medienkonsum und auch Essproblemen."
Zudem war der Verlust von Tagesstruktur durch Schulschließungen und Distanzunterricht für die Kinder und Jugendlichen schädlich.

Letztlich kam es auch im Zuständigkeitsgebiet der StädteRegion Aachen, also in Baesweiler und den Eifelkommunen Monschau, Roetgen und Simmerath, gehäuft zu Verdachtsmeldungen auf Kindeswohlgefährdungen wegen häuslicher Gewalt oder Vernachlässigung. „Auch in der aktuellen Phase der Pandemie gibt es weiterhin noch eine hohe Zahl von Meldungen vermuteter Kindeswohlgefährdungen. Eskalationen in den Familien und auch in der Schule führen vermehrt zu Anträgen auf stationäre Jugendhilfe", weiß Heyn zu berichten. Die Folgen des über ein Jahr dauernden Wechsels von strengem Lockdown und erneuten Lockerungen sind also nach wie vor spürbar. Viele Probleme wurden durch die Corona-Pandemie deutlich verstärkt. Da Menschen mit Kurzarbeit und Verdienstausfällen belastet waren, haben auch die Anträge auf Unterhaltsvorschussleistungen zugenommen.

Die Pandemie trägt übrigens auch nachweislich dazu bei, dass mehr kostenintensive Hilfen eingerichtet werden müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt werden bereits Mehraufwendungen alleine für das laufende Jahr 2021 von rund 622.000 Euro erwartet.

Heyn: „Die Situation war für uns alle im gesamten Amt von den Kindertagesstätten beginnend, maximal herausfordernd. Hier muss ich ausdrücklich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter loben, die in der schwierigen Zeit viele kreative Lösungen im Sinne der Kinder und Familien gefunden haben."

Einige Beispiele um das zu verdeutlichen:

Die Schulsozialarbeit hat teilweise Materialien für den Distanzunterricht nach Hause gebracht und sich in der Notbetreuung engagiert, ist aber auch viel mit den Schülerinnen und Schülern draußen unterwegs gewesen und hat dabei Gespräche geführt.
Der Allgemeine Soziale Dienst und der Pflegekinderdienst haben Entlastungsangebote für Familien eingerichtet, da alle sonstigen (Freizeit-) Aktivitäten nahezu zum Erliegen gekommen waren.
Die Notbetreuung für die Kinder in den Schulen und Kitas wurde ausgeweitet. Viele Kinder nahmen sie (leider) nicht in Anspruch, unter anderem aus Sorge vor Ansteckung.
Schulbegleitungen „boomten" auch in der Phase des Lockdowns. Kinder, die in der Schule Hilfe benötigten, brauchten diese auch beim Onlineunterricht. Es wurden Vereinbarungen mit den freien Trägern der Jugendhilfe getroffen, die die Begleitung beim Lernen zu Hause ermöglichten.
Seit Juli finden in den Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche sowie in der Schulpsychologischen Beratungsstelle wieder Termine in Präsenz statt. Kleinere Gruppenangebote für Kinder und Eltern sind schon in diesem Monat wieder geplant.

Für alle Beteiligten ist dies alles auch heute immer noch herausfordernd und manchmal müssen ad hoc unkonventionelle Lösungen gefunden werden. Laut Sebastian Heyn ist aber auch klar, dass neben der akuten Problemlösung auch dauerhafte Auswirkungen zu erwarten sind und dass dazu auch langfristig besondere Sensibilität gefragt ist. Eines steht allerdings für Heyn fest: „Die Gewährleistung fachlicher Qualität und die Sicherstellung des Kindesschutzes standen und stehen auch unter erschwerten Bedingungen weiterhin an oberster Stelle. Dafür arbeiten wir alle Tag für Tag mit hohem Einsatz."