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Die „Tulpe Sommerschön“ – so kostbar und elegant, dass der Barockmaler Balthasar van der Ast ihr Antlitz in einem Einzelporträt festgehalten hat, durfte in der Ausstellung „Schöner als die Wirklichkeit. Die Stillleben des Balthasar van der Ast (1593/94-1657)“ im Aachener Suermondt-Ludwig-Museum nicht fehlen. Das war der sehnliche Wunsch von Kuratorin Sarvenaz Ayooghi. Doch: Das gute Stück war verschwunden, Standort unbekannt. Die letzten Nachrichten berichteten vom Verkauf des Ölgemäldes in den 1980er Jahren durch den – inzwischen verstorbenen – Solinger Kunsthändler Kurt Müllenmeister, nachdem das Bild zuletzt 1984 in einer Amsterdamer Ausstellung öffentlich zu sehen war. Was tun? Sarvenaz Ayooghi begab sich auf die Suche – und wurde fündig.

Foto: Suermondt-Ludwig-Museum
„Tulpe in einer Glasvase“, die sogenannte „Tulpe Sommerschön“ von Balthasar van der Ast (ohne Datierung), Privatbesitz,

Zentrales Exponat der Ausstellung
Im April 2015 startete sie ihre Detektivarbeit. „Am Anfang wurde ich von der Branche belächelt. Ein Bild, das länger als 30 Jahre in der Versenkung verschwunden sei, tauche erfahrungsgemäß auch nicht mehr auf“, erzählte sie auf der Pressekonferenz heute. Dennoch kontaktierte sie Kunsthändler wie Lempertz oder Experten für niederländische Stilllebenmalerei wie Sam Segal, die mit Müllenmeister in Verbindung gestanden haben könnten. Als diese Recherchen zu keinem Ergebnis führten – auch die Witwe des Kunsthändlers konnte nicht weiterhelfen – platzierte Ayooghi als letzten Versuch Suchanfragen auf den Internetplattformen von CODART, dem internationalen Netzwerk der Kuratoren niederländischer und flämischer Kunst, und später dem Arbeitskreis Niederländischer Kunst- und Kulturgeschichte e.V. (ANKK). Mit Erfolg: Dr. Christian-Frederik Plötz, Kunstberater der heutigen Eigentümerin des Gemäldes, las den Aufruf – und zwar mitten in der Nacht: „Um 2.30 Uhr stieß ich meine Freundin an und sagte: Das Bild kenne ich doch!“ Und überzeugte die Besitzerin davon, die „Tulpe Sommerschön“ für die Ausstellung des Suermondt-Ludwig-Museums zur Verfügung zu stellen. Das Werk ist so bedeutend, dass es jetzt eines der zentralen Exponate der Präsentation sein wird, die vom 10. März bis 5. Juni 2016 gezeigt wird.