Herzogenrath

Sicherheit, menschenwürdige Unterbringung und Kontakt der Flüchtlinge zur Bevölkerung waren Hauptthemen einer Informationsveranstaltung am 17. August. In der vergangenen Woche informierte die Bezirksregierung Köln Bürgermeister Christoph von den Driesch telefonisch darüber, dass die Stadt Herzogenrath im Wege der Amtshilfe eine Erstaufnahmestelle für bis zu 150 Flüchtlinge einzurichten hat. Einer ersten Mitteilung zufolge sollten die Flüchtlinge bereits am 14. August eintreffen. Dieser Termin wurde auf den 19. August verschoben. Die Ersterfassung ist grundsätzlich eine Landesaufgabe, für die Herzogenrath nun in Anspruch genommen worden ist. Die Kosten, die für die Stadt hierdurch entstehen, sind ebenfalls vom Land zu tragen.

Nach eingehender Prüfung geeigneter Unterbringungsmöglichkeiten wird nun die Turnhalle „An der Waidmühl“ vorübergehend belegt. Unter Hochdruck wurden in Herzogenrath die Vorbereitungen getroffen. „Dank dem engagierten Einsatz meiner Mitarbeiter und vieler weiterer Mitstreiter konnten wir diese verantwortungsvolle Aufgabe meistern. Immerhin müssen wir für bis zu 150 Personen eine menschenwürdige Bleibe  in kürzester Zeit zur Verfügung stellen. Das war und ist eine besondere Herausforderung für uns alle“, so von den Driesch. Natürlich bedeutet diese Maßnahme für die nächsten Wochen eine eingeschränkte Nutzung der Halle für den Schul- und Vereinssport. Hierfür müssen nun geeignete Ausweichmöglichkeiten gefunden werden.

Die Meldung über die Ankunft von Flüchtlingen löste eine Welle der Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung aus. Viele folgten dem Aufruf, Sachspenden zur Verfügung zu stellen oder boten persönliche Hilfestellungen nach dem Eintreffen der Flüchtlinge an. Für finanzielle Spenden stehen zwei Spendenkonten, eingerichtet von der Stadt und der evangelischen Flüchtlingshilfe, zur Verfügung. Nähere Informationen zu den Hilfsmöglichkeiten können aktuell der städtischen Homepage unter www.herzogenrath.de entnommen werden. Um eventuelle Unsicherheiten zu dieser neuen Situation im Vorfeld klären zu können, lud die Stadt Herzogenrath die Bürgerinnen und Bürger zu einer Informationsveranstaltung am 17. August in die Feuerwache Sebastianusstraße ein. Viele nutzten dieses Angebot und so fanden sich rund 400 Menschen ein.

Gemeinsam begrüßte der Bürgermeister mit der Ersten Beigeordneten, Birgit Froese-Kindermann, dem Technischen Beigeordneten Ragnar Migenda und dem Leiter der Polizei für den Bezirks- und Schwerpunktdienst Nord, Michael Koch die Anwesenden. Der Verwaltungschef informiert zunächst über die Sachlage. Die schlimmste Flüchtlingskatastrophe der Nachkriegszeit fordert von allen Betroffenen einen Kraftakt. Alleine in diesem Jahr werden in Deutschland über 750.000 Asylanträge erwartet. Die Erstaufnahme bedeutet einen ständigen Wechsel bis zur endgültigen Zuweisung an eine Kommune. In Herzogenrath wird zunächst mit einer Inanspruchnahme von ca. 2 Monaten gerechnet.  Die Amtshilfe ist unbefristet. Bisher sind weder Nationalität, Geschlecht, Alter und Gesundheitszustand der Flüchtlinge bekannt. Diese Daten müssen dann vor Ort erfasst werden.
 
Um die Sicherheit der Flüchtlinge sowie der Anwohner zu gewährleisten, wird eine 24-Stunden Bewachung organisiert.  Hier arbeiten Feuerwehr, Polizei, die Mitarbeiter des Fachbereichs Bürgerdienste / Soziales und Ordnung sowie ein zertifizierter Wachdienst Hand in Hand. Den Flüchtlingen wird ein Schlafplatz in der Turnhalle zugewiesen. Auf dem Gelände werden auch die weitere Verpflegung, die Untersuchungen, Essen und der Tagesaufenthalt im Zelt erfolgen. Sollten sich auch Kinder in der Gruppe befinden, so besteht in dieser Phase keine Schulpflicht, da noch keine endgültige Zuweisung erfolgt ist.  Die Flüchtlinge erhalten neben einem kleinen Taschengeld, Sachleistungen, Unterkunft sowie Gesundheitsbetreuung. Letztere konnte kurzfristig mit der lokalen Ärzteschaft und dem Krankenhaus Bardenberg organisiert werden. Psycho-sozialen Beistand leisten die evangelische Kirchengemeinde und der Arbeitskreis Hand in Hand.

 „Was tun Sie gegen Lärm und Vermüllung?“
„Unter welchen Kriterien wird der Wachdienst ausgewählt?“
„Wie kann ich persönliche Hilfe leisten?“

Diese und viele andere Fragen wurden den Vertretern von Verwaltung und Polizei gestellt und umfassend beantwortet. Der Abend war spürbar flankiert von einer „flüchtlingsfreundlichen Stimmung“ und zahlreichen Hilfsangeboten. Spontan erfolgte - auf Anregung eines Bürgers  - eine Spendensammlung, in der fast 300 € gesammelt wurden. Der Bürgermeister bat alle Bürgerinnen und Bürger, für die Akzeptanz der Flüchtlinge und deren Notsituation zu werben, damit diese neue Situation in Herzogenrath – als Erstaufnahmestelle zu fungieren - bestmöglich gemeistert werden kann.