Alles rund um Aachen

Die Gedanken an Krieg, Terror, Gewalt und Armut verfolgen sie jeden Tag – und oft genug auch nachts. Die Rede ist von Flüchtlingen, insbesondere auch minderjährigen Flüchtlingen, die in Aachen ankommen und denen wir hier ein Zuhause bieten wollen – und sei es nur für begrenzte Zeit.

Dazu gehört nicht nur ein vernünftiges Dach über dem Kopf, Hilfe bei Behördengängen oder Angebote, um unsere Sprache zu lernen und zur Schule zu gehen. Sondern dazu gehört auch, ihnen eine Perspektive für die Zukunft zu geben, indem wir ihnen eine berufliche Ausbildung anbieten. „Möglichkeiten dazu gibt es mehr als genug, denn viele Betriebe haben Probleme, ihre offenen Ausbildungsstellen überhaupt noch zu besetzen“, weiß die GRÜNE Bürgermeisterin Hilde Scheidt, die sich seit vielen Jahren dem Thema Jugend, Bildung und Integration verschrieben hat.

Angebot und Nachfrage sind da
„Die Rahmenbedingungen für Asylbewerber haben sich durch die Änderungen im Ausländer- und Asylrecht geändert, so dass seit dem Januar 2015 eine Arbeitsaufnahme und eine Berufsausbildung erleichtert werden“, erklärt Lisa Lassay, sozialpolitische Sprecherin der Aachener GRÜNEN, die aktuelle Gesetzeslage. „Dies muss aber auch auf Flüchtlinge ausgeweitet werden, die noch keinen Asylstatus erlangt haben.“ Denn davon  profitierten nicht nur die jungen Leute, sondern auch die Industrie- und Handwerksbetriebe in Aachen und der Region. „Viele Unternehmen sind mehr als bereit, den jungen Menschen eine Chance zu geben“, so Ratsfrau Hilde Scheidt. „Die Flüchtlinge wiederum, auch wenn sie noch keinen anerkannten Asylstatus haben, sind oftmals hochmotiviert, begierig auf Lernen und brauchen dringend einen Ausblick auf eine bessere Zukunft.“

Umfassende Ausbildungsinitiative
Eine absolute „Win-Win-Situation“ also, und dennoch gilt es ein paar Hürden zu nehmen und Rahmenbedingungen zu klären. Die GRÜNEN beantragen deshalb, ein Konzept zu erarbeiten, wie eine umfassende Ausbildungsinitiative für junge Flüchtlinge aussehen kann. „Das sollte unbedingt in Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Städteregion, der Industrie- und Handelskammer, der Arbeitsagentur, der Handwerkskammer, den Berufskollegs und den Hochschulen geschehen“, rät Lars Lübben, sozialpolitischer Sprecher der GRÜNEN in der Städteregion. „Wir brauchen ein regionales Modellprojekt für junge Flüchtlinge, das sie in den Ausbildungsmarkt integriert und ihnen ein Bleiberecht für die Zeit ihrer Ausbildung und danach garantiert.“ Auch den Ausbildungsbetrieben würde so die Sicherheit gegeben, dass sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht „vergeblich“ investieren.

Bundesweiter Standard erforderlich
Was für Aachen gelten soll, ist natürlich ein bundesweites Thema: So möchten die Aachener GRÜNEN, dass der Stadtrat in diesem Zusammenhang die bestehenden Forderungen des Deutschen Industrie- und Handelstages und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks nach einem Bleiberecht für jugendliche Flüchtlinge in einer Berufsausbildung unterstützt. Bundes- und Landesregierungen sollen aufgefordert werden, in einem so genannten 3 plus 2-Agreement (3 Jahre Ausbildung, 2 Jahre Bleiberecht) Flüchtlingen und Ausbildungsbetrieben eine staatliche Zusicherung für ein Bleiberecht während der dreijährigen Ausbildung und für die ersten zwei Jahre danach zu geben.

Zwar kein Ausbildungsprojekt, aber ein gelungenes Beispiel für eine gemeinsame Arbeit: Jugendliche Flüchtlinge bauten mit der Firma „Low Tec“ Sperrholzmöbel für das Depot an der Talstraße / Aachen-Nord. Die Begeisterung war groß, die Nachfrage ebenso: http://stadt-land-text.de/all-eyes-on-this-please/900