Polizeibericht
Stolberg (ots) - Einen schlimmen Einsatz wegen häuslicher Gewalt
hatte die Polizei am Mittwochabend in der Oststraße. Nachbarn hatten
der Polizei per Notruf "Hilfeschreie" aus einem Haus gemeldet. Die
Beamten der Leitstelle konnten die Schreie durch das Telefon hören.

So bot sich auch den Beamten vor Ort folgendes Bild an der in
Frage kommenden Wohnung eines Mehrfamilienhauses: Eine halbnackte
Frau, Mutter von drei Kindern, das jüngste acht Monate alt. Zerzaust
und wirres Zeug redend. Beleidigend gegenüber den Beamten.

Der Mann nicht viel anders: stark verschwitzt, äußerst renitent,
auf Krawall aus. Die Wohnung ein Trümmerfeld. Der Tisch lag auf dem
Kopf, der Boden übersät mit Inventar, zerbrochenen Gläsern,
Bierflaschen und Blumenerde. Küche und Schlafzimmer waren völlig
unterwohnt. Dazwischen zwei Kinder, vier und sieben Jahre, die um
22.30 Uhr noch vor dem Fernseher sitzen, das acht Monate alte Kind
schlief in einem unordentlichen, aber sauberen Bett.

Sowohl der Mann (23 Jahre) als auch die Frau (23 Jahre) standen
merklich unter Drogen- und Alkoholeinfluss. Alleine der Alkoholtest
ergab bei der Frau einen Wert von 1,8 Promille, dazu noch der
Rauschzustand, ausgelöst durch den Drogenkonsum. Im Übrigen fanden
die Beamten in der Küche ein mittelgroßes Tütchen mit Marihuana.
Alles für den Eigenkonsum, so die beiden Lebenspartner.

Da die Stimmung weiterhin alles andere als ausgeglichen war und
aufgrund der kör-perlichen Verfassung der beiden Hauptakteure
jederzeit explodieren konnte, erkannten die Beamten eine erheblich
Gefahr für das Wohl der Kinder. Dazu der Eintrag ins Protokoll: "An
eine dem Kindeswohl entsprechende Versorgung der Kinder durch die
unter Drogen- und Alkoholeinfluss stehenden Eltern ist in der
kommenden Nacht nicht zu denken." Die Entscheidung der Beamten, die
Kinder noch während des Einsatzes in eine Pflege-familie zu geben,
torpedierten die Eltern. Während dem Mann durch Rettungssanitäter
eine deutliche Drogenintoxikation "attestiert" wurde, drohte die
Frau, alle im Haus umzubringen. Eine inzwischen eingetroffene Ärztin
und ein Vertreter des Stolberger Ordnungsamtes ordneten die
zwangsweise Unterbringung der Frau in ein Landeskrankenhaus an. Der
Mann wurde vorübergehend festgesetzt und kam ins Polizeipräsidium.

Der Hund, der ebenfalls zur Familie gehörte, sollte in die Hände
des Bruders der Frau, der in der Nachbarschaft wohnte. Der nahm
jedoch nicht nur den Hund, sondern auch die Kinder mit. Still und
heimlich. Zeugen hatten gesehen, wie der Bruder die Kinder durchs
Fenster über den Balkon gehievt hatte und mit nach Hause nahm.

Der Bruder verstand die Aufforderung, die Kinder herauszugeben.
Schließlich kamen die drei Geschwister gegen 00.30 Uhr in die Hände
einer Pflegefamilie.

Die Polizisten leiteten ein Strafverfahren gegen das Paar ein.
Darüber verfassten sie eine ausführliche Dokumentation dieses
Einsatzes, um die verschiedenen Behörden über die Zustände umfassend
zu informieren. So erhalten das Jugendamt, das Ordnungsamt und auch
das Straßenverkehrsamt Kenntnis. Letzteres, da geprüft werden muss,
ob der Mann als Führerscheininhaber überhaupt geeignet ist, ein Auto
zu fah-ren......geschweige denn Kinder zu versorgen und zu
erziehen....

   --Paul Kemen--


OTS:              Polizei Aachen