RWTH

RWTH-Professor Daniele Santucci gehört zum Team „Stresstest“, das den deutschen Beitrag bei der Architekturbiennale in Venedig 2025 kuratiert. Den Aufenthalt in Städten empfinden viele Menschen als belastend: Verkehrslärm, versiegelte Flächen und wenig Grün mindern nicht nur das Wohlbefinden, sondern stellen angesichts steigender Temperaturen durch den Klimawandel ein wachsendes Problem dar.

Eine angepasste Planung ist daher entscheidend, um Städte lebenswert zu halten. RWTH-Professor und Architekt Daniele Santucci beschäftigt sich seit Jahren mit nachhaltigem Bauen. Er ist einer von vier Kuratorinnen und Kuratoren, die bei der Architekturbiennale in Venedig 2025 Strategien aufzeigen, wie Klimaanpassungen realisiert werden können.

Im Team um Daniele Santucci sind Professorin Elisabeth Endres und Professorin Gabriele Kiefer von der Technischen Universität Braunschweig sowie Nicola Borgmann von der Architekturgalerie München. Sie präsentieren bei der Architekturbiennale vom 10. Mai bis 23. November 2025 den deutschen Beitrag mit dem Titel und Leitthema „Stresstest“. Schon jetzt bemerkt der Architekt ein starkes Bewusstsein bei den Menschen für das Thema Klimawandel und welche Anpassungen nötig sein werden: „Es ist für jeden nachvollziehbar, da wir alle diese Hitze in den warmen Monaten fühlen und gleichzeitig extreme Regenfälle erleben.“

„Es geht um Stress, den die Menschen in ihrer natürlichen und gebauten Umwelt durch die Klimaveränderungen erleben“, sagt Daniele Santucci, der seit April 2022 im Rahmen einer Vertretungsprofessur Leiter des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen ist. Es brauche Orte der Erholung, die den Stress verringern.

Wichtig sei es, das Bauen in Städten ganzheitlich zu betrachten, erklärt Santucci. Gebäude müssten immer als Teil ihrer Umwelt begriffen werden. Der Architekt verweist auf die Regel, dass „Form und Materialität nicht nur Einfluss auf das Innenraumklima, sondern auch auf das Klima draußen haben“. Auch Begrünung könne erheblich dazu beitragen, den Stress der Menschen zu verringern.

„Bauen von morgen“ heißt ressourcenschonend zu bauen, existierende Strukturen zu nutzen und weiterzuentwickeln, erklärt der Experte. Statt weiterer Flächenversiegelungen müsse es verstärkt um Entsiegelung gehen. Auch die bauliche Dichte solle thematisiert werden. „Das alles hat einen großen Einfluss auf die mikroklimatischen Bedingungen in einer Stadt“, sagt Santucci.

Schon während seiner Promotion beschäftigte sich Santucci mit der Frage, was einen Ort angenehm macht und wo Menschen sich unwohl fühlen. Wesentliche Faktoren sind Temperaturen, Lärmbelastung und das Sicherheitsgefühl in Städten. „Ein angenehmer Ort ist ein Ort, der für die Gesellschaft wichtig ist, weil dort die soziale Interaktion stattfindet“, fügt Santucci hinzu. Offene Flächen laden zum Verweilen ein, was wiederum andere Menschen anzieht. Das lasse sich in der Aachener Innenstadt beispielsweise am Marktplatz, Katschhof und im Elisengarten beobachten. „Statt monofunktionale Siedlungen zu bauen, in denen die Menschen eben ‚nur‘ wohnen, sollten Quartiere mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten geschaffen werden“, sagt Santucci.

So sieht die Theorie aus, die Santucci sich für die Praxis wünscht. Den vollständigen Beitrag zur Architekturbiennale werden er und sein Team voraussichtlich Anfang nächsten Jahres vorstellen.