Alles rund um Aachen

Über 1.000 Beratungen im ersten Jahr durchgeführt: Gesundheitskiosk der StädteRegion Aachen entwickelt sich zum Erfolgsmodell. Vor einem Jahr – am 1. April 2022 – öffnete der erste Gesundheitskiosk in der StädteRegion Aachen seine Türen in den Aachen Arkaden.

Als niedrigschwelliges Hilfsangebot in allen Fragen rund um Gesundheit und soziale Sicherung ist diese Einrichtung von den Partnern AOK Rheinland/Hamburg und Städte-Region Aachen als Versorgungsprojekt initiiert und an den Start gebracht worden. „Denn die gesundheitliche Versorgung von Personengruppen, die gar keinen oder nur einen sehr eingeschränkten Zugang zum Gesundheits- und Sozialsystem haben, soll durch diese neue Einrichtung verbessert werden“, erklärt Heiko Jansen, AOK-Regionaldirektor in der Region Aachen – Düren – Heinsberg, den Leitgedanken für die Errichtung. Insbesondere Menschen in schwierigen sozialen Situationen, die vielfach auch von Armut betroffen sind, haben nachweislich geringere Gesundheitschancen als die übrige Bevölkerung: „Genau dort setzt die Arbeit der Gesundheitsberaterinnen unseres Gesundheitskiosks an. Wir bauen damit Ungleichgewichte ab, damit auch ärmere Bevölkerungsgruppen oder Menschen mit einer weniger stark ausgeprägten Gesundheitskompetenz den gleichen Zugang zur medizinischen und gesundheitlichen Versorgung erhalten wie einkommensstärkere Personen“, sagt Michael Ziemons, Gesundheitsdezernent der StädteRegion Aachen.

Barrieren abbauen und Vertrauen aufbauen

Derzeit arbeiten im Gesundheitskiosk der StädteRegion Aachen sechs Mitarbeiterinnen, die die Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch, Russisch, Ukrainisch, Farsi, Niederländisch, Persisch und Urdu sprechen. Dem multiprofessionell, multikulturell und vielsprachig aufgestellten Team ist es gelungen, binnen der ersten zwölf Monate das Vertrauen der Menschen zu gewinnen: „Mehr als 1.150 Beratungen wurden in dieser Zeit durchgeführt“, resümiert Michael Ziemons. Meist handelt es sich um komplexe Anliegen, bei denen Hilfestellungen und Erklärungen zur Bewältigung notwendig sind. Häufig haben die Ratsuchenden bereits eine Vielzahl an Dokumenten, Arztbriefen, Medikationsplänen und Anträgen angesammelt, ohne den Inhalt oder Zusammen-hänge verstanden zu haben. Die Gesundheitsberaterinnen geben Erläuterungen zu diesen Dokumenten, leiten an Haus- und Fachärzte oder andere Institutionen weiter und tragen so dazu bei, die Ratsuchenden zu befähigen, sich ihrer Anliegen selbst anzunehmen und damit den eigenen Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu beschreiten. „Somit wurden Zugangsbarrieren abgebaut und den Menschen ganz praktisch geholfen, den richtigen Weg im komplexen Gesundheitssystem zu finden“, beschreibt der Gesundheitsdezernent. Trägergesellschaft ist die SPRUNGBRETT gGmbH. Deren Geschäftsführerin, Elif Tunay-Cot, hat maßgeblich zum Erfolg des Gesundheitskiosks beigetragen.

Richtiges Konzept

Vielfältige wissenschaftliche Studien und Betrachtungen belegen die Not-wendigkeit unterstützender Angebote für Menschen, die sich nicht oder nur schlecht im Gesundheitssystem zurechtfinden. Auch die Erkenntnisse und Erfahrungen innerhalb des letzten Jahres in der Städteregion Aachen bestätigen dies. Deshalb ist die AOK Rheinland/Hamburg von der Richtigkeit des niedrigschwelligen Beratungsangebots der Gesundheitskioske überzeugt. „Der Gesundheitskiosk gibt seinen Klientinnen und Klienten seit einem Jahr Orientierung und bahnt Wege durch das Dickicht der Versorgungsstrukturen. Ziel ist es, Kompetenzen zu vermitteln, damit die Menschen sich künftig häufiger allein helfen können“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Aber wir dürfen nicht stehenbleiben: Wir verschenken Potenziale, wenn wir unsere Versorgungsstrukturen nicht barrierefrei und zugänglich gestalten. Wir verschenken Potenziale, wenn wir nicht die Kooperation stärken und die Bürokratie reduzieren. Vernetzung ist der Schlüssel, um jenen, die es schwer haben, die für sie passenden Versorgungsangebote zu finden und zu nutzen, gerechtere Chancen zu bieten. Im Interesse der Patientinnen und Patienten kommt es auf das Mit-einander aller Akteure an. Hier kann der Gesundheitskiosk Zentrum und Leitstelle sein.“

Ausblick

„Erfreulicherweise wird das Angebot so gut angenommen, dass bereits eine Warteliste für die Ratsuchenden angelegt werden musste“, erklärt die Leiterin des Gesundheitskiosks, Andrea Klebingat. Als zentrale Bausteine des Erfolgs nennt sie die Sprach- und Beratungskompetenz der Mitarbeitenden. „Seit Beginn des Projekts nimmt die Muttersprachlichkeit neben der Kultur-sensibilität der Beraterinnen während der Gespräche einen zentralen Stellenwert ein“, so Klebingat. Zusätzlich zu dem Beratungsangebot in den Aachen Arkaden sollen auch die Gesundheitsberatungen in den Städten und Gemeinden vor Ort weiter ausgebaut werden. Die Beratungen am Gesundheitsbus sind bereits Teil des Erfolgsmodells. Im Rahmen des mobilen Angebots am Gesundheitsbus konnten Ratsuchende beispielsweise muttersprachliche Unterstützung beim Ausfüllen eines Schwerbehindertenantrags einholen oder vor Ort direkt Hilfe bei der Suche und Organisation eines Facharztes erhalten. Neben den Wochenmärkten entwickelten sich Standorte vor den Tafeln als besondere Publikumsmagnete. Hier profitierte beispielsweise ein wechselnder Personenkreis von Ukraine-Geflüchteten sowie arabischen und afghanischen Frauen von dem mobilen Gesundheitsangebot. Außerdem sollen die präventiven Angebote erweitert werden: „Da Menschen in schwierigen sozialen Situationen kaum Präventionsangebote nutzen, wollen wir gemeinsam mit weiteren Gesundheitspartnern spezielle Kurse und Veranstaltungen zielgruppengerecht mit dem Gesundheitskiosk in der Region anbieten“, sagt Heiko Jansen. „Denn Krankheiten behandeln und eine bestmögliche Versorgung sicherstellen ist wichtig – aber noch viel besser ist es, die Menschen dabei zu unterstützen, dass sie erst gar nicht krank werden.“