Würselen

„Ein Hochhaus für die Artenvielfalt“ – so könnte man Nist- oder Lebenstürme auch bezeichnen. Denn sie sind Hotspots für Insekten und Kleinsäuger und unterstützen so die Biodiversität. Ebenso einer ist nun im Würselener Stadtgarten auf der Streuobstwiese entstanden und wartet auf viele neue Bewohner.

„Wir freuen uns sehr, dass wir die Nisthilfen für die Wildbienen & Co. nun aufstellen können“, sagt die Würselener Umweltplanerin Bettina Püll. „Es ist wirklich ein tolles Gemeinschaftsprojekt.“ Das ist es zweifelsohne, denn viele Helfer:innen und Unterstützer:innen haben mit angepackt. So wurden die Kästchen für die Nisthilfen von der Würselener Seniorenwerkstatt angefertigt. Mit Schilfrohr und Bambus gefüllt wurden sie im Sommer beim „Tag der Kulturen trifft Familientag“ von vielen Kindern. Im Würselener Stadtgarten haben dann Schüler:innen des Umweltparlaments vom Würselener Gymnasium, deren Lehrer sowie die Umweltplanerin selbst Hand angelegt. Und das verarbeitete Material stammt aus den Fördermitteln vom „Bunten Band Würselen“.

Holztafel verewigt Helfer:innen

„Die helfenden Kinder und Jugendlichen haben auf einer Holztafel unterschrieben, ihre Namen werden nun mittels Holzbrennstab verewigt und die Platte wird dann auf der Rückseite des Turms befestigt“, sagt Püll. „Wir haben uns hier für die Nordseite entschieden, da sie bei den Bewohnern des Nistturms weniger beliebt ist. Außerdem schützt die Tafel zusätzlich vor Zugluft.“

Jedes Jahr eine neue Aktion für den Umweltschutz

„Wir sprechen im Unterricht darüber, wie Umweltschutz funktioniert und wie die biologische Vielfalt erhalten bleiben kann“, sagt Lorenz, Schüler am Würselener Gymnasiums. „Wir haben uns dann entschieden, dass wir dazu hier in Würselen etwas machen wollen. Mit der Hilfe unserer Lehrer und Frau Püll ist dann das Nistturm-Projekt entstanden.“ Aber mit dieser Aktion wollen sich die Schüler:innen nicht zufriedengeben. „Wir planen weitere Projekte“, sagt die Schülerin Miriam. „Das nächste Mal überlegen wir uns, was im Bereich Fahrradmobilität zu machen.“ Und Jakob ergänzt: „Jedes Jahr soll es eine neue Aktion für den Umweltschutz geben.“

Der Nistturm besteht aktuell aus:

    einer kleinen Trockenmauer

·         einem Totholzlager, zum Teil mit Bohrungen für Wildbienen

·         zahlreichen kleinen Kästchen, befüllt mit Schilfrohr und Bambus als Wildbienenhotels

·         Reisigbündeln

·         einem knallroten Florfliegenkasten (Florfliegen sind als Larve sehr erfolgreiche Blattlausvertilger.)

·         Buchenholzblöcken mit unterschiedlich großen Löchern für viele verschiedene Wildbienenarten

·         einem extensiv begrünten Dach mit einem Meisennistkasten

Ergänzt werden soll der Turm noch mit Lochziegeln, deren Löcher mit Löss-Lehm gefüllt werden, sowie einem Stroh- oder Heulager. Die Zwischenräume der kleinen Trockenmauer werden noch aufgefüllt mit kleineren Steinen und sollen zum Teil noch Lehmfüllungen bekommen. Und während noch restliche Streicharbeiten – selbstverständlich mit Bio-Holzschutzlasur – verrichtet wurden, sind schon die ersten Wildbienen eingezogen.

Langgraswiese unterhalb der Obstwiese angelegt

Im Rahmen des Projekts „Buntes Band Würselen“ sind im Stadtgarten zahlreiche Flächen angelegt worden, die bereits vom zeitigen Frühjahr an bis in den Herbst hinein nicht nur optisch für Farbe sorgen. Wildblumenflächen, Blumenzwiebelstreifen und eine Langgraswiese, die unterhalb der Obstwiese mit einer zusätzlichen Wildblumensaat angelegt wurde, locken bald zahlreiche blütenbestäubende Insekten an.

„Und diese werden im Lebensturm einen geeigneten Unterschlupf finden“, sagt Püll. „Die Langgraswiese wird nur einmal im Jahr, im Spätsommer, gemäht, sodass die Wildblumen den Sommer über blühen dürfen.“ Entlang des Bahntrassen-Radwegs strahlen derzeit leuchtend gelbe Narzissen und rote Tulpen um die Wette, in einem anderen Abschnitt sorgen Traubenhyazinthen, Blausterne, und Krokusse für eine frühe Versorgung der Wildbienen mit Nektar und Pollen.

Sicherung des Nistturms mit Kaninchendraht

„Nach kompletter Fertigstellung werden vor allem die Nisthilfen für die Wildbienen mit Kaninchen- oder Hühnerdraht abgesichert“, sagt Püll. „Denn Specht und Co. haben auch Gefallen daran, die Larven der Wildbienen aus ihren Brutröhren zu ziehen und dabei auch die Nisthilfen auseinander zu nehmen – und das wollen wir ja vermeiden!“

„Mit unserem Projekt wurde die Obstwiese, mit leichter Hanglage im Würselener Stadtgarten, nun ökologisch aufgewertet“, freuen sich Sebastian Firneburg und Christian Voigt über das Engagement ihres Umweltparlaments. Beide freuen sich schon auf weitere Projekte, die sie gemeinsam mit den Schüler:innen des Umweltparlaments für Klima- und Umweltschutz erarbeiten werden.