Alles rund um Aachen

... Stadt versucht die Situation zu entspannen. Nach wie vor hält die angespannte Betreuungssituation in den städtischen KiTas an. Neben hohen Krankenständen fehlt es auch weiterhin an Fachpersonal in den Tageseinrichtungen für Kinder. „Oberste Priorität hat die gesicherte Betreuung der Kinder, eine stabile Situation für die Eltern und auch Rücksicht auf die Mitarbeiter*innen in den KiTas", betonte Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung, Jugend und Kultur heute bei einem Pressegespräch (Dienstag, 9. August).

Erhöhung der Ausbildungsplätze
Deshalb versucht die Stadt seit Monaten mit verschiedenen Maßnahmen die Situation zu verbessern, zum Beispiel durch stetige Neueinstellungen, eine Erhöhung der Ausbildungsplätze mit hervorragender Aussicht auf eine spätere Übernahme, Beschäftigungen im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes oder im Freiwilligen Sozialen Jahr und die Nutzung des Alltagshelferprogramms, das verlängert wurde. So sind derzeit rund 120 Auszubildende in allen Ausbildungsjahren in den KiTas eingesetzt, 58 davon sind am 1. August gestartet. 21 Alltageshelfer*innen – hier laufen derzeit noch weitere Einstellungsgespräche – entlasten das Fachpersonal bei Alltagstätigkeiten und zusammen sieben junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst oder im Freiwilligen Sozialen Jahr ergänzen das Personal. Die Stundenzahlen der Küchenkräfte werden aufgestockt. Zusätzlich gibt es ein Wiedereingliederungsprogramm, bei dem sich Fachkräfte wie Erzieher*innen, bei der Stadt bewerben können, die seit längerem nicht mehr im Beruf sind und nun unsicher, ob sie noch in den modernen KiTa-Alltag passen. Bei diesen Kräften setzt man auf enge Betreuung und Fortbildung, um sie wieder fit für die Aufgabe zu machen.

Trotzdem bleibt die personelle Situation in den Einrichtungen eine Herausforderung, der Zugewinn an Personal kann die Weggänge durch Verrentung, Schwangerschaft und auch Kündigungen – vor allem kurz- und mittelfristig – nicht kompensieren. Aber Beate Traeger, Abteilungsleiterin KiTas und Tagespflege im Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, ist wichtig: „Uns ist auch nicht geholfen, wenn wir anderer Stelle, etwa bei den freien Trägern, massiv Personal abwerben." Dann würde das KiTa-System dort geschwächt.

Tatsächliche Bedarfe bei den Betreuungszeiten werden abgefragt
Als weiter Maßnahme soll das Gros der Mitarbeiter*innen in den Kernzeiten eingesetzt und auf benötigte Betreuungsbedarfe in den Randzeiten nach tatsächlichem Bedarf reagiert werden, heißt das Personal wird nicht per se vorgehalten, so kann für ein einzelnes Kind nach 16 Uhr eine einzige Fachkraft ausreichen. Dies wurde in enger Abstimmung mit dem Fachbereich Personal und Organisation und dem Personalrat der Stadt abgestimmt. Diese Maßnahme setzt eine Abfrage der genutzten Betreuungszeiten auf Seiten der Familien voraus, mit dem Ziel einer besseren, ressourcenorientierten Planbarkeit in der KiTa und einer gesicherten Betreuung für die Kinder in den tatsächlich benötigten Zeiten. Angestrebt wird eine „win-win-Situation": Das System KiTa wird insgesamt stabilisiert und die Familien erhalten eine verbesserte Verlässlichkeit der benötigten Betreuung. Und vor allem: Den Kindern sichert die Stadt einen regelmäßigen, freudigen KiTa-Besuch zu. Dazu wurden heute Elternbriefe und Fragebogen an die Eltern verteilt. „Wir werben um Solidarität in allen Einrichtungen", so Beate Traeger.

Personalaufwendige Zusatzangebote teilweise eingeschränkt
Der Bildungsauftrag der Kindertagesstätte ist weiterhin bindend, auch wenn zeitweise von – teils personalaufwendigen – Zusatzangeboten Abstand genommen werden muss. Das kann konkret heißen, dass regelmäßige Waldtage oder Ausflüge, etwa zum Tierpark, reduziert werden müssen oder auch St. Martinszüge oder Weihnachtsfeiern kleiner ausfallen. Aber: Bereits durch eine pädagogisch vorbereitete Umgebung in der KiTa, die Anregungen schafft für Kommunikation, Interaktion und Begegnung mit der Umwelt, werden die Selbstbildungspotenziale des Kindes angeregt. Das Kind möchte von sich aus aktiv werden. Ziel ist die Fokussierung auf die Bildungsbereiche und auf die zu vermittelnden Inhalte, im Vordergrund stehen die Kinder. Insgesamt bietet der gesamte KiTa-Alltag ausreichend Gelegenheit, die einzelnen Bildungsbereiche zu erfüllen, sei es im Freispiel, durch Übungen des täglichen Lebens (An- und Ausziehen, Hygiene), in der Essensituation oder in weiteren alltagsintegrierten Angeboten. Claudia Rädisch, Sachgebietsleitung Pädagogik, Abteilung KiTas und Tagespflege: „Zur frühkindlichen Bildung müssen wir wieder mehr den Alltag nutzen. Im KiTa-Alltag passiert bereits ganz viel, etwa in den Bereichen Mathematik oder Bewegung – auch ohne zusätzliche Angebote."

Nur gemeinsam – Verwaltung, KiTa-Personal, Familien – kann es gelingen, dem derzeitigen Fachkräftemangel zu begegnen. „Wir versuchen alles, um aus dieser Situation das Beste heraus zu holen", verspricht Schwier. Aber: „Das System ist auf Kante genäht, doch wir wollen mit den Maßnahmen vor die Lage kommen."