Alles rund um Aachen
Am 9. Mai 2013 wird der Präsidentin der Republik Litauen, Dalia Grybauskaite, der Internationale Karlspreis zu Aachen verliehen. Der Karlspreis ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um die europäische Einigung verdient gemacht haben. Konrad Adenauer, Sir Winston Churchill, François Mitterand, Helmut Kohl und Jacques Delors sind nur einige der Preisträger, die den gesamteuropäischen Anspruch des Preises widerspiegeln.

 

Am Vortag der Preisverleihung findet jährlich das Karlspreis-Europa-Forum statt. Rund 80 europäische Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien treffen sich jährlich zu diesem Gedankenaustausch.

 

Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Aachen, Marcel Philipp, begann Pat Cox, vormaliger Präsident des Europäischen Parlaments und Karlspreisträger 2004, seine Rede mit durchaus kritischen Tönen. Unterschiedliche Interessen aus verschiedenen Ländern zeigten deutlich, wie viel Nicht-Europa wir hätten. Europa habe jedoch nur dann eine Chance, wenn man sich gemeinschaftlich um europäische Belange kümmere und Einzelinteressen nicht in den Vordergrund rückten. Pat Cox mahnte eindringlich, die Jugendarbeitslosigkeit in den Krisenländern der EU rigoros zu bekämpfen.

 

,,Das Rückgrat von Europa ist Deutschland und Frankreich" so Maurice Gourdault-Montagne, Botschafter der Französischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland, in seinem Beitrag. Wichtige gemeinsame Ziele seien die Ankurbelung des Wachstums und die Schaffung einer Bankenunion.

Elmar Brok MdEP, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments, betonte, es gelte in Europa die größte Krise seit 1929 zu meistern. Diese Krise sei nicht dadurch entstanden, dass Regeln gebrochen worden wären, sondern der Fehler läge darin, dass im Vorfeld keine verbindlichen Regeln aufgestellt worden seien, so Brok.

 

Für eine hitzige Diskussion sorgte die Rede des Briten Ashley Fox MdEP, Stellv. Vorsitzender des Ausschusses für Konstitutionelle Fragen des Europäischen Parlaments. England sei nicht zufrieden mit der Richtung der Europäischen Union, so Fox. Unter dem Strich hätte die EU England bis heute mehr Geld gekostet als eingebracht. Dieser Zustand sei den Bürgern seines Landes nur sehr schwer zu vermitteln. England habe sich noch nicht endgültig von der EU verabschiedet, aber das Vertrauen schwinde und wenn man so weiter mache wie bisher, werde diese Ehe mit einer Scheidung enden, betonte Fox.

 

Unter der Moderation von Udo van Kampen, Leiter des ZDF-Studios in Brüssel, diskutierten im Anschluss hochrangige Vertreter aus Industrie und Bankwesen zum Thema ,,Europa im globalen Wettbewerb - welche Wachstumspotenziale hat die EU?".

 

Uwe Fröhlich, Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, stellte fest, dass die letzte Zinssenkung der EZB keine Impulse mehr gebracht habe. Zudem habe er die Sorge, die EZB würde händeringend nach neuen Handlungsfeldern suchen bzw. auf politisch noch nicht geklärten Handlungsfeldern tätig werden. Er forderte die EZB auf, sich ausschließlich auf ihr gesetzlich festgelegtes Mandat zu beschränken.

 

Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, räumte ein, dass die Ineffizienz von Zinssenkungen durch die EZB umso größer werde, je näher man sich der ,,Null-Linie" nähere. Weitere Werkzeuge stünden jedoch zur Verfügung. Konkrete Maßnahmen und Zeitpläne nannte er nicht. Mersch forderte vehement die Einführung einer europäischen Bankenunion und -aufsicht sowie eines europäischen Abwicklungsmechanismus. Banken müssten durch diesen Mechanismus in Zukunft privatrechtlich abgewickelt werden können, ohne den Steuerzahler zu belasten, betonte Mersch.

 

Tilman Todenhöfer, Geschäftsführender Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand, machte deutlich, dass die Regierungen der EU-Krisenländer die eigene Verantwortung für die wirtschaftliche und finanzielle Misere gerne nach Deutschland oder Brüssel verschieben würden. Eine Anti-Deutsche-Stimmung in großen Teilen der jeweiligen Bevölkerung sei die Folge. Es gelte jedoch, die notwendigen Strukturmaßnahmen weiter umzusetzen und so die Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen. Bereits 2014 würden sich erste Erfolge, insbesondere in Spanien, einstellen. Todenhöfer forderte die rasche Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit in den EU-Krisenländern. Eine ganze Generation junger Menschen dürfe nicht verloren gehen und womöglich in die Arme von Extremisten getrieben werden.

 

Höhepunkt Und Abschluss des Karlspreis-Europa-Forums ist ein festliches Bankett zu Ehren der Preisträgerin, bei dem Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen, die Ansprache halten wird.

 

Weitere Informationen zum Internationalen Karlspreis zu Aachen gibt es unter

www.karlspreis.de .

 

 

 

 

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