Alles rund um Aachen

Für die Zukunftsfähigkeit des Einzelhandels und der Gastronomie wird es immer wichtiger, digitale Technologien, Medien und alternative Vertriebsformen einzusetzen. Auf Grundlage von Bedürfnissen des Einzelhandels, der Gastronomie sowie von Konsument*innen wird das Projekt „Hybrider Einzelhandel Aachen" entwickelt und durch Forschung begleitet. Ziel ist es, am Innovationsstandort Aachen einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Wandel des Einzelhandels und der Gastronomie durch die Verschmelzung digitaler und stationärer Angebote voranzutreiben.

In Zusammenarbeit mit dem Informationsportal „Einkaufen in Aachen" werden hybride Shopping-Funktionen für Verbraucher*innen sowie ein digitaler Werkzeugkasten für den Einzelhandel und die Gastronomie entwickelt. Er bietet – je nach Digitalisierungslevel – verschiedene Funktionen an, so zum Beispiel eine Schnittstelle zu bestehenden Warenwirtschaftssystemen, Click & Collect und 360°-Rundgänge. Diese Maßnahme wird durch eine Workshop-Reihe für Gastronom*innen und Einzelhändler*innen begleitet sowie durch Öffentlichkeitsarbeit und Marketingmaßnahmen komplettiert.

Das Projekt wird seit mehr als einem Jahr von der Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau der RWTH Aachen (IMA) umgesetzt. Kooperationspartner sind die Initiative „Einkaufen in Aachen" sowie der Märkte und Aktionskreis City e.V. (MAC). Im Rahmen der Digitalen Modellregionen wird das Projekt vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW bis Ende August 2022 gefördert.

Dieter Begaß, Leiter des Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung und Europa, erwartet von dem Projekt positive Effekte für Unternehmen: „Wir wünschen uns, dass wir möglichst viele Unternehmen befähigen können, die ersten, digitalen Schritte zu gehen, um sich so den Herausforderungen der Zukunft optimistisch zu stellen." Das Projekt entlastet die Teilnehmenden dabei beim Risiko und dem Aufwand zur Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen.

Erfolgreiche Partizipation
Seit Projektbeginn nahmen an den Workshops und an den digitalen Einkaufsbummel-Veranstaltungen Stand Juni 2021 fast 100 Einzelhändler*innen und Gastronom*innen teil. Außerdem konnten durch die Workshops vom IMA bislang etwa 30 Bürger*innen eingebunden werden. „Unsere Forschungsergebnisse dienen als Grundlage für die Weiterentwicklung des lokalen Handels und der Gastronomie und helfen dabei, ein außergewöhnliches und zukunftsfähiges Einkaufserlebnis zu gestalten", erklärt Dr. Frank Hees, stellvertretender Direktor des Lehrstuhls für Informationsmanagement im Maschinenbau (IMA) der RWTH Aachen. Neben Workshops und Testphasen wurde vom IMA letztes Jahr eine erste Anforderungserhebung von Einzelhandel und Gastronomie durchgeführt. „Darüber hinaus beschäftigen wir uns damit, ein potenzielles Betreiber*innen-Modell zu entwickeln, um das Projekt in eine wirtschaftliche und langfristige Umsetzung zu überführen."

Technische Infrastruktur
Der digitale Werkzeugkasten wird über die technische Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Die darin enthaltenen Services und Funktionen können Einzelhändler*innen und Gastronom*innen aktivieren und deaktivieren. Dazu Manfred Piana, Geschäftsführer des Märkte & Aktionskreis City e.V. (MAC): „Das Projekt, welches auf unserem bestehenden Informationsportal ‚Einkaufen in Aachen' aufsetzt, bringt relevante und nachhaltige Werkzeuge hervor, die nicht nur als Insellösungen funktionieren, sondern auch mit Portalen, wie unserem, kombinierbar sind. Dieses Ziel streben wir an, um ein besseres Einkaufserlebnis in Aachen, online wie offline, zu ermöglichen." Erste Funktionen des Werkzeugkastens wurden den Teilnehmenden in einem Workshop Ende April erklärt. Ab Sommer 2021 werden einzelne Werkzeuge, wie Onlineterminvereinbarung und Navigation zum Geschäft, freigeschaltet, die nach Testdurchläufen mit Konsument*innen in Benutzung genommen werden.

Aus der Praxis für die Praxis
Die seit November 2020 bisher digital laufende Workshop-Reihe unterstützt die Einzelhändler*innen und Gastronom*innen bei der Vorbereitung für die erfolgreiche Nutzung der technischen Infrastruktur. Darüber hinaus werden Grundlagenwissen zur Digitalisierung vermittelt sowie neue Formate und Tools zum Ausprobieren vorgestellt. Schwerpunkte waren dabei unter anderem die Themen Bildbearbeitung, Social Media, Datenschutz, Warenwirtschaft und Digitale Technologie im Geschäft.

Eventformat „Digitaler Einkaufsbummel"
Das Eventformat wurde im Dezember, Februar und März über die Plattform Wonder.me durchgeführt. Im April fand das vierte Event erstmal als Instagram-Live-Shopping statt, eine Wiederholung der letzten Veranstaltung ist für Ende Juli geplant. Das neue Format soll auch pandemie-unabhängig im Rahmen der digitalen Transformation zum Einsatz kommen. „Formate wie der ‚Digitale Einkaufsbummel' sind wichtig für uns als Handel, um abseits des täglichen Geschäfts neue Verkaufsansätze kennen zu lernen und Hemmungen abzubauen, diese selbstständig einzubinden. Zudem stärken sie das Gemeinschaftsgefühl, welches für ein tolles Einkaufserlebnis in Aachen sehr wichtig ist", meint die Aachener Einzelhändlerin Corinna Faber, Inhaberin von miila baby & kids concept store. Das Projekt sei eine tolle Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und das ohne, dass dabei das Risiko und Kosten selbst getragen werden müssen.