Alles rund um Aachen

Seit dem Frühjahr 2020 sind im Reallabor Theaterplatz mögliche Zukunftsszenarien für den zentralen Stadtplatz erprobt und in einem offenen Prozess mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und weiterentwickelt worden. Der Theaterplatz soll ein lebendiger Ort im Herzen der City werden – und zeigt schon heute als Reallabor, welches Potenzial er besitzt. Im Planungsausschuss ist am Donnerstagabend (10. Dezember) der Reallabor-Prozess der vergangenen Monate vorgestellt worden.

Die Politik hat anschließend beschlossen, dass aus den Erfahrungen des Reallabors heraus nun die nächsten Planungsschritte eingeleitet werden sollen. Ziel ist ein attraktiv umgestalteter Theaterplatz und des direkt angrenzenden Umfelds. Ein Planungswettbewerb mit externen Büros soll ab Mitte 2021 dazu beitragen, die besten Lösungen herauszuarbeiten. Vorbereitend hierfür bereitet die Verwaltung einen Bürger*innen-Dialog vor, der voraussichtlich im Februar 2021 starten wird. Mit all diesen Ergebnissen möchte die Stadt im Herbst kommenden Jahres dann Städtebaufördermittel für das Theaterplatz-Projekt beantragen.    
Gewinn an Aufenthaltsqualität

Mit dem Umbau des Theaterplatzes rechnet die Stadt ab 2023. Bis dahin sollen die positiven Erfahrungen vor Ort weitergenutzt und das Reallabor mit der Sperrung der nördlichen Umfahrt für den motorisierten Individualverkehr fortgesetzt werden. Schritt für Schritt wurden seit Ende März am und rund um den Theaterplatz intensiv mögliche Planungen getestet und neue Perspektiven aus dem Blickwinkel von Kultur, Mobilität, Klima und Freiraumgestaltung erfahrbar gemacht. Das Reallabor wird vom Citymanagement der Stadt Aachen gestaltet. Im Ausschuss stellte Projektleiterin Dr. Daniela Karow-Kluge vor, welche Erfahrungen mit den unterschiedlichen temporären Interventionen gemacht worden sind. „Während dieses interaktiven Prozesses mit den Menschen und Akteuren vor Ort konnten wir erfassen, was gut funktioniert und was vielleicht weniger gewünscht ist", erklärte Karow-Kluge. Nach der provisorischen Gestaltung der Nordseite im Frühjahr 2020 – den sogenannten Theatergärten – mit Hochbeeten, flexibel gestaltbaren Holzrahmen und Sitzmöbeln zur Steigerung der Aufenthaltsqualität, lieferte insbesondere die Europäische Woche der Mobilität vom 16. bis 22. September viele weitere hilfreiche Erkenntnisse, die nun in den weiteren Planungs- und Beteiligungsprozess einfließen. „Neben der Nordumfahrung wurde in dieser Zeit auch die südliche Umfahrung und somit der gesamte Theaterplatz für den Autoverkehr gesperrt. Der gewonnene Raum stand so anderen urbanen Nutzungen offen", so Planerin Karow-Kluge.

Zudem fanden im Spätsommer Tanz-Performances auf dem Theaterplatz statt, der Start des Reallabors wurde von einem Foto-Wettbewerb begleitet. Den Türöffner des Projekts symbolisierte über den Jahreswechsel 2019/20 ein großes Theaterportal, das alle Menschen dazu einlud, am Theaterplatz neue Perspektiven einzunehmen. Auch ein „Sport im Park"-Kurs konnte testweise auf dem Theater-Vorplatz angeboten werden. Mit Baukultur NRW hat das Citymanagement einen starken Kooperationspartner finden können, der den Reallaborprozess medial begleitet und dokumentiert.  

Als zentralen Baustein bezeichnete Karow-Kluge den über die gesamte Zeit hinweg gelebten Bürgerdialog. Durch Interviews, Feedback-Bögen, Umfragen, Social-Media-Auswertungen und viele persönliche Gespräche hat ein umfassender Beteiligungsprozess das gesamte Reallabor begleitet. Hierfür hat sich insbesondere die direkt am Platz gelegene „Planbar" als Anlauf- und Beratungsstelle bewährt, die vom Citymanagement intensiv genutzt wird. 
Auswertung der temporär geänderten Verkehrsführung

Zudem fanden in Verantwortung des Fachbereichs Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen während der Europäischen Mobilitätswoche Verkehrszählungen an relevanten Knotenpunkten statt. Wie hat sich die geänderte Verkehrsführung auf den Verkehr rund um den Theaterplatz ausgewirkt? Dieser Frage gingen städtische Mobilitätsexperten nach. Neben Zählungen an den Knotenpunkten Theaterstraße/Borngasse  und Alexianergraben/Franzstraße wurden Reisezeiten für die Theaterstraße, Borngasse sowie für den Alexianergraben ausgewertet. Die Betrachtung hat ergeben, dass die geänderte Verkehrsführung nicht grundsätzlich zu längeren Reisezeiten auf der Ausweichroute Franzstraße/Borngasse sowie auf der Theaterstraße geführt hat. Hinsichtlich des Busverkehres kann verglichen zum Normalzustand ohne Sperrung zwischen den Haltestellen Wallstraße und Elisenbrunnen eine Zeitersparnis verzeichnet werden. Auf dem Alexianergraben in Richtung Kapuzinergraben hat die geänderte Verkehrsführung im Betrachtungszeitraum hingegen zu längeren Reisezeiten für Bus und Auto geführt. Insbesondere am Knotenpunkt Alexianergraben/Franzstraße kann insofern ein zusätzliches punktuelles Optimierungspotential (z.B. Anpassung der Ampelanlagen) Bestandteil einer weitergehenden Untersuchung sein, wenn eine dauerhafte neue Verkehrsführung in diesem Bereich angestrebt wird. Das Resümee der Mobilitätsexperten: Insgesamt hat das Reallabor gute Erfahrungen generiert, die in die Entscheidung für die zukünftige Verkehrsführung am Theaterplatz einfließen werden.

Weitere Informationen zum Reallabor und den Verkehrserhebungen finden Sie im Internet unter www.aachen.de/theaterplatz.