RWTH

Forschende der RWTH Aachen, des Forschungszentrums Jülich und der Universitäten Bochum und Düsseldorf veröffentlichen Forschungsergebnisse in Science. Warum erreichen Vögel kognitive Leistungen, die mit denen von Hunden, Katzen und sogar Affen vergleichbar sind? Krähen sind beispielsweise geschickt im Plündern von Mülleimern, Meisen können lernen, Milchdosen zu öffnen, und Papageien sprechen.

Eine Studie von Forschenden der Ruhr-Universität Bochum unter Beteiligung von Professor Hermann Wagner vom RWTH-Institut für Biologie II, des Forschungszentrums Jülich und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hilft dabei, diese außergewöhnlichen Leistungen der Vögel zu verstehen. Die Ergebnisse wurden nun unter dem Titel „A cortex-like canonical circuit in the avian forebrain” in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.

Die fortgeschrittenen kognitiven Fähigkeiten von Säugetieren wurden bisher mit der Entwicklung der Großhirnrinde in Zusammenhang gebracht. Doch einige Vogelarten zeigen erstaunliche kognitive Fähigkeiten, obwohl Vögel keine Großhirnrinde (Kortex), sondern ein Pallium besitzen, welches als analog zur Großhirnrinde angesehen wird. Ein wesentliches Merkmal des Säugetierkortex ist seine geschichtete Architektur. In einer anatomischen Untersuchung des Vogelpalliums beschreiben die Forschenden nun eine ähnlich geschichtete Architektur, die an den Kortex von Säugetieren erinnert. Demnach liegt der Kognition bei Vögeln und Menschen das gleiche Bauprinzip zu Grunde, trotz 300 Millionen Jahren unabhängiger Evolution. Dieses Bauprinzip könnte im Sinne der Bionik als Vorbild für ingenieurtechnische Anwendungen dienen wie in der kognitiven Robotik.

Zitation: Stacho M, Herold C, Rook N, Wagner H, Axer M, Amunts K, Güntürkün O. 2020. A cortex-like canonical circuit in the avian forebrain. Science 369: 1–12. doi:10.1126/science.abc5534

Online abrufbar unter: https://science.sciencemag.org/content/369/6511/eabc5534.full