Alles rund um Aachen

Das neue integrierte Klimaschutzkonzept (IKSK) der Stadt Aachen ist ein 166 Seiten starkes Werk, das nach den Beratungen in verschiedenen politischen Ausschüssen am Mittwochabend (26. August) im Stadtrat beschlossen wurde. Neben der Analyse der Hauptverursacher für Treibhausgasemissionen und der effektivsten Potenziale zur Senkung der klimarelevanten Emissionen sind im Klimaschutzkonzept 70 Maßnahmen aufgelistet, mit einem konkreten Zeitrahmen für deren Umsetzung und mit einem Investitionsvolumen von 67 Millionen Euro pro Jahr.

„Qualitätsvolles Klimaschutzpaket geschnürt"

 „Wir haben ein ambitioniertes Programm vorgelegt und damit ein qualitätsvolles Klimaschutzpaket geschnürt, mit dem wir eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einnehmen wollen", sagte Umweltdezernent Dr. Markus Kremer. Die Finanzierung der Maßnahmen wird ein wichtiges Thema im Rahmen der demnächst anstehenden Beratungen zum Haushalt 2021 sein.

Dass die Ausgestaltung des Konzepts indes weitergeht, machte Kremer in der Ratssitzung deutlich: „Uns erreichen erfreulicherweise immer wieder zahlreiche Anregungen und Vorschläge aus der Fachwelt und der Stadtgesellschaft." Man freue sich daher auf den weiteren Beteiligungs- und Evaluationsprozess mit den Akteuren und die Fortentwicklung der Strategie.

Zurück geht das Klimaschutzkonzept auf die Erklärung des Stadtrats zum Klimanotstand im Juni 2019. Damals wurde die Verwaltung beauftragt, das neue Klimaschutzkonzept mit großem Einsatz, überzeugender Qualität und hohem Tempo zu entwerfen und schließlich der Politik und Öffentlichkeit vorzulegen. In rund einem Jahr wurden eine Klimaschutzstrategie 2030 und ein Handlungsprogramm 2025 entwickelt.

Das Ergebnis kann sich gewiss sehen lassen. Mit dem IKSK liegt nun ein Rahmenkonzept vor, in dem die strategisch wichtigen Handlungsfelder auf dem Weg zur geplanten Halbierung der Kohlendioxid-Emissionen (CO2) von 1990 bis 2030 beschrieben und die entsprechenden Potenziale differenziert betrachtet werden.

Drei Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt des Konzepts

Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die erweiterte Nutzung erneuerbarer Energien, die Sanierung von Altbauten und die Stärkung einer klimafreundlichen Mobilität. In diesen Sektoren sind die größten Effekte zur Senkung der Emissionen möglich. Dabei ist hervorzuheben, dass die Fachverwaltung in vielen Bereichen nur die Rahmenbedingungen schaffen sowie informieren und beraten kann. Letztlich gelingt die Energiewende jedoch nur, wenn die gesamte Stadtgesellschaft ihren Teil dazu beiträgt.

„Das integrierte Klimaschutzkonzept ist eine fundierte Planungsgrundlage für alle weiteren Klimaschutzaktivitäten der Stadt", sagte Dezernent Kremer. Doch das Konzept zeige auch, dass trotz der immensen Investitionssumme von weit über 60 Millionen Euro nur knapp 60 Prozent der selbst gesteckten Einsparungsziele von 76.850 Tonnen CO2 pro Jahr bis ins Jahr 2030 zu erzielen sind. „Für die restlichen 40 Prozent müssten Land und Bund sorgen, indem sie Rahmenbedingungen, vor allem im Verkehrsbereich, verändern", betonte Kremer. 

Klimaschutzkonzept löst private Investitionen aus

Dieser Erkenntnis setzte er aber entgegen, dass die öffentlichen Investitionen in den Klimaschutz immer auch die Konjunktur in Stadt und Region beleben. „Für jeden Euro, den wir für Fördermittel einsetzen, nehmen die Bürgerinnen und Bürger im Idealfall fünf bis zehn Euro selbst in die Hand", sagte der Umweltdezernent.

Die städtische Klimaschutzbeauftragte Maria Vankann verdeutlicht das an einem konkreten Beispiel. „Ein Förderprogramm für Altbausanierung kostet die Stadt 3,7 Millionen Euro und kann Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro auslösen", sagte sie. Gegenzurechnen seien überdies die Kosten für Schäden, die der Klimawandel bereits verursacht. Auf Aachen heruntergerechnet sei dies allein durch Extremwetter jährlich ein Betrag von 15,5 Millionen Euro.

Um das angestrebte Klimaschutzziel zu erreichen, sind verschiedene Bereiche im Klimaschutzkonzept ausdrücklich benannt worden. Die Energie in Aachen muss effizient und in erster Linie mit erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne erzeugt werden. Bestehende Gebäude müssen so saniert werden, dass hervorragende Haustechnik und gute Dämmung zum Einsatz kommen. Gewerbe und Industrie müssen auf effiziente Technologien setzen. Hier können enorme Potenziale zur CO2-Verminderung in den nächsten Jahren auch auf kommunaler Ebene erzielt werden. Deutlich schwieriger ist es im Verkehrssektor. Hier ist modernste Fahrzeug- und Motortechnik dringender denn je erforderlich. Doch die kommunalen Möglichkeiten sind eher begrenzt. 

Effizienzanalyse zeigt, wo die meiste CO2-Reduktion möglich ist

Das neue, vorgelegte Klimaschutzkonzept präsentiert auch eine Effizienzanalyse, in welchen Bereichen das eingesetzte Geld die meiste CO2-Reduktion bringt. Die wirkungsvollsten Maßnahmen hat die Fachverwaltung im Maßnahmenplan 2025 zusammengefasst. „Er verursacht allein Kosten in Höhe von 35 Millionen Euro", sagt Vankann. Damit lasse sich nicht nur die Konjunktur beleben. Das Paket biete auch die Grundlage, als Stadt selbst Fördermittel einzuwerben, zum Beispiel bei der Nationalen Klimaschutzinitiative oder bei anderen Programmen, die Bund und Land in den nächsten Jahren auflegen.

Die Fachverwaltung musste nicht alles neu erfinden. Schon seit vielen Jahren ist sie bestrebt, dem Klimaschutz einen angemessenen Rahmen im politisch-gesellschaftlichen Raum zu geben. Viele Ideen und Konzepte existieren bereits. Mit dem Handlungsprogramm 2025 sind nun zusätzlich 70 Maßnahmen entwickelt worden, um den Klimaschutz in den nächsten Jahren zu beschleunigen.

In einem ersten Schritt hat der Stadtrat am Mittwochabend (26. August 2020) nun ein Förderprogramm für neue Photovoltaikanlagen beschlossen.