Alles rund um Aachen

Aufgrund der Corona-Krise fürchten nicht nur Soloselbstständige um ihre Existenz. Auch viele Geschäfte müssen derzeit schließen, Unternehmen ihre Produktion drosseln, Messen, Veranstaltungen und Konzerte fallen aus. Aufträge und Umsätze vieler kleiner und mittlerer Unternehmen brechen dadurch weg.

Die Stadt Aachen in Kooperation mit der StädteRegion Aachen, aber auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer, der Märkte und Aktionskreis City (MAC) und viele andere Institutionen bieten aktuell aus diesem Grund zahlreiche Informationen zur wirtschaftlichen Bewältigung der Krise an und informieren über entsprechende Hilfestellungen für Unternehmen und Beschäftigte.

Ungewisse Zukunft für die Wirtschaft

In einem gemeinsamen Pressegespräch am heutigen Vormittag (Montag, 30. März 2020) sagte Oberbürgermeister Marcel Philipp, dass die derzeitige Krise nicht nur unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem vor besondere Herausforderungen stelle, sondern auch die Wirtschaft einer ungewissen Zukunft entgegensehe. „Die Lage ändert sich täglich und teilweise stündlich, was viele Unsicherheiten mit sich bringt. Deshalb bieten die Stadt und StädteRegion gemeinsam mit den Kammern sowie den unterschiedlichen Unternehmerverbänden seit Krisenbeginn eine Hilfestellung durch Beratung für die Unternehmen. Es ist uns wichtig, in dieser Zeit nicht wegzutauchen, sondern für die Unternehmen da zu sein", erklärte OB Philipp.

Klein- und Kleinstbetriebe

Professor Dr. Manfred Sicking, Aachener Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen, berichtete von rund 15.000 niedergelassenen Unternehmen in Aachen mit rund 125.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Davon gehörten, so Sicking, fast 95 Prozent der Aachener Betriebe zu den Kleinst- und Kleinbetrieben, die in besonderer Weise von der Krise betroffen seien. Auch er unterstrich, dass es nun oberstes Ziel sei, Aachener Unternehmen und deren Beschäftigte zu sichern. „Aus diesem Grund hat der städtische Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung der StädteRegion Aachen sehr schnell verschiedene Maßnahmen und Services bereitgestellt, um Unternehmen sowie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu unterstützen."

 

Markus Terodde, Dezernent für Bildung, Jugend und Strukturentwicklung der StädteRegion Aachen, betonte, dass es nun sehr wichtig sei, dass alle wirtschaftlich von der Krise betroffenen Menschen so schnell wie möglich handfeste Infos bekämen. Da die Hilfen derzeit von unterschiedlichsten Stellen kämen, sei ein entsprechender Überblick so wichtig wie noch nie. Er erklärte: „Als Stadt und StädteRegion bündeln wir unsere Kräfte, arbeiten Hand in  Hand, um alle Informationen und Antworten an zentraler Stelle zu finden."

 

Existenzängste nehmen

Dieter Begaß, Leiter des städtischen Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Europa, berichtete, dass die in Zusammenarbeit von Stadt und StädteRegion entstandene Service-Hotline bis Ende der vergangenen Woche bereits 400 Anrufe entgegengenommen habe. Aktuell seien dort 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt, und es bestehe die Möglichkeit, das Angebot noch weiter auszubauen. Es sei in der momentanen Lage ausgesprochen wichtig, die Unternehmen zu unterstützen, ihnen Existenzängste zu nehmen und spezifische Fragen zu klären, die die Unternehmen auf Basis der online zu findenden Informationen nicht allein beantworten können.

Neue Geschäftsmodelle

Gleichzeitig kündigte er an: „Wir sind als Wirtschaftsförderer gerade dabei, konkrete Hilfsangebote und Maßnahmen zu schaffen, die die Unternehmen direkt unterstützen und ihnen beim Aufbau und Ausbau neuer Geschäftsmodelle sowie deren Vermarktung helfen". Dieter Begaß wies in diesem Zusammenhang auf das Stichwort „hybrider Einzelhandel" sowie auf die Website www.aachen-handelt.de  hin, die die Stadt Aachen zukünftig gemeinsam mit dem Medienhaus Aachen voranbringen wird.

Pro Stunde rund 150 Anfragen

Auch die IHK Aachen arbeite nach den Worten ihres Hauptgeschäftsführers Michael F. Bayer momentan unter Hochdruck, um die Unternehmen aus der Region zu entlasten: „Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Als erste IHK in Deutschland setzen wir gezielt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, um die regionale Bundesagentur für Arbeit bei der Erstberatung zum Kurzarbeitergeld zu unterstützen. Dort ist der Ansturm ratsuchender Unternehmer gewaltig. Pro Stunde erfolgen rund 150 Anfragen. Gleichzeitig haben wir mit dem Start des NRW-Soforthilfeprogramms unsere Beratungsaktivitäten weiter ausgebaut und die Servicezeiten verlängert. Bis einschließlich Samstag haben wir bislang mehr als 2.000 Unternehmer bei der Beantragung der Soforthilfe unterstützt".

Dienstleistungsangebot aufrechterhalten

Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, berichtete, dass in den Aachener Betrieben weitgehend ein normaler Betrieb herrsche. Eine große Ausnahme sei die Berufsgruppe der Friseure, deren Tätigkeit zurzeit komplett untersagt sei und deren Betriebe auch oft außerhalb der Krise nicht besonders kapitalstark aufgestellt seien. Viele von ihnen hätten jetzt nach Liquiditätshilfen gefragt. Peter Deckers versicherte, dass die Handwerkskammer auch in dieser Zeit ihr Dienstleistungsangebot – zumindest eingeschränkt – aufrechterhalten und auch der Lehrgangsbetrieb teilweise wieder aufgenommen würde.

„Wir müssen jetzt gemeinsam handeln, damit wir später auch wieder gemeinsam feiern können", sagte abschließend Klaas Wolters, der Vorsitzende des MAC. Er sei beeindruckt, wie schnell der Zusammenhalt in der Stadt aktuell wachse. Der Handel sei auch in der Corona-Krise aktiv. Wolters berichtete von Aktionen wie „Einkaufen in Aachen" und „Aachener Gutschein" oder auch von einer erfolgreichen Initiative kleiner Händler zum gemeinsamen Lieferdienst. „Die Händler werden immer einen Weg finden, die Ware zum Kunden zu bringen. Egal ob als Bestellung über WhatsApp, Instagram, Facebook, Telefon oder im Webshop", versprach er.