Eschweiler

Ob es denn in der Inde auch Krokodile gebe, war eine Frage der unterhaltsameren Art, die Bürgermeister Rudi Bertram und Mitarbeiter der Eschweiler Stadtverwaltung am vergangenen Freitag zu beantworten hatten. Überwiegend standen ansonsten Themen wie kommunale Entwicklungspolitik, Gewerbesteuereinnahmen, Tagebaurekultivierung und kommunaler Klimaschutz im Mittelpunkt eines rund zweistündigen Erfahrungsaustauschs mit acht Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus Mosambik.

Für die Delegation aus dem südostafrikanischen Land war Eschweiler die letzte Station auf einer insgesamt einwöchigen Informationsreise quer durch die Bundesrepublik. Auf Einladung des Auswärtigen Amtes sollten die mosambikanischen Verwaltungschefs beim Fachaustausch mit deutschen Kommunen, Ministerien und entwicklungspolitischen Organisationen die Möglichkeit erhalten, vielfältige Eindrücke und Fachwissen für ihren Arbeitsalltag in Mosambik mitzunehmen.

In dem Land, das über ein mehr als doppelt so großes Staatsgebiet wie Deutschland verfügt, aber nur 30 Millionen Einwohner zählt, findet zurzeit nämlich eine Dezentralisierungsreform statt. Im Rahmen dieser unterstützt die Bundesregierung Mosambik beim Aufbau einer effizienten und transparenten öffentlichen Verwaltung.
Bis vor kurzem spielten die Kommunen jedoch nur eine geringe Rolle in der politischen Struktur des Landes am indischen Ozean. So klang für die Delegation einiges, was in Eschweiler gängige Praxis ist, noch wie ferne Zukunftsmusik. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die mosambikanischen Kommunen nur über einen Bruchteil der finanziellen Mittel deutscher Kommunen verfügen. Eine besondere Herausforderung in Mosambik stellen zudem verheerende Extremwetterereignisse dar, die das Land immer wieder heimsuchen und ganze Städte und Landstriche zerstören. So hat der Zyklon Idai im März dieses Jahres die Großstadt Beira nahezu vollständig zerstört und zu mehreren hunderttausend Obdachlosen geführt.  
Für Bürgermeister Bertram und seine Mitarbeiter hat der persönliche Austausch mit der Delegation einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig die Übernahme globaler Verantwortung ist. Dass der Reiseverlauf die mosambikanische Delegation auch nach Eschweiler führte, kann zudem als Beleg dafür gewertet werden, dass auch dem Auswärtigen Amt sowie dem Goethe Institut, das die Durchführung der Reise organisierte, Eschweilers Engagement zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele nicht entgangen ist. Der Kooperation mit dem Globalen Süden kommt in diesen 17 Zielen eine große Bedeutung zu.
Vor diesem Hintergrund und von Eschweilers Engagement beeindruckt stellte zum Abschluss einer der Gäste noch die Frage, ob Eschweiler nicht auch an einer Partnerschaft mit einer afrikanischen Stadt interessiert wäre.