Herzogenrath

Ulrike Braun wurde zur neuen Schulleiterin der Grundschule Pannesheide bestellt. Sie bringt  mehrjährige Erfahrung als Konrektorin und zuletzt Rektorin an der Gemeinschaftsgrundschule Paul-Gerhardt in Düren mit. Anfang November 2019 trat sie ihre neue Stelle an und übernahm damit sicherlich eine spannende Herausforderung für die kompakte Grundschule mit rund 100 Schülerinnen und Schülern und über einem Dutzend Lehrkräften.

Worin sehen Sie die besonderen Herausforderungen nach ihrem Schulwechsel?

Braun: Durch meinen Wechsel mitten im Schuljahr hatte ich keine Einarbeitungszeit. Meine Stelle in Düren endete zum 31.10. und meine Stelle hier in Herzogenrath begann am 04.11.19. Meine Vorgängerin, Monika Wallbrecht, ist zum 01.09.19 in Pension gegangen. Ein dreiköpfiges Schulleitungsteam hatte zwischenzeitlich die Leitungsaufgaben kommissarisch übernommen. Ich spürte die Erleichterung, als ich an die Schule kam und das Team damit wieder komplettieren konnte. Jetzt heißt es für mich, zunächst alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kennen zu lernen sowie die weiteren Institutionen, mit denen wir gemeinsam den Lehrauftrag in Herzogenrath wahrnehmen. 

Ich möchte diese Schule nicht grundsätzlich verändern, sondern ihren Geist erhalten. Das Konzept entspricht meiner pädagogischen Haltung. Deshalb ist mein Ziel das Bestehende in eine gute Struktur zu bringen. Im Rahmen der Methode „Lernen mit System“ werde ich gemeinsam mit meinem Team den Unterricht evaluieren und unterstützend die Lernprozesse begleiten. Dabei sehe ich mich auch in einer besonderen Fürsorgepflicht für mein Kollegium. Gemeinsam wollen wir künftig auch die Schülerzahl von derzeit 100 Jungen und Mädchen nach vorne bringen. Das bedeutet, dass wir noch mehr Aufklärungsarbeit leisten müssen, um die Vorzüge unserer Schule an die Eltern heran zu tragen.

Wie haben Sie die bauliche Situation der Schule als „Neueinsteigerin“ empfunden?

Braun: Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1886. Doch das Alter sollte einen nicht täuschen: Wir sind hier inhaltlich auf dem neuesten Stand.  Für mich hat die bauliche Situation einen ganz besonderen Charme. Zwischen Labyrinth und modernem Anbau haben wir hier eine ländliche Oase, in der sich die Kinder wohlfühlen können und mich hält der tägliche Weg in mein Büro auf der obersten Etage sicherlich fit.

Sie haben in Ihrer Zeit als Mitglied im Schulleitungsteam der GGS Jülich-Süd das Konzept für die Jahrgangsmischung mitentwickelt. Wie wollen Sie künftig damit umgehen und inwiefern korrespondiert die praktische Umsetzung hier mit Ihrem damals entwickelten Konzept?

Braun: In weiten Teilen korrespondiert das hiesig praktizierte Konzept mit meinem. Dabei ist mein wichtigster Grundsatz, dass man Vertrauen in die Schülerinnen und Schüler setzt, denn: je offener man arbeitet, umso mehr Ritualisierung und Strukturierung braucht man. Natürlich ist das eine Gratwanderung mit einem Ziel: der individuellen Förderung der Kinder gerecht zu werden. Durch die Erfahrungen, die ich insbesondere an der GGS Paul-Gerhardt in Düren sammeln konnte, weiß ich wo uns der Weg hinführen soll. Zusammen mit meinem Team will ich - und das betone ich ganz besonders - auf Augenhöhe Schulentwicklung betreiben.

Die Ausgangsposition ist hier ganz hervorragend. Unserer Schule wurde zu Beginn dieses Jahres durch die  QA (Qualitätsanalyse in Schulen NRW)  in einem mehrseitigen Qualitätsbericht bescheinigt, dass hervorragende Ergebnisse erzielt wurden. Daran möchte ich mit meiner künftigen Arbeit gerne anknüpfen.

Thema Schulsozialarbeit. Wie stehen Sie dazu?

Die Schulsozialarbeit ist nicht mehr wegzudenken. An unserer Schule ist Frau Hauschulz bereits seit 17 Jahren tätig. Sie ist für die Kollegen eine wichtige Ansprechpartnerin z.B. beim Umgang mit schwierigen Kindern geworden. Aber sie ist auch aktiv auf Feldern wie der Organisation eines Schülerparlaments, eines Pausenschiedsrichters und sie bereitet Schulversammlungen vor. Da sie keine Lehrkraft ist, hat sie auf die verschiedenen Thematiken im Schulalltag einen anderen Blick. Deshalb bringen ihr die Kinder ein anderes Vertrauen entgegen. Hier in Pannesheide sind wir auf dem Gebiet der Schulsozialarbeit tatsächlich Vorreiter, da wir die erste Schule in Stadtgebiet waren, die hiermit begonnen hat.

Thema Digitalisierung. Wie ist die GS Pannesheide hier aufgestellt?

Braun: Wir haben einen Anfang gemacht. Zwei Klassen sind mit White Boards ausgestattet und uns stehen drei iPads zur Verfügung. Wir haben einen Auftrag in Richtung Medienerziehung. Die Kinder sollen lernen, verantwortungsvoll und kritisch mit den digitalen Medien umzugehen und wir bringen sie auf diesen Weg.

Thema Sprachförderung. Wie ist die derzeitige Situation?

Braun: Die Sprachförderung ist kein Schwerpunkt. Wir bieten sogenannten DAZ-Unterricht, d.h. Deutsch als Zielsprache. In Kleingruppen werden hier die Kinder gefördert, die Schwächen aufweisen. In den Vorjahren wurde - insbesondere wegen der direkten Nachbarschaft - auch Niederländisch unterrichtet. Ich werde gemeinsam mit dem Kollegium eruieren, inwiefern wir unser Angebot hierzu evtl. wieder erweitern können.

Thema Offene Ganztagsschule. Wo liegen Ihres Erachtens die Chancen, Probleme und Nebenwirkungen für die außerschulische Jugendarbeit?

Braun: Die Arbeit der Offenen Ganztagsschule ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Schulprogramms und sehr gut aufgestellt. Ich möchte diese Aufgabe ganzheitlich wahrnehmen und die Ganztagskollegen noch mehr in unser Team integrieren. Sie sollen nicht das Gefühl haben in zweiter Reihe zu stehen, sondern auf Augenhöhe mit dem gesamten Lehrerkollegium kooperieren. Das können wir noch optimieren und daran werden wir arbeiten.

Thema Kindermahlzeit. Ist das auch an der GS Pannesheide ein Thema?

Braun: Dass ein Kind ohne Mahlzeit zur Schule kommt, tritt bei uns - zum Glück - nur ganz vereinzelt auf. Deshalb können wir solche Fälle auch recht gut im Gesamtkontext auffangen, so dass wir hier keinen weiteren Handlungsbedarf haben.

Thema Dorv-Laden. Ist für Sie eine Zusammenarbeit zwischen Schule und dem benachbarten Dorv-Laden praktikabel und denkbar?

Braun: Es gibt bereits gemeinsame Aktionen wie z.B. eine Apfelsaftaktion. Angedacht ist auch ein Mehrgenerationenprojekt. Inwieweit die Zusammenarbeit realisierbar ist, werden wir in Zukunft ausloten müssen.

Lassen Sie mich abschließen mit einer persönlichen Anmerkung, was mich für meine neue Aufgabe besonders motiviert und was meine Zielsetzung ist:

Ich bin neugierig auf das, was mich erwartet. Mein Motor ist, dass ich gute Schule machen will, die den Kindern gerecht wird. Schule muss sich den gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen und sich weiter entwickeln. Alle Kinder müssen die Chance haben gut lernen zu können, ihre Persönlichkeit zu stärken und eine eigene Meinung zu haben.

Das Interview führte Petra Baur, Pressesprecherin der Stadt Herzogenrath.