Stolberg
Stiftung „Schulbau in Zweifall im 19. Jahrhundert"
Im Jahr 2019 präsentiert das Stadtarchiv Stolberg monatlich als „Archivale des Monats" eine der Stiftungen der Bürgerinnen und Bürger der Kupferstadt, die von 2016 bis 2018 abgegeben wurden. Zwölf historische ‚Schätzchen' sollen interessante Einblicke in die Stadtgeschichte geben und stellvertretend allen Stifterinnen und Stiftern als Dank für ihre vielfältige Unterstützung gelten.
Das Archivale des Monats Juli sind zwei Pläne des Schulbauwesens in Zweifall im 19. Jahrhundert. Sie gelangten mit weiteren kommunalen Akten auf Umwegen zurück in öffentlichen Besitz durch eine Stiftung aus Zweifall. Rita Stoff trat als geschichtsinteressierte Bürgerin mit diesen wichtigen Unterlagen ans Stadtarchiv heran, so dass sie wie weitere Akten, die Jahre zuvor Michael Koch dem damaligen Archivar Wolfgang Machhof übergeben hatte, im Bestand ‚Zweifall' eine dauerhafte Bleibe finden konnten. Und nicht unerwähnt bleiben soll die Stiftung von privaten Planunterlagen des Zweifallers Albert Willems, da in dem Stadtteil insgesamt ein lebendiges Geschichtsbewusstsein anzutreffen ist.
 
Nun zu den Plänen: der „Situationsplan von den Grundstücken, auf welchen die neu zu erbauenden Schulen in Zweifall errichtet werden sollen" vom Oktober 1870 zeigt in rot die gleichartigen Umrisse der Bauwerke, gezeichnet vom Kreisbaumeister Poschen in Eupen. Im Zweifaller Ortskern wurden die Neubauten für die katholische und die evangelische Schule 1872 eingeweiht. Unter kirchlicher Aufsicht lag die die älteste katholische Schule an der Döllscheidter Straße, die 1836 von einem kommunalen Bau im klassizistischen Stil ersetzt worden war. Im Huck wurde nun die dritte Schule errichtet, wo auf dem Archivale des Monats der offene Hasselbach vorbeifließt, der jüngst wieder ans Tageslicht zurückgeholt wurde. Auf dem Plan in feinem Blau aquarelliert und die Fläche zwischen Bach und Gebäude als „Turnplatz" ausgewiesen. „Ne varietur", also „nichts wurde verändert" bestätigen vier Unterschriften vom 13. 2. 1871 auf dem Plan, der auch einige blasse Bleistiftberechnungen für die Ausführung enthält. Der östliche, giebelständige Anbau erfolgte 1900.
 
Die „Neue evangelische Schule" entstand auf dem Platz des Schulhauses des 17. Jahrhunderts in der Apfelhofstraße, das eigens abgebrochen wurde, um wiederum die Schule gegenüber dem Pastorat einrichten zu können. Dieses diente Anfang des 19. Jahrhunderts zweitweise beiden Konfessionen als Simultanschule und wurde 1832 renoviert. Von diesen Maßnahmen stammt die zweite vorgestellte „Zeichnung zu der Veranschlagung der Reparaturen an dem evangelischen Schulhause zu Zweifall" von Kommunalbaumeister Christian Wilhelm Ulrich, angefertigt in Schleiden am 6. April 1832. Speichertreppe, Dachzimmer und Abtritte wurden erneuert. Recht selten werden die kleinen Details berücksichtigt, wie die Toilettenanlage am Pastoratsstall, die zwei Plumpsklos umfasste. Die feine Federzeichnung offenbart, dass ein breiterer Abtritt dem Lehrer vorbehalten war und der kleinere mit schmaler Tür den Schülerinnen und Schülern. Schulbau ist für Kommunen eine immerwährende Aufgabe und der Blick zurück zeigt Verhältnisse, die Planer, Kollegium und Schülerschaft heute nur in Erstaunen versetzen kann.
 
Nach vielen Umzügen und Neubauten wurden beide konfessionellen Zweige 1964 im letzten Neubau im Steinbend zusammengelegt und bilden heute eine Gemeinschaftsgrundschule, die in der wunderbaren Zweifall-Monographie von Heinrich Koch (1968) als „eine der schönsten des ganzen Kreises" (gemeint war der damalige Kreis Monschau) bezeichnet werden kann.
 
Das Stadtarchiv beherbergt und sammelt als Historisches Kompetenzzentrum und ‚Gedächtnis der Stadt' Akten, Urkunden, Bilder, Bücher, Zeitungen, Nachlässe und andere Sammlungen der Stadtgeschichte. Historische Unterlagen aus allen Stadtteilen stehen dort interessierten Bürgern für Forschung, Wissenschaft und Bildungsarbeit zur Verfügung.