Alles rund um Aachen

Das Erasmus Student Network (ESN) hat am heutigen Donnerstag (23. Mai) im Krönungssaal des Aachener Rathauses die Karlsmedaille für europäische Medien, die „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens" erhalten. Mit der Karlsmedaille wird seit dem Jahr 2000 im Vorfeld der Karlspreis-Feierlichkeiten eine europäische Persönlichkeit oder Institution ausgezeichnet, die sich auf dem Gebiet der Medien in besonderer Weise um den Prozess der europäischen Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht hat. Der Portugiese João Pinto, amtierender Präsident des Erasmus Student Network, nahm die Auszeichnung stellvertretend für alle im ESN ehrenamtlich tätigen Studentinnen und Studenten in Empfang.

Weltoffene und neugierige junge Menschen

Mit Vergabe dieser 19. Karlsmedaille würdigt das Kuratorium des Vereins „Médaille Charlemagne" dessen Verdienste als transeuropäisches Netzwerk, welches Studenten nicht nur dabei unterstützt,  Auslandssemester zu absolvieren, sondern dabei im Wesentlichen auch das Ziel verfolgt, Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen zusammen zu bringen. In der Begründung des Kuratoriums heißt es entsprechend, dass ein einheitliches Europa nur funktionieren könne, wenn Menschen sich als Europäer begriffen, ohne ihre nationale Identität zu verlieren. Im Wortlaut: „Hierfür ist es unumgänglich, dass wir andere Länder, deren Kulturen und Mentalitäten kennen lernen. Durch das Studieren und Leben, durch Begegnung und Austausch in einem anderen Land werden Beziehungen auf- und Ressentiments abgebaut. Wir brauchen weltoffene und neugierige junge Menschen, die als Unterstützer eines einheitlichen Europas für dessen Werte einstehen. In einer Zeit, in der die Stimmen gegen ein einheitliches Europa immer lauter werden, tritt das ESN öffentlich für ein gemeinsames Europa ein". 

150.000 Studenten im Erasmus-Stipendium

Das Erasmus Student Network (ESN) ist eine der größten interdisziplinären Studentenorganisationen in Europa. Es betreut Austauschstudenten, die in der Regel vom Erasmus-Programm vermittelt werden, und erleichtert ihnen die Integration vor Ort. Allein in Deutschland gibt es 29 Sektionen, die Erasmus-Plus-Teilnehmer unterstützen und beraten. Weltweit umfasst das Netzwerk 472 Sektionen in 37 Ländern, die insgesamt über 150.000 Studenten im Erasmus-Stipendium zur Seite stehen.

Symbol für die Zukunft des europäischen Projekts

Der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp betonte in seiner Begrüßungsrede, dass eine längere Zeit im Ausland zu lernen und zu arbeiten weit mehr sei als nur ein fachdisziplinärer Ausbildungsabschnitt. Damit verbunden sei das Eintauchen in eine andere Kultur, das Leben und Denken in einer fremden Sprache und das Kennenlernen anderer Sichtweisen. Vor allem aber seien es die Begegnungen mit Menschen anderer Länder, durch die oft lebenslange Freundschaften entstehen und berufliche Netzwerke aufgebaut würden. Philipp:

„Das Erasmus-Programm ist eine Erfolgsgeschichte, die die Menschen unseres Kontinents näher zusammengebracht hat. Erasmus ist ein Gegenprogramm zu den Bestrebungen, die das europäische Projekt aufgeben und eine umfassende Renationalisierung wollen. Gerade in den derzeit schwierigen Zeiten, in denen Europa unter Druck steht, ist Erasmus ein ermutigendes Symbol, das für die Zukunft des europäischen Projekts steht, für Toleranz und Akzeptanz, für grenzüberschreitende Kontakte und Kooperation, für Vielfalt und zugleich europäische Einigkeit."

Blick in die Vergangenheit

Michael Kayser, Vorsitzender des Vereins „Médaille Charlemagne" hielt den Zuhörern im Krönungsaal eindringlich vor Augen, dass gerade junge Menschen die Zukunft Europas sein. Sie müssten es gestalten, fördern und zukunftsfähig machen. Er erklärte: „Die Gefahr liegt darin, dass für die heutigen Studentinnen und Studenten das vereinte Europa eine Selbstverständlichkeit ist. Sie sind darin aufgewachsen und können sich etwas anderes überhaupt nicht vorstellen. Ein Blick in die gar nicht allzu weit entfernte Vergangenheit verrät jedoch etwas anderes. Das bedeutet, es muss aus der Vergangenheit gelernt werden, um die Zukunft gestalten zu können."    

Freiheiten des vereinten Europas

Am Rande der Preisverleihung sagte bereits Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Aachener Karlspreisdirektoriums: „Aktuell findet in Europa – am kommenden Sonntag bei uns in Deutschland - die Europawahl statt. Das Interesse der Medien ist diesbezüglich - so zumindest mein Eindruck -  so groß wie lange nicht mehr. Beinahe täglich findet eine Talkshow oder ein Kandidatenduell statt. Es wird sich zeigen, ob die Bürgerinnen und Bürger dieses Interesse teilen, zur Erinnerung, bei der  letzten Wahl lag die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent. Er betonte: „Ich setze sehr auf unsere Erasmus-Generation. Gerade Menschen, die die Freiheiten des vereinten Europas für sich nutzen und diese zu schätzen wissen, sollten auch hierfür einstehen. Auch an den Wahlurnen."        

Dr. Viviane Reding hielt die Laudatio

Dr. Viviane Reding, ehemalige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission,

hielt bei der Verleihung der Medáille Charlemagne die Laudatio auf das Erasmus Student Network. Als EU-Kommissarin war Reding für das Ressort Bildung, Kultur, Jugend, Medien und Sport maßgeblich an der Förderung des Erasmus Mundus Programmes beteiligt, das den Studentenaustausch unter den Mitgliedsstaaten fördert. Für die musikalische Untermalung der Verleihungszeremonie sorgten an diesem 23. Mai die jungen Musiker Nathascha Botchay und Mila Breuer (beide auf Violine) sowie Kathareyna Kranke (Cembalo). Präsentator des Abends war der Journalist Patrick Leusch.

Die bisherigen Preisträger

Bisherige Preisträger der Médaille Charlemagne waren der Publizist Lord George Weidenfeld (GB), der Autor Cees Nooteboom (NL), der Produzent Jan Mojto (D), der Regisseur Jean-Jacques Annaud (F), der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks Köln Fritz Pleitgen (D), die polnische Schauspielerin Krystyna Janda, die Stiftung Berliner Philharmoniker,  gemeinsam die Regisseure Fatih Akin (D) und Abdellatif Kechiche (F), die Organisation „Reporter ohne Grenzen", der Musiker André Rieu (NL), die Verlegerin Inge Schönthal-Feltrinelli (I), die russische Zeitung Novaya Gazeta, Timothy Garton Ash (GB), die European Film Academy (EFA),  die OSZE-Beauftragte für die Freiheit der Medien Dunja Mijatović, der Eurovision Song Contest, der deutsche Fernsehjournalist und ehemalige Leiter des ARD-Studios Brüssel Rolf-Dieter Krause sowie im vergangenen Jahr der britische Schriftsteller und Historiker Sir Ian Kershaw.

Die Stifter des Preises

Gestiftet wird der Preis vom Verein „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens", dem folgende Institutionen angehören: Stadt Aachen, Stadt Maastricht, Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, Landesanstalt für Medien NRW, Film- und Medienstiftung NRW GmbH, Arte - der Europäische Kulturkanal, BBC World News, Deutsche Welle, EOS Entertainment GmbH, Discovery Networks Deutschland, der Zeitungsverlegerverband Nordrhein-Westfalen e. V. sowie die Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen e. V. Der Verein wurde 2006 auf Initiative der Landesanstalt für Medien NRW und der Stadt Aachen ins Leben gerufen.

Angela Katzy gestaltet die Medaille

Die Medaille selbst wird von der in Köln lebenden Künstlerin Angela Katzy gestaltet. Sie hat einen Durchmesser von etwa 10 cm und ist in 925er Silber gearbeitet. Der Lapislazuli ist in 750er Gelbgold gefasst, auch die innere Strebe ist in gelbgold gestaltet. Sie steht für den Strich, den Karl der Große einer Unterschrift gleich seinem Siegel selbst beifügte, da er selbst nicht schreiben konnte.

Mehr zum Preis unter www.medaille-charlemagne.eu